An der Wall Street leuchten bereits die ersten Warnzeichen auf. Die Ausfallrate hochverzinslicher Unternehmensanleihen hat sich in diesem Jahr von 2,1 auf 2,6 Prozent erhöht. Experten rechnen damit, dass sie im nächsten Jahr auf 4,6 Prozent steigt. Im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre lag sie bei 3,8 Prozent. Finanzierungsprobleme könnten vor allem die hoch verschuldeten Öl- und Gasförderer bekommen, die unter dem niedrigen Ölpreise leiden. In Amerika geht der Aufschwung in sein siebtes Jahr. „Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es demnächst bergab geht, größer, als dass der Aufschwung an Dynamik gewinnt“, sagt Thomas Mayer, Direktor des Flossbach von Storch Research Institute.
Deutschland - das neue Spanien
Sollte die Weltwirtschaft einbrechen, dürfte das Deutschland, das fast die Hälfte seiner Produktion ins Ausland verkauft, besonders deutlich zu spüren bekommen. Experten setzen ihre Hoffnungen daher auf die Binnennachfrage, vor allem auf den privaten Konsum. Er soll sich als Bollwerk gegen das Ungemach von außen erweisen.
Bisher spricht vieles dafür, dass der Beschäftigungsboom anhält und die Löhne kräftig steigen. Analysten rechnen daher für nächstes Jahr mit einer Fortsetzung des Konsum-Booms – und prognostizieren ein Konsum-Plus von 2,5 Prozent.
Allerdings müssen sich die Bürger darauf einstellen, im nächsten Jahr für Benzin und Heizöl etwas tiefer in die Tasche zu greifen. So dürften die Schieferölproduzenten in Amerika ihre Fördermenge wegen der niedrigen Ölpreise um 600.000 Fass pro Tag kürzen, erwarten Experten. Der Ölpreis, zeitweise schon unter 40 Dollar je Fass, könnte dann Kurs auf 60 Dollar nehmen. Viel weiter dürfte es aber nicht nach oben gehen. Denn dann lohnte es sich wieder, die Schieferölproduktion hochzufahren. Es gäbe wieder mehr und günstigeres Öl.
Hilfe für den Konsum kommt auch von unerwarteter Stelle. Die Massenzuwanderung aus Krisenländern treibt die Ausgaben von Bund, Ländern und Kommunen in die Höhe. Auf rund 13.000 Euro pro Jahr taxieren Ökonomen die Kosten je Flüchtling. Die zusätzliche Nachfrage nach Lebensmitteln, Kleidung, Unterkunft und ärztlicher Versorgung lässt die gesamtwirtschaftliche Produktion 2016 wohl um 0,3 Prozent steigen.
Ein Wohlstandszuwachs ist damit jedoch nicht verbunden, zeigen Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). „Güternachfrage und Wirtschaftskraft ziehen zwar an, gleichzeitig aber steigen die Sozialausgaben und die Bevölkerungszahl“, sagt IfW-Ökonom Matthias Lücke. Die Zuwanderung werde daher bis 2022 jährliche Kosten zwischen 25 und 55 Milliarden Euro verursachen. „Es ist nicht davon auszugehen, dass es in Deutschland durch den Flüchtlingszuzug zu positiven Wohlfahrtseffekten für die heimische Bevölkerung kommt“, sagt Lücke.
Ähnlich sehen das die von ifo befragten Unternehmen. Eine große Mehrheit von 56 Prozent ist der Überzeugung, die Zuwanderung werde Deutschland wirtschaftlich belasten. Die fehlenden Sprachkenntnisse der Immigranten stellten die größte Hürde für deren Integration dar.