Im Jahr 2020 sind die Schulden der Staaten weltweit stark angestiegen. Ausschlaggebend ist die Coronapandemie und die Folgen für Länder mit steigenden Arbeitslosenzahlen. In solchen Krisenzeiten bietet der Staat Bürgern und Unternehmen finanziellen Rückhalt, zurzeit in Form von Corona-Hilfspaketen. Und viele Staaten haben sich dafür Geld geliehen und so neue Schulden gemacht.
Verschuldung ist wichtig für die Staaten und grundsätzlich auch nichts Schlechtes. Doch auf welchem Niveau befindet sich die Verschuldung in Deutschland, Europa und weltweit?
Was ist Staatsverschuldung?
Staatsverschuldung fasst die jährliche Schuldenaufnahme und zusätzlich die schon vorhandenen Schulden aus vergangenen Jahren zusammen, dargestellt in der Währung des Landes. Gemessen wird die Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Aus dem Verhältnis der Schulden zum BIP berechnet sich die Schuldenquote.
Anders als in privaten Haushalten muss der Staat die Schulden nicht in absehbarer Zeit zurückzahlen. Solange regelmäßige Einnahmen für den Staat bestehen und die Ausgaben nicht überwiegen, droht kein Staatsbankrott. In der Regel lösen neue Kredite auslaufende Kredite ab.
Die steigende Staatsverschuldung in Deutschland durch die Coronapandemie ist kein Einzelfall

Woher bekommt der Staat Geld?
Grundsätzlich erhält der Staat Geld aus Steuereinnahmen. Doch das reicht teilweise nicht aus, um nötige Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Der Staat muss sich also Geld leihen. Die einfachste Möglichkeit sind Kredite von der Bank, die mit Zinsen zurückgezahlt werden.
Geld bekommt der Staat außerdem durch den Verkauf von Staatsanleihen oder Bundesschatzbriefen. Investmentfonds, Versicherungen oder Bürger können ihr Geld in Staatsanleihen anlegen und bekommen eine Rückzahlung über Jahre plus der angefallenen Zinsen. Die Nachfrage in Deutschland ist in den vergangenen Jahren allerdings stark gesunken, da das Zinsniveau sehr niedrig ist.
Profitieren kann der Staat von der jährlichen Inflation. Schulden können durch die Geldentwertung und die steigenden Steuereinnahmen schneller abgebaut werden.
Die Kreditwürdigkeit eines Staates wird von Ratingagenturen bewertet, die eine Einschätzung über die wirtschaftliche Situation abgeben. Übersteigt die Schuldenquote 90 Prozenbt, werden Anleger nervös. Geldgeber ohne Vertrauen in den Staat verlangen höhere Zinsen. Vor allem in Ländern mit geringem BIP und hoher Verschuldung sind die Zinsen weitaus höher als in Deutschland. Problematisch ist, dass durch die höhere Verzinsung der Berg an Schulden schneller wächst. Deswegen warnen Ökonomen vor steigender Staatsverschuldung, da es zu einem Anstieg der Zinsen kommen kann.
Staatsverschuldung in Deutschland 2020
In Deutschland kam es 2020 zu erheblichen Neuverschuldungen durch die Coronapandemie. Zuletzt hatten die Schulden 2019 einen Wert von 1899 Milliarden Euro. Im Jahr 2020 steigt dieser Wert voraussichtlich um weitere 379 Milliarden Euro an. Das Bundesministerium für Finanzen gibt an, dass ein großer Teil, 156 Milliarden Euro, für die Coronahilfen aufgenommen wurde. Laut Statista liegt die Verschuldung im Oktober 2020 bei 2,2 Billionen Euro und hat somit den höchsten Stand, der jemals gemessen wurde.
