Integration Mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt

Seit fünf Jahren hat jeder In- und Ausländer das Recht, einen im Ausland erlangten Berufsabschluss hier anerkennen zu lassen.  63.000 Abschlüsse wurden seither anerkannt. Doch die Bilanz könnte weit besser sein.

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Seit der Bund 2012 das Anerkennungsgesetz verabschiedet hat, wurden  bis Ende 2015 genau 63.400 Anträge positiv beschieden.  Drei Viertel erreichten eine volle Gleichwertigkeit, die Ablehnungsquote lag bei unter drei Prozent. Quelle: dpa

Berlin Seit der Bund 2012 das Anerkennungsgesetz verabschiedet hat, wurden  bis Ende 2015 genau 63.400 Anträge positiv beschieden.  Drei Viertel erreichten eine volle Gleichwertigkeit, die Ablehnungsquote lag bei unter drei Prozent.  Die Tendenz ist deutlich steigend, Zahlen für 2016 sind für Herbst angekündigt. Die Anerkennung hilft massiv bei der Integration in den Arbeitsmarkt: Nach dem Qualitätssiegel durch die deutschen Stellen für die ausländischen Abschlüsse waren neun von zehn Personen erwerbstätig – gut 50 Prozent mehr als zuvor. Das ergab eine  Evaluation im Auftrag des Bundes.  Zugleich stieg das Einkommen um durchschnittlich 1.000 Euro im  Monat oder 40 Prozent, heißt es im Bericht zum Anerkennungsgesetz, den das Kabinett kürzlich verabschiedet hat.  

Mittlerweile kommt jeder zehnte Antrag aus dem Ausland. Diese Möglichkeit gab es zuvor gar nicht. Fast jeder zweite Besucher klickt die zentrale Internetseite „Anerkennung in Deutschland“ von einem Ort jenseits der Grenzen an. Die größten Vorteile bringt das Anerkennungsgesetz nach der Evaluation Menschen aus Drittstaaten, also von außerhalb der EU, und solchen mit einem Abschluss in „nicht reglementierten Berufen“, für deren Ausübung es keine staatlichen Vorgaben gibt. Die größte Gruppe waren hier Elektroniker und Bürokaufleute. Reglementierte Berufe hingegen sind solche in der Medizin, Rechtsberufe, zahlreiche Meisterabschlüsse oder Lehrer an staatlichen Schulen.

Die Flüchtlinge spielen eine zwar wachsende, aber noch sehr kleine Rolle: 2015 kamen aus den Hauptherkunftsstaaten, also vor allem Syrien, Iran, Irak und Afghanistan, lediglich 1437 Anträge auf Anerkennung. Das war jedoch schon ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Für 2016 wird eine weitere deutliche Steigerung erwartet.  

Von den hochfliegenden Hoffnungen zum Start des Gesetzes ist Deutschland allerdings noch weit entfernt: die damalige Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte forsch die Zahl von insgesamt 300.000 möglichen Antragstellern genannt  – und damit die Latte so hoch gelegt, dass die Ministerialen noch heute darüber stöhnen.

Dennoch könnte  der Effekt des Gesetzes zum Wohl der Arbeitnehmer und der Betriebe in der Tat schon viel größer sein – wenn denn die Bundesländer ihren überfälligen Beitrag leisten würden. Hier bestehen noch „große Herausforderungen“, heißt es höflich an mehreren Stellen im Bericht der Bundesregierung. So hat die Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe der Länder – also in einem schon lange von massivem Personalmangel gezeichneten Bereich - erst im Januar 2016 überhaupt ihre „Aufbauarbeit“ aufgenommen. Seit September könnten Gutachten in Auftrag gegeben werden, die allerdings auf 3.000 pro Jahr begrenzt sind. Beim Asylgipfel 2015 hatten die Länder mehr Personal für die zentralen Anerkennungsstellen versprochen – „eine entsprechende Umsetzung scheint jedoch bislang nicht umfassend erfolgt zu sein“, urteilen die Autoren.

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