Institute nicht einig Konjunkturprognosen für Deutschland klaffen auseinander

Für die deutsche Konjunktur scheint in Zukunft alles möglich: Die Erwartungen der Wirtschaftsinstitute unterscheiden sich stark. So könnte das Wachstum 2017 auf dem aktuellen Niveau verharren oder auch deutlich sinken.

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Ein Frachtschiff auf dem Main an der Europäischen Zentralbank (EZB): Die Exporten entscheiden weiter über das Wachstum in Deutschland. Quelle: dpa

Berlin Führende Institute sind uneins über die Stärke des Aufschwungs in Deutschland. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet fürs kommende Jahr weiterhin mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,7 Prozent, während das Rheinisch-Westfälische Institut (RWI Essen) seine Konjunkturprognose am Donnerstag auf 1,2 von zuvor 1,4 Prozent senkte. Das Handelsblatts Research Institute (HRI) erwartet mit 0,9 Prozent sogar noch weniger. Auch für 2018 gehen die Vorhersagen spürbar auseinander. Das IfW rechnet dann mit einem Plus von 2,0 Prozent, das RWI von 1,6 Prozent und das HRI 1,2 Prozent. Zum Vergleich: Für das ablaufende Jahr erwartet die Bundesregierung 1,8 Prozent.

„Die deutsche Konjunktur bleibt in einem unruhigen internationalen Umfeld auf Expansionskurs“, erklärte IfW-Experte Stefan Kooths. „Das Brexit-Votum wird die Konjunktur voraussichtlich kaum belasten.“ Allerdings seien die langfristigen Folgen der US-Präsidentenwahl und des Verfassungsreferendums in Italien derzeit nur schwer absehbar. „Kurzfristig dürften die Folgen begrenzt sein“, sagte Kooths.

Die Exporte dürften anziehen und den Aufschwung stützen. Dieser werde jedoch vor allem getragen von steigenden Bauausgaben dank niedriger Zinsen, steigendem Konsum wegen der hohen Beschäftigung und staatlichen Transfers für Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen.

Dagegen schätzt das RWI die Aussichten für die Exporte weniger optimistisch ein. „Die Ausfuhren werden voraussichtlich nur verhalten zulegen, deutlich schwächer als die Einfuhren“, erwartet Experte Roland Döhrn. Die Beschäftigung dürfte weiter zunehmen, wenn auch verlangsamt. „Gleichwohl zeichnet sich eine steigende Arbeitslosigkeit ab, da Flüchtlinge in zunehmendem Maße dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, aber schwierig in diesen zu integrieren sind“, erklärte das RWI.

2018 dürfte es im Schnitt etwa 150.000 Arbeitslose mehr geben als im ablaufenden Jahr. Der Staatshaushalt dürfte weiter Überschüsse aufweisen, wegen höherer Ausgaben dürften diese aber nicht mehr so hoch ausfallen. 2017 werde das Plus bei neun Milliarden und 2018 bei sechs Milliarden Euro liegen, nach 16 Milliarden in diesem Jahr.

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