Radioaktive Abfälle Bundesbehörde bestätigt Sicherheit der Atommüll-Zwischenlager

Die deutschen Atomkraftwerke gehen nach und nach vom Netz. Doch bis es ein funktionsfähiges Endlager gibt, könnte es noch Jahrzehnte dauern.

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Bis 2031 soll ein Standort für ein Endlager gefunden werden. Quelle: dpa

Berlin Die deutschen Atommüll-Zwischenlager sind auch Sicht der zuständigen Genehmigungsbehörde sicher und sollten bis zum Bau eines Endlagers weiterbetrieben werden. „Ich kenne keinen einzigen Fall, wo wir derzeit Unsicherheiten haben“, sagte der Chef des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), Wolfram König, am Donnerstag in Berlin. Eine Auflösung der dezentralen Zwischenlager etwa zugunsten eines zentralen Lagers würde den Transport von bis zu 1900 Castor-Behältern bedeuten – und das Ziel dieser Transporte wäre wieder nur eine Zwischenstation.

Die einstige Begrenzung der Genehmigungen für die zwölf dezentralen Zwischenlager auf nur 40 Jahre habe keine Sicherheitsgründe gehabt, sondern sei ein politisches Signal gewesen, sagte König. Klar sei, dass die Sicherheit auch in Zukunft angesichts neuer Bedrohungen gewährleistet werden müsse. Er halte das schnelle Räumen dezentraler Lager nicht für realistisch, sondern für eine populistische Forderung. Zum Thema Sicherheit in der Zwischenlagerung will das BfE einen Dialog mit den Betroffenen organisieren.

In Deutschland geht voraussichtlich 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Bis 2031 soll ein Standort für ein Endlager gefunden werden, Mitte des Jahrhunderts soll es in Betrieb gehen. Allerdings laufen schon in den 2030er Jahren Genehmigungen der Zwischenlager aus.

Im kommenden Jahr geht die Verantwortung für dezentrale Zwischenlager auf den Bund über. An den vier Zwischenlager-Standorten Biblis, Isar, Philippsburg und Brokdorf laufen derzeit Genehmigungsverfahren zur Aufbewahrung für deutsche Atomabfälle aus Wiederaufbereitungsanlagen La Hague in Frankreich und Sellafield in Großbritannien.

Widerspruch kam unter anderem von der Umweltschutzorganisation BUND. „Anders als die oberste Bundesbehörde sind wir aber der Auffassung, dass die Sicherung und Sicherheit der Castor-Lager bereits aktuell problematisch sind“, sagte Atomexperte Thorben Becker. Defizite gebe es etwa beim Schutz gegen Terroranschläge.

Wegen der längeren Zwischenlagerungsdauer müssten die Behälter mindestens stichprobenweise regelmäßig überprüft werden. Der Linke-Politiker Hubertus Zdebel forderte eine Neubewertung der Sicherheit der Atommülllager mit einer „intensiven Beteiligung der Öffentlichkeit“.

BfE-Präsident König warnte vor der öffentlichen Wahrnehmung, das sich mit dem Abschalten des letzten Reaktors Probleme rund um die Atomkraft in Deutschland erledigt seien. Dass länger zwischengelagert werden müsse, bringe Sicherheitsfragen immer wieder auf die Agenda.

Ursprünglich hatte Deutschland geplant, im niedersächsischen Salzstock Gorleben ein Endlager zu errichten. Nach jahrzehntelangen Protesten hat der Bund inzwischen ein neues Verfahren für die Suche nach einem Endlager-Standort gestartet. Sie soll transparent, ergebnisoffen und nach wissenschaftlichen Kriterien ablaufen. Kritiker halten den Zeitplan, bis 2031 einen Ort zu finden, für unrealistisch. Andere fordern, Gorleben von der Suche auszuschließen. Da dort bereits sehr viel Geld in Forschung und Baumaßnahmen gesteckt wurde, fürchten sie, dass die Suche nicht neutral abläuft.

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