Anleihenkäufe der Zentralbank EZB erwägt Ankauf in Höhe von mehr als 1 Billion Euro

Die Äußerungen zu möglichen Anleihenkäufen in Höhe von einer Milliarde Euro hatten für Kontroverse gesorgt: Länder wie Deutschland halten nichts von den EZB-Vorhaben. Nun kommt heraus, dass die Pläne noch weiter gehen.

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Er scheint die Mitglieder im EZB-Direktorium und im Rat zu scharfen Maßnahmen zu drängen: EZB-Chef Mario Draghi. Quelle: Reuters

Frankfurt Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in dieser Woche einem Zeitungsbericht zufolge über größere Anleihekäufe gesprochen worden als bislang bekannt. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) zufolge, sprachen sich bei den zweitägigen Beratungen am Mittwoch und Donnerstag einige Befürworter einer sogenannten Quantitativen Lockerung (QE) für ein Volumen von mehr als 1000 Milliarden Euro aus. „Es ging um mehr als die eine Billion Bilanzausweitung, die bislang öffentlich ist“, sagte ein Eurosystem-Insider der Zeitung.

Laut FAZ gibt es auch schon Berechnungen für Szenarien größerer Ankäufe, bei Maßnahmen im Umfang von mehr als 1 Billion Euro könne die Inflationsrate demnach um 0,2 bis 0,8 Prozentpunkte steigen. Da die Inflation bereits auf einem Fünf-Jahres-Tief liegt und nun durch den Einbruch der Ölpreise weiter gedämpft wird, bleibt der Druck auf die Währungshüter bestehen, eine solche Ausweitung der Impulse zu erwägen.

Die Befürworter des Anleihekaufes hätten darauf gedrängt, schon in der nächsten geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats am 22. Januar 2015 das Kaufprogramm zu beschließen, so das Blatt. Dagegen gibt es allerdings Widerstände. Schon die Festlegung auf ein Bilanzzielausweitung war im EZB-Rat heftig umstritten. Neben Bundesbank-Präsident Jens Weidmann haben sich laut Medienberichten zudem drei Mitglieder des EZB-Direktoriums, des sechsköpfigen Führungsgremiums der Notenbank, dagegen gewehrt.

Wie die FAZ am Freitag vorab aus ihrer Samstagsausgabe berichtete, könnte die EZB besonders riskante Papiere aus Krisenstaaten überproportional kaufen. Ursprünglich hatte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio vorgeschlagen, Staatsanleihen aller Euro-Länder entsprechend der EZB-Kapitalquoten der Euro-Länder zu kaufen. Dies hätte geheißen, dass am meisten deutsche Anleihen, dann französische und an dritten Stelle italienische Staatsanleihen gekauft würden. Im EZB-Rat habe es aber vermehrt Stimmen gegeben, die für eine Konzentration auf Papiere mit höheren Risikoaufschlägen gegenüber deutschen Bundesanleihen plädieren. Das hieße, dass die Zentralbank den größten Anteil an italienischen Papieren kaufen würde, die höhere Zinsen, aber wegen der hohen Verschuldung und Wirtschaftskrise Italiens auch ein größeres Risiko tragen.

Mario Draghi hat sieben Wochen Zeit, um die kontroversen Diskussionen über die geldpolitische Linie der Zentralbank einzufangen und das Direktorium zu einen.

Er hatte zuletzt erklärt, die Währungshüter würden Anfang nächsten Jahres die Lage neu einschätzen. Der EZB-Rat gehe davon aus, dass ein Vorschlag für breitgefächerte Aktiva-Käufe einschließlich Staatsanleihen auf der nächsten geldpolitischen Sitzung am 22. Januar in Betracht gezogen werde, so hieß es am Donnerstag aus EZB-Kreisen. Das Paket, das somit noch nicht steht, dürfte Anleihen verschiedener Art beinhalten, aber keine Aktien, so Insider. Draghi vertritt die Auffassung, dass eine breite Einigung zu einem möglichen Handeln erreicht werden kann, er jedoch keine einstimmige Unterstützung benötigt.

„Die Zeichen stehen eindeutig auf QE,“ sagt Carsten Brzeski, Chefökonom bei ING-DiBa AG in Frankfurt. „Die anhaltende Betonung der niedrigen Inflation wird es selbst für die reinsten germanischen Monetaristen sehr schwer machen, QE letztlich zu blockieren.“

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