Geldpolitik EZB-Chefvolkswirt Lane betont: Weitere Zinsschritte werden folgen

Die sehr hohe Inflation im Euro-Raum dürfte weitere Zinsanhebungen zur Folge haben. Die Märkte reagieren prompt auf neue Signale von Philip Lane.

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Die Inflation im Euro-Raum hat zuletzt das Rekordniveau von 9,1 Prozent erreicht. Quelle: Reuters

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane signalisiert weitere Zinsanhebungen. Die jüngste Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte vergangene Woche sei ein großer Schritt gewesen für den Übergang hin zu Zinsniveaus, mit denen ein Erreichen des Inflationsziels von zwei Prozent sichergestellt werde, sagte der oberste Volkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch in einer Rede.

„Basierend auf unserer aktuellen Einschätzung rechnen wir damit, dass dieser Übergang es erforderlich machen wird, dass wir die Zinssätze in den nächsten Sitzungen weiter erhöhen“, fügte er hinzu. Damit werde die Nachfrage gebremst und dem Risiko vorgebeugt, dass sich die Inflationserwartungen anhaltend nach oben bewegten. Lane gilt eigentlich als Taube, also als Befürworter eines weichen geldpolitischen Kurses.

Die EZB hatte im Juli angesichts einer ausufernden Inflation die Zinswende eingeleitet und am Donnerstag die Schlüsselsätze bereits zum zweiten Mal in Folge erhöht. Im Juli hob sie zunächst die drei Hauptzinssätze um jeweils 0,50 Prozentpunkte an, vergangene Woche folgte ein noch stärkerer Zinsschritt nach oben um 0,75 Prozentpunkte. Es war die größte Zinsanhebung seit Einführung des Euro-Bargelds. Notenbankchefin Lagarde signalisierte ebenfalls weitere Zinsschritte.

>> Lesen Sie hier: Rekorderhöhung – EZB hebt den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte an

Einzelne Schritte würden umso kräftiger ausfallen, je stärker der Abstand zur endgültigen Zinsrate und je größer die Risiken für das Inflationsziel ausfielen, sagte Lane. Aus seiner Sicht werden die Energiepreise ein zentraler Treiber der Inflation bleiben. „Es ist völlig klar, dass die angemessene Geldpolitik für die Euro-Zone, weiterhin berücksichtigen sollte, dass der Energieschock ein dominanter Treiber der Inflationsentwicklung und der allgemeinen Wirtschaftsaussichten bleibt“, erläuterte er.

An den Märkten sorgten die neuen Äußerungen Lanes für Verunsicherung. Der Dax baute am Nachmittag seine Verluste aus und lag zuletzt 1,3 Prozent tiefer an der wichtigen Marke von 13.000 Punkten.

Die Inflation war im August im Euro-Raum auf einen neuen Rekordwert von 9,1 Prozent geklettert. Energie verteuerte sich sogar um 38,3 Prozent. Inzwischen gehen die Ökonomen der EZB davon aus, dass die Inflation im Währungsraum selbst 2024 mit dann 2,3 Prozent noch oberhalb der EZB-Zielmarke liegen wird.

Auch der zyprische Notenbankchef Constantinos Herodotou betonte, dass nach den jüngsten kräftigen Zinsschritten nicht feststeht, wo die Reise der EZB bei den Zinsen enden wird. „Die Anhebung, die wir letzte Woche beschlossen haben, bedeutet nicht, dass die endgültige Höhe der Zinssätze eine ausgemachte Sache ist,“ sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch. Die Währungshüter müssten den geldpolitischen Kurs vor dem Hintergrund neuer Daten regelmäßig neu bewerten.

Herodotou hatte sich bereits am Montag zum aktuellen Kurs der EZB geäußert. Dabei hatte er unter anderem auf die Gefahr hingewiesen, dass sich hohe Inflationserwartungen und die gestiegenen Preise festsetzen könnten. Dies seien starke Signale, die „kraftvolles Handeln“ erforderlich machten.

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