Vereinigtes Königreich Vater von Boris Johnson will gegen Brexit stimmen

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Der Euro – „nette Idee, hat aber nicht funktioniert“

Immer wieder betont die „Leave“-Kampagne, die britische EU-Mitgliedschaft habe die Nation „in Handschellen“ der sterbenden Euro-Zone ausgeliefert, welche noch immer um Wirtschaftswachstum ringe. In seinen Reformverhandlungen mit der EU versuchte Großbritanniens Premierminister David Cameron, diese Ängste anzugehen. So erstritt er einen Absicherungsmechanismus, der die Nicht-Euroländer vor den Regulierungsbemühungen aus dem Kreis der Mitglieder schützt.

Johnson hingegen ist überzeugt, die EU täte gut daran, die Einheitswährung ganz abzuschaffen. Ihm zufolge schadet sie der Demokratie. „Es wäre bei Weitem das Beste, wenn der Euro verschwinden würde“, meint er, „Die Einheitswährung ist nicht der Heilige Gral. Es ist an der Zeit, dass sich die Leute den Euro ansehen und sagen: Nette Idee, hat aber nicht funktioniert.“

„Man kann einen demokratischen Ansatz meiner Meinung nach nicht mit Politik verbinden, wenn eine Situation vorherrscht, in der die kernpolitischen Maßnahmen eines Landes von außerhalb des normalen, nationalen Demokratieprozesses kommen. Wie ironisch es wäre, wenn die Euro-Zone in gewisser Weise demokratische Rechte unterdrücken würde. Die Freiheit eines Staates, sich um seine eigenen Wirtschaftsangelegenheiten zu kümmern, ist für mich eine notwendige Freiheit.“

Unabhängig von einem Brexit werde die Euro-Zone jedoch auch in Zukunft einen gewissen Einfluss auf das Vereinigte Königreich haben, gesteht Johnson. „Ist es das Richtige, wenn sich Großbritannien zurückzieht und der Euro-Zone bei ihrem Untergang zusieht? Wie gewinnbringend wäre es, wenn es sich in Europa vollständig einbringen und die bestmöglichen Beiträge zur Euro-Zone leisten würde? So etwas könnte die Währungsgemeinschaft verändern, ihr ein Ende bereiten oder zumindest ihre schlechtesten Eigenschaften abwandeln.“

Am 23. Juni gehen die Briten an die Wahlurnen. „Ich denke, die Menschen werden in dieser Angelegenheit genauso sehr mit Herz wie mit Verstand wählen“, betont Johnson. „Der Brexit würde viel verändern. So würde es in manchen Bereichen keine gemeinsamen Vorschriften mehr geben. Ich habe das Gefühl, manche Leute glauben, so die Kontrolle über gewisse Aspekte ihres Lebens wiederzuerlangen.“

Dieser Beitrag erschien zuerst bei EurActiv. Das ganze Interview in englischer Sprache können Sie hier lesen.

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