Übergriffe an Silvester in Köln Kölns Polizeipräsident Albers in Ruhestand versetzt

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Deutsche zunehmend verunsichert

Zwar seien wegen Sexualdelikten drei Strafanzeigen bei der Bundespolizei eingegangen, sagte der Sprecher weiter. Tatverdächtige seien in diesen Fällen aber nicht ermittelt worden. Der Sprecher betonte, es handele sich um Fälle, die in den Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei fielen - also auf dem Bahnhofsgelände und bis zu einer Entfernung von 30 Metern auf dem Vorplatz.

Unter den 31 bekannten Verdächtigen der übrigen Delikte seien neun algerische, acht marokkanische, fünf iranische, vier syrische, ein irakischer, ein serbischer, ein US-amerikanischer und zwei deutsche Staatsangehörige. 18 von ihnen seien Asylbewerber.

In der Silvesternacht hatten sich der Polizei zufolge rund 1000 Männer auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt, viele davon aggressiv und betrunken. Aus kleineren Gruppen heraus seien dann Frauen sexuell angegriffen, bedroht und bestohlen worden. Zeugen zufolge sahen Verdächtige nordafrikanisch oder arabisch aus. Aber auch an dem Polizeieinsatz war massive Kritik laut geworden.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hatte gesagt: "So kann die Polizei nicht arbeiten." Ein Bundespolizist hatte einen kompletten Kontrollverlust der Sicherheitskräfte am Hauptbahnhof geschildert. Der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags wird sich am Montag in einer Sondersitzung mit den Vorkommnissen in Köln beschäftigen.

Die Sorge in der Bevölkerung nimmt derweil zu. So will einer ARD-Umfrage zufolge jeder dritte Bürger größeren Menschenansammlungen aus dem Weg gehen. Bei den Frauen lag der Wert sogar bei 37 Prozent. Zudem verzeichnen die Waffenhändler in Deutschland nach den Vorfällen eine rasant steigende Nachfrage nach Mitteln zur Selbstverteidigung. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Ingo Meinhard, Geschäftsführer vom Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler: "Köln hat verursacht, dass noch mehr Menschen in den Fachhandel kommen." Mittlerweile gebe es bei freien Abwehrmitteln wie Pfefferspray Lieferengpässe und mehrwöchige Lieferzeiten.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich zu Wort: Die Täter der Übergriffe in Köln müssen nach mit aller Härte des Gesetzes und des Staates rechnen. Bevor man aber weitere Konsequenzen beschließen könne, müssten die Vorgänge zunächst vollständig aufgeklärt werden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter.

„Der Bundeskanzlerin ist wichtig, dass erst einmal die vollständige Wahrheit auf den Tisch kommt, dass nichts zurückgehalten oder beschönigt wird.“ Alles andere schade dem Rechtsstaat und der großen Mehrheit völlig unbescholtener Flüchtlinge, „die bei uns Schutz suchen“.

„Natürlich ist es nicht hinnehmbar, dass eine kleine Minderheit das untergräbt durch solche Straftaten“, sagte Streiter, betonte aber auch: „Hier geht es in erste Linie nicht um Flüchtlinge, sondern hier geht es um Kriminalität.“ Gleichwohl gebe es Überlegungen und Diskussionsbedarf zum Thema Abschiebungen.

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