Steinbrück-Äußerungen Die Diskussion kommt zur Unzeit

Mit dem Thema soziale Gerechtigkeit will Peer Steinbrück im Wahlkampf gegen Angela Merkel punkten. Nun stürzt der Kandidat seine SPD mit Äußerungen zum kargen Kanzlergehalt in Irritationen.

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Der designierte Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, hält deutsche Regierungschefs für unterbezahlt und stößt damit parteiübergreifend auf Kritik. Quelle: dpa

Berlin Ob sich Peer Steinbrück so den Jahresausklang gewünscht hat? Viele in seiner SPD wohl sicher nicht. Gerade ist die monatelange Debatte um Steinbrücks Millionen-Honorare für Vorträge bei Banken, Investmenthäusern und den Stadtwerken Bochum einigermaßen verraucht. Da zündet der SPD-Kanzlerkandidat zum Jahresausklang einen Kracher, der ins neue Jahr hineinhallen dürfte. Schon wieder geht's ums Geld. Und um die Frauen. Ob Steinbrücks Sätze die Niedersachsen-Wahl am 20. Januar beeinflussen, ist offen. Was viele Sozialdemokraten denken, deutet sich schon an.

Zu Beginn des Wahljahres 2013, nur gut drei Wochen vor der Abstimmung in Niedersachsen, kommen die Steinbrückschen Gedankengänge vielen in der SPD mehr als ungelegen. Die Worte dürften neues Wasser auf die Mühlen jener sein, die schon immer vermutet haben, der Mann sei vielleicht doch nicht der richtige Herausforderer Merkels – weil er nicht so recht für soziale Gerechtigkeit stehe. Dabei erhofft sich die SPD einen immensen Schub von Niedersachsen, falls dort eine rot-grüne Regierung nach zehn Jahren Schwarz-Gelb ablösen könnte.

Auch viele weibliche Wähler, bei denen Steinbrück bekanntermaßen ohnehin nicht besonders gut ankommt, dürften angesichts der Wortwahl des Kandidaten irritiert sein. Die Kanzlerin „ist beliebt, weil sie einen Frauenbonus hat“, erklärt er der „FAS“. Und auch was die Rolle seiner Frau Gertrud betrifft, gibt sich Steinbrück offen: Im Wahlkampf werde sie „sehr selten in Erscheinung treten“. Und schiebt nach langer Ehe gleich nach, warum: „Das Risiko, dass meine Frau eine flammende Rede auf mich hält, würde ich auch lieber nicht eingehen.“

Welche Lasten der gebürtige Hamburger seiner Partei aufgebürdet haben könnte, dürfte Steinbrück, der im Wahlkampf besonders auf das Thema soziale Gerechtigkeit setzen will, aus den Reaktionen der eigenen Reihen lesen. Da half es auch nicht, dass er bekennt: „Geld löst bei mir keine erotischen Gefühle aus.“

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