Tool zur Bundestagswahl Bangen vor dem Wahl-O-Mat

Seite 3/3

Lehnt die SPD ein Tempolimit wirklich ab?

Welche Koalitionen im Bund denkbar sind
Große Koalition aus Union und SPDVorteile: technokratisches Regieren, krisenerprobt, sichere MehrheitNachteile: schmerzhaften Reformen eher abgeneigt, schwache Opposition ist kaum als Korrektiv geeignetWahrscheinlichkeit: groß Quelle: dpa
Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen Quelle: dpa
Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP Quelle: dapd
Bürgerliche Koalition aus Union und FDP Quelle: dapd
Schwarz-grüne Koalition aus Union und GrünenVorteile: verbindet Interessen von Ökonomie und ÖkologieNachteile: vereint Wähler mit unterschiedlichem Gesellschaftsbild, wenig Schnittmengen in der WirtschaftspolitikWahrscheinlichkeit: eher gering, weil beide Parteien zunächst andere Koalitionen ausloten Quelle: dpa
Rot-grüne Koalition aus SPD und Grünen Quelle: dpa
Rot-rot-grüne Koalition aus SPD, Grünen und LinkenVorteile: Rechnerische Mehrheit im linken Lager erreichbarNachteile: Linkspartei gilt im Westen als kaum koalitionsfähig, SPD und Linke konkurrieren und misstrauen sich, Peer Steinbrück kann überhaupt nicht mit der LinkenWahrscheinlichkeit: ausgeschlossen

Eine ähnlich souveräne Antwort hätte man sich auch von der SPD auf die Frage nach einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen gewünscht. Zur Erinnerung: Im Mai sorgte Parteichef Sigmar Gabriel mit seinem Vorstoß nach einem Tempolimit von 120 Stundenkilometern für heiße Diskussionen. Zwar ruderte er danach zurück, doch dass die Sozialdemokraten eine Geschwindigkeitsobergrenze generell ablehnen, kann wohl kaum behauptet werden. Dennoch beantworte die SPD beim Wahl-O-Mat die Frage nach dem Tempolimit nicht mit "neutral", sondern mit einem klaren "Nein". Die Begründung fällt einsilbig aus: "Ein allgemeines Tempolimit ist nicht Bestandteil des SPD-Regierungsprogramms."

Falsch ist die Aussage nicht, trickreich hingegen schon. Die Bundeszentrale für politische Bildung kennt diese Problematik und vertraut auf den kritischen Blick der Nutzer. „Die Positionen der Parteien zu den Thesen werden nicht von uns interpretiert, sondern sind ausdrücklich - ebenso wie die zugehörigen Begründungen ihrer Antworten - durch die Parteien autorisiert“, so Kraft.

Das Tool sei eine Recherchegrundlage, nicht mehr und nicht weniger. Die Bundeszentrale für politische Bildung formuliert lediglich die Thesen und wählt die spannendsten 38 aus. „Das sind die Thesen, die die größte Aufmerksamkeit im Wahlkampf haben und bei denen es die größten Unterschiede zwischen den Parteien gibt“, sagt Kraft. Schließlich solle der Wahl-O-Mat auch Differenzen der Parteien deutlich machen. „Wer sich durchklickt merkt: Das Vorurteil, die Parteien seien alle gleich, stimmt nicht“, unterstreicht Kraft.

Wahl-ABC (Q bis Z)

Dabei gäbe es auch immer mal einen "Aha-Effekt" - im positiven wie negativen Sinne. Durchaus möglich, dass die NPD mit einer signifikanten Übereinstimmungsquote erscheint. Und dann? "Eine mittlere oder hohe Übereinstimmung mit extremistischen Parteien im Wahl-O-Mat bedeutet nicht, dass Sie selbst ein Rechts- oder ein Linksextremist sind", betont Kraft. Schließlich gehe es oft um allgemeingültige Themen, etwa um die Frage nach Ladenöffnungszeiten oder einem Rauchverbot in Gasstätten. Dazu beziehen auch extremistische Parteien eine Position. "Oft lässt sich die Ideologie einer Partei in den Begründungen im Wahl-O-Mat finden. Es lohnt sich, diese genau zu lesen", sagt Kraft.

Eine Wahlempfehlung stelle der Wahl-O-Mat sowieso nicht da, betont der Anbieter auch auf seiner Seite. Dass kann das Tool auch nicht bieten. Zu trickreich gehen die Parteien mit der Anwendung um.  Gleichwohl kann das Tool eine wichtige Informationsquelle sein. Und Spaß bringt es auch noch.

Dem Autor bei Twitter folgen:

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%