Herr Theurer, Ihr Parteichef Christian Lindner will morgen im Vorstand die Vertrauensfrage stellen. Hat er noch Ihr Vertrauen?
Die Abläufe in Thüringen haben die FDP bundesweit in eine außerordentlich schwierige Lage gebracht. Jetzt gilt es, die Kräfte zu bündeln, um den Schaden zu begrenzen. Eine kritische Analyse des Krisenmanagements wird sich anschließen müssen. An der Person des Bundesvorsitzenden kann man dies aber nicht festmachen. Deshalb hat er mein Vertrauen.
Trotzdem hat auch Lindner Fehler gemacht: Hätte er sich nicht schon gestern deutlicher von Thomas Kemmerich distanzieren müssen, der sich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ?
Lindner und das Präsidium haben Thomas Kemmerich vor einer Kandidatur gewarnt und gestern nochmals deutlich gemacht: mit der FDP kann darf und wird es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben.
Wie bewerten Sie denn das Vorgehen von Thomas Kemmerich?
Es ist nicht verwerflich, für ein Amt zu kandidieren. Nachdem klar war, dass die Wahl nur durch die Unterstützung der AfD zustande kam, hätte er sie besser nicht annehmen sollen. Die Kandidatur erfolgte ohne Unterstützung und Billigung des Bundespräsidiums der FDP. Thomas Kemmerich musste bewusst sein, dass seine Kandidatur mit erheblichen Risiken verbunden ist. Es ist richtig, dass er den Weg für Neuwahlen frei macht.
Fürchten Sie nicht, dass die FDP aufgeklärte Liberale nun dauerhaft als Wähler verliert?
Das hoffe ich nicht.
Wie lässt sich der für die gesamte Partei entstandene Schaden nun reparieren?
Die FDP muss auf allen Ebenen deutlich machen, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD gab, gibt oder geben wird. Wenn sich die hochkochenden Emotionen gelegt haben, wird eine sachliche Analyse zeigen: das Dilemma in Thüringen ist das Erstarken der rechten und linken Extreme, nicht die FDP. Im Gegenteil: Die FDP wird als starke Partei der Mitte mehr denn je gebraucht.