Wirecard-Skandal: Die Aufklärer des Wirecard-Ausschusses

Fabio De Masi: Der Showmaster

Ohne den Linken-Politiker aus Hamburg wäre der Untersuchungsausschuss vor allem eines gewesen: langweilig. De Masi hat seine Kollegen und die Journalisten mit selbst kreierten Wortspielen bestens unterhalten. Karl-Theodor zu Guttenberg? „Der Lothar Matthäus der deutschen Politik.“ Der Ausschuss? „Eine öffentliche Tatortbegehung.“ Ein Luftikus ist De Masi überhaupt nicht: Er hatte Wirecard schon lange vor dem Zusammenbruch im Visier. Im Untersuchungsausschuss konnte der Linken-Politiker, der bei der Bundestagswahl nicht erneut antritt, vor allem bei Befragungen zum Innenleben von Wirecard punkten.

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Danyal Bayaz: Der Karriere-Mann

Für Danyal Bayaz von den Grünen hat sich die Arbeit im Wirecard-Ausschuss gelohnt: Der Abgeordnete aus Bruchsal-Schwetzingen wurde aus dem Bundestag heraus befördert, ist seit Mai Finanzminister von Baden-Württemberg. Oder anders gesagt: Er tauschte den Hoody gegen den Anzug. Bayaz konnte im Untersuchungsausschuss seine Kenntnisse aus der Wirtschaft einbringen. Er war vor seinem Wechsel in die Politik Unternehmensberater bei Boston Consulting.

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Florian Toncar: Der Hartnäckige

Der FPD-Politiker aus dem Wahlkreis Böblingen überzeugte vor allem durch seine Fachkenntnis. Vor seiner Rückkehr seiner FDP in den Bundestag hatte der Jurist bei einer großen Wirtschaftskanzlei gearbeitet. Toncar konnte vor allem in den Themenkomplexen BaFin und Wirtschaftsprüfer wichtige Informationen für die Öffentlichkeit gewinnen. Seine Fragen waren nicht offen gestellt, sondern präzise. Erkenntnisgewinn: hoch.

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Cansel Kiziltepe: Die Karriere-Killerin

Die SPD-Abgeordnete aus Berlin begegnete den Zeugen im Untersuchungsausschuss freundlich. Doch wer dann dachte, es werde gemütlich, der täuschte sich. Kiziltepe war es, die den Chef der Wirtschaftsprüfer-Aufsicht Apas, Frank Bose, als Wirecard-Aktionär überführte. Bose hatte zu einem Zeitpunkt investiert, als seine Behörde mit der Prüfung von Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY beschäftigt war. Bose verlor seinen Job – und Kiziltepes Frage „Hatten oder haben Sie Wirecard-Aktien?“ wurde zur Standard-Frage an alle Zeugen. Das führte tatsächlich gleich mehrfach zu peinlichen Geständnissen.

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Matthias Hauer: Der Ungemütliche

Seine CDU war anfangs gegen den Untersuchungsausschuss – Matthias Hauer war dafür, sagt er. Der Unionsabgeordnete aus Essen rückte in den Befragungen vor allem Zeugen aus dem SPD-Lager auf die Pelle. Akribisch bohrte er etwa beim Thema Leerverkaufsverbot nach. Die übergeordnete Behörde der Finanzaufsicht BaFin ist das Bundesfinanzministerium von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Doch Hauer sorgte auch für Unterhaltung. Etwa, wenn er über seinen Twitter-Account Bilder seiner Mahlzeiten veröffentlicht – er scheint einen Faible für Burger, Pommes und Riesenschnitzel zu haben.

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Jens Zimmermann: Der Witzigste

Der SPD-Mann aus dem Wahlkreis Odenwald hatte keinen leichten Job: Galt es doch, Angriffe auf seine Genossen im Finanzministerium abzuwehren. Das gelang nicht immer. Zimmermann enttarnte als Revanche, dass der im Union-geführten Kanzleramt tätige Wirtschaftsberater der Kanzlerin einen Interessenskonflikt im Fall Wirecard hatte. Die Ehefrau von Lars-Hendrik Röller hatte geholfen, dass eine chinesische Firma in Kontakt zu Wirecard kam. Als Röller dann sagte, dass seine Ehefrau Hausfrau sei,bewies Zimmermann einen feinen Humor. Zimmermanns Kommentar: „Darüber muss ich nachdenken.“

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Lisa Paus: Die Ausdauernde

Wenn es spät wurde im Wirecard-Ausschuss, dann legte die Grünen-Politikerin erst so richtig los. Die anderen Abgeordneten hatten ihre Fragen längst abgearbeitet, da ging Paus mit den Zeugen ihre Frageliste durch. Sie tat dies ruhig und ausdauernd. Und vielen im Saal und im Journalistenraum wurde dann klar, wie lange die Vernehmungen eigentlich schon andauerten.

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Hans Michelbach: Der Polterer

Der CSU-Politiker tritt nicht erneut für den Bundestag an – deshalb musste er keine allzu große Rücksicht mehr auf unionsinterne Befindlichkeiten nehmen. Das war äußerst erfrischend. Vor allem, als es um seinen Freund Karl-Theodor zu Guttenberg ging, der sich als Wirecard-Lobbyist verdingt hatte. Michelbach polterte sich so in Rage, dass er Guttenberg – der aus Franken stammt wie er – die Freundschaft kündigte und sich für diesen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel entschuldigte. Den Ausschuss-Vorsitzenden Kay Gottschalk blubberte er mal so an: „Ich lasse mir von Ihnen meine Fragen nicht vorschreiben!“

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