USA Nach Waffengewalt in Atlanta: Gouverneur mobilisiert Nationalgarde

Der gewaltsame Tod einer Achtjährigen sorgt in den USA für Entsetzen. Es war nicht die einzige Bluttat. Nun aktiviert der Gouverneur die Nationalgarde.

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Der Gouverneur von Atlanta beruft die Nationalgarde. Quelle: Bloomberg

Nach einem Wochenende der Gewalt mit Todesschüssen auf eine Achtjährige in Atlanta hat Georgias Gouverneur Brian Kemp die Nationalgarde mobilisiert. Zudem rief er am Montag den Notstand aus. Bis zu 1000 Nationalgardisten würden an bestimmten Orten wie dem Kapitol des Südstaats und der Residenz des Gouverneurs in Atlanta die Arbeit der Polizei unterstützen, kündigte Kemp an. Auf diese Weise solle den Sicherheitskräften ermöglicht werden, in anderen Gegenden für Ordnung zu sorgen.

Am späten Samstagabend war die achtjährige Secoriea Turner durch Schüsse auf einen Wagen getötet worden. Das Auto war nach Angaben von Behörden durch illegal errichtete Barrikaden gefahren, um zu einem Parkplatz in der Gegend zu gelangen. Doch hätten mindestens zwei bewaffnete Verdächtige den Durchgang blockiert und hätten das Feuer auf das Fahrzeug eröffnet, in dem das Mädchen mit seiner Mutter und deren Freundin gesessen hatte.

Die Schüsse fielen unweit eines Wendy's-Schnellrestaurants, wo der Schwarze Rayshard Brooks am 12. Juni von einem Polizisten getötet wurde. Das Restaurant wurde später in Brand gesetzt. In der Gegend wird seitdem häufig gegen Polizeigewalt demonstriert.

Secoriea kam in einer Nacht besonders exzessiver Gewalt in der Südstaatenmetropole ums Leben. Am Feiertagswochenende anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstags wurden in Atlanta allein fünf Menschen durch Schüsse getötet und 30 weitere verletzt, wie Kemps Büro mitteilte. Bereits am Sonntagabend hatte der Gouverneur die Waffengewalt scharf verurteilt. Der jüngste Trend der Gesetzlosigkeit sei ungeheuerlich und inakzeptabel, schrieb er in sozialen Medien.

„Diese Gesetzlosigkeit muss gestoppt werden“

Am Montag legte der Gouverneur mit der Aktivierung der Nationalgarde und der Ausrufung des Notstands nach. Friedliche Proteste seien von Kriminellen mit einer gefährlichen, zerstörerischen Agenda gekapert worden, erklärte er. Nun würden unschuldige Bürger Georgias ins Visier genommen, erschossen und tot zurückgelassen. „Diese Gesetzlosigkeit muss gestoppt und die Ordnung in unserer Hauptstadt wiederhergestellt werden.“

Die Notstandserklärung sei durch „unrechtmäßige Versammlung, Gewalt, offene Gewaltandrohungen, Störung des Friedens und der Ruhe dieses Staates sowie bestehende Gefahren für Personen und Grundstücke“ gerechtfertigt, hieß es in Kemps Anordnung. Diese soll bis mindestens 13. Juni in Kraft bleiben.

Atlantas Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms hatte am Sonntag bei einer emotionalen Pressekonferenz Gerechtigkeit für die kleine Secoriea gefordert. Für deren Tod könne man diesmal keinen Polizisten verantwortlich machen. Hier gehe es um einige Leute mit Waffen, die ein Auto mit einem achtjährigen Baby beschossen hätten - „wozu?“, fragte Bottoms. „Genug ist genug“. Mit Blick auf die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus nach der Tötung von George Floyd in Minneapolis Ende Mai und dem Fall Brooks warnte die schwarze Bürgermeisterin auch vor einem Imageschaden für Aktivisten. „Wenn ihr wollt, dass die Menschen uns ernstnehmen und ihr nicht wollt, dass wir diese Bewegung verlieren, dann dürfen wir einander nicht verlieren“, mahnte Bottoms.

Secorieas Vater Secoriya Williamson sagte, seine Tochter habe an jenem Abend nur nach Hause gewollt, um ihre Cousins zu sehen. „Sie sagen „Black lives matter“ - „Schwarze Leben zählen“, fügte er hinzu. „Ihr habt eure eigenen getötet.“

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