Schuldenuhr in Deutschland mit der aktuellen Staatsverschuldung
Ausgegeben wird das Geld vor allem für den Verkehr, Forschung, soziale Sicherung, Verteidigung, Bildung und zuletzt die Corona-Hilfspakete. Im Ranking der Europäischen Union liegt Deutschland mit der Verschuldung auf Platz 3.
Staatsverschuldung in Deutschland von 1950-2020
Jahr | Verschuldung in Euro | Schuldenquote in Prozent |
1950 | 10 Milliarden | 20,1 |
1955 | 21 Milliarden | 23,2 |
1960 | 29 Milliarden | 18,7 |
1965 | 45 Milliarden | 19,2 |
1970 | 64 Milliarden | 17,8 |
1975 | 130 Milliarden | 23,6 |
1980 | 239 Milliarden | 30,3 |
1985 | 388 Milliarden | 39,5 |
1990 | 538 Milliarden | 41,2 |
1995 | 1019 Milliarden | 53,8 |
2000 | 1211 Milliarden | 57,4 |
2005 | 1490 Milliarden | 65,1 |
2010 | 2012 Milliarden | 78,4 |
2015 | 2021 Milliarden | 66,7 |
2019 | 1899 Milliarden | 55,1 |
2020* | 2278 Milliarden | 67,4 |
Quelle: Statista /*Prognose auf Basis der Staatsverschuldung in Deutschland im 2. Quartal 2020
Verschuldung der Bundesländer in Deutschland
Ein großer Teil der Staatsverschuldung entfällt auf die einzelnen Bundesländer in Deutschland. Unter den 16 Bundesländern weist Nordrhein-Westfalen die höchste Verschuldung mit 187.187 Millionen Euro auf. Gefolgt von Niedersachsen mit 62.298 Millionen und Berlin mit einer Verschuldung von 57.175 Millionen Euro. Die niedrigsten Schulden hat Sachsen mit 2,16 Milliarden Euro.
Staatsverschuldung in der Europäischen Union 2020
In der Europäischen Union (EU) ist der Schuldenwert insgesamt bei 11,86 Billionen Euro. Die höchste absolute Verschuldung hat Frankeich mit 2638,27 Milliarden Euro. Dicht gefolgt von Italien und Deutschland.
Allerdings weisen Länder mit einer geringeren Wirtschaftsleistung eine höhere Schuldenquote auf. Die höchste Staatsschuldenquote hat Griechenland mit 187,4 Prozent. Die Verschuldung liegt in der EU bei durchschnittlich rund 87,8 Prozent und in den Euro-Ländern bei 95,1 Prozent des BIP.
Länder der EU mit der höchsten Schuldenquote
Land | Schuldenquote 2020 in Prozent | Verschuldung 2020 in Euro |
Griechenland | 187,4 | 333,74 Milliarden |
Italien | 149,4 | 2530,9 Milliarden |
Portugal | 126,1 | 249,98 Milliarden |
Frankreich | 114,1 | 2638,27 Milliarden |
Spanien | 110,1 | 1290,66 Milliarden |
Quelle: Statista /Prognose der Staatsverschuldung in den Mitgliedstaaten der EU im 2. Quartal 2020
Die geringsten Staatsschulden hat Estland mit 5,09 Milliarden Euro und einer zusätzlich niedrigen Schuldenquote mit 18,5 Prozent.
Staatsverschuldung weltweit
Weltweit hat die USA die höchste absolute Staatsverschuldung. Im Oktober 2020 lag die Verschuldung bei 27,14 Billionen US-Dollar. Ein großer Teil hängt auch hier mit der Coronapandemie zusammen. Trotz der hohen Schulden liegt die Schuldenquote derzeit bei 108,02 Prozent.
Die höchste Schuldenquote für 2020 hat Japan mit einem prognostizierten Wert von 266,18 Prozent. Dicht gefolgt von dem Sudan mit 259,39 Prozent.
In Macau hingegen gibt es zurzeit keine Verschuldung. Länder mit geringen Schulden sind außerdem Hong Kong und Brunei.