Cannabis Griechenland setzt auf Wachstum durch Drogen

Investitionen von 1,5 Milliarden Euro verspricht sich Athen von einer Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke. Quelle: imago images

Im August läuft das Rettungsprogramm für Griechenland aus. Die Regierung hat nun eine kuriose Wachstumsstrategie vorgelegt: Von der Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke verspricht Tsipras sich Milliarden.

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Nach drei Rettungsprogrammen soll Griechenlands Wirtschaft ab 20. August wieder auf eigenen Beinen stehen. Die Mitgliedsstaaten der Eurozone, und allen voran Deutschland, wollen deshalb von der Syriza-Regierung wissen, wie das Land künftig wieder auf Wachstumskurs kommt.

Die Antwort aus Athen ist einigermaßen kurios. Ministerpräsident Alexis Tsipras und sein Finanzminister Euclid Tsakalotos haben eine Wachstumsstrategie vorgelegt, die unter anderem auf Drogen setzt. Investitionen von 1,5 Milliarden Euro soll die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke auslösen, heißt es nach Angaben aus EU-Kreisen in dem 75-seitigen Papier.

In Brüssel stößt das Dokument bisher auf wenig Begeisterung. „Die Vorschläge sind das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist“, sagt ein hoher EU-Beamter. Es handele sich um reine Absichtserklärungen, die nicht überprüft werden könnten. Die Kommission hat das Papier mit zahlreichen Korrekturen zurückgeschickt und erwartet Nachbesserungen.

Die EU-Kommission hat die Wachstumsaussichten für das Land gerade erst nach unten revidiert und rechnet mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 und 2,3 Prozent in diesem und dem kommenden Jahr, statt bisher 2,5 Prozent in beiden Jahren. Griechenland erholt sich nur sehr langsam von seiner langen Rezession. 2017 war das Land zum ersten Mal seit 2006 in allen vier Quartalen gewachsen.

Die Tourismus-Branche hat stark zum Wachstum beigetragen, bisher ist allerdings unklar, welche anderen Sektoren für Dynamik sorgen könnten. Und selbst im Touristik-Sektor läuft es bei genauerem Hinsehen nicht optimal. Die Besucherzahlen steigen – auch weil viele Gäste andere Ziele am Mittelmeer aus Angst um ihre Sicherheit vermeiden. Weil es an Investitionen im Sektor fehlt, sind die Ausgaben pro Tourist rückläufig.

Die zu geringen Investitionen stellen für das Land ein großes Problem dar. Die Investitionsquote liegt aktuell bei rund zehn Prozent des BIP, weit entfernt vom Durchschnitt der Eurozone, der 18 Prozent des BIP beträgt. Nach Abschreibungen ist die griechische Investitionsquote sogar negativ. Eurostat schätzt, dass der griechische Nettosachanlagebestand im Jahr um zehn Milliarden Euro schrumpft. „Mit der aktuellen Investitionsquote hat das Land keine Zukunft“, urteilt Ökonom Daniel Gros, Direktor der Denkfabrik Centre fror European Policy Affairs in Brüssel.

Wie Cannabis konsumiert wird

Ökonom Gros argumentiert, dass in Griechenland die Sparquote steigen muss, wenn die Investitionen wieder steigen sollen. Das Argument, dass griechische Familien zu arm zum Sparen seien, hält er nicht für überzeugend. Das ähnlich arme Portugal habe eine deutlich höhere Sparquote als Griechenland. In den Achtziger- und Teilen der Neunzigerjahre habe Griechenland zu den Ländern mit hoher Sparquote gezählt. Gros plädiert dafür, dass die Regierung künftig Anreize für privates Sparen schaffen sollte, wenn der Haushalt dies zulasse. Dies sei Rentenerhöhungen vorzuziehen. „Höhere Renten heute könnten dazu führen, dass es morgen gar keine Renten mehr gibt.

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