Konjunkturprognose Wirtschaftsboom und Einnahmeplus dauern an

Der lange Konjunkturaufschwung in Deutschland setzt sich mindestens bis 2019 fort, sagen führende Ökonomen. Das füllt die Staatskassen und hilft der neuen Regierung. Der geben die Experten Empfehlungen mit auf den Weg.

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Die Silhouette eines Baukrans Quelle: dpa

Die künftige Bundesregierung kann sich auf eine florierende Wirtschaft und steigende Überschüsse in den Staatskassen stützen. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrer aktuellen Herbstprognose für dieses Jahr ein Konjunkturplus von 1,9 Prozent voraus und für das kommende Jahr von 2,0 Prozent. 2019 dürfte die Wirtschaft um 1,8 Prozent zulegen. „Die neue Bundesregierung startet mit viel konjunkturellem Rückenwind“, hieß es. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft habe an Stärke und Breite gewonnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich aus Sicht der Forschungsinstitute weiter verbessern. Die Zahl der Erwerbstätigen nehme zu, wenn auch mit geringerem Tempo. 2017 werden 44,285 Millionen Erwerbstätige erwartet. In den beiden Folgejahren dürfte die Zahl auf 44,768 beziehungsweise 45,155 Millionen steigen.

Die Arbeitslosenquote sinkt aber in einem geringeren Maße als die Beschäftigung steigt - von voraussichtlich 5,7 Prozent in diesem Jahr