Lebensverhältnisse in Europa Wirtschaftliche Harmonisierung der EU stockt

Die Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb der EU verliert deutlich an Fahrt. Quelle: dpa

Die Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb der EU verliert deutlich an Fahrt. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln hervor, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt.

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Demnach bremsen vor allem das niedrige Wachstum in Osteuropa und die Stagnation im Süden den wirtschaftlichen Angleichungsprozess aus. Während zwischen 2003 und 2008 vor allem Regionen in Spanien, Portugal und im Baltikum aufholten, fielen der Osten und Süden Europas zwischen 2010 und 2015 wieder zurück. Ursache der Konvergenzflaute ist laut IW-Studie die Finanz- und Wirtschaftskrise.

Besonders deutlich wird die stockende Angleichung im regionalen Vergleich. „Auf Länderebene sieht es so aus, als würden sich die Lebensverhältnisse in Europa angleichen“, erklärt Studienautor Markos Jung. Doch der Eindruck täusche. „In Wahrheit driften viele Regionen immer weiter auseinander.“ In der britischen Region Camden & City of London lag die kaufkraftbereinigte Wirtschaftsleistung pro Kopf im Jahr 2015 zum Beispiel 55-mal so hoch wie im bulgarischen Silistra. Und Ingolstadt baute seinen Vorsprung zwischen 2010 und 2015 im Vergleich zum EU-Durchschnitt weiter aus. Statt eines viermal so hohen kaufkraftbereinigten BIP im Vergleich zum Durchschnitt lag der Vorsprung 2015 schon beim knapp 5,5-fachen des Schnitts.

Ob die milliardenschweren Kohäsionsfonds der EU ausreichen, um die Angleichung wieder zu beschleunigen, ist für Studienautor Jung zweifelhaft. „Die EU-Kohäsionsfonds können der aktuellen Entwicklung entgegenwirken – aber sie sind bei weitem nicht die einzigen Stellschrauben“, sagt er. Es sei ohnehin nicht alleinige Aufgabe der EU für wirtschaftliche Angleichung zu sorgen. „Da müssen auch die einzelnen Länder mitwirken“, so Jung.

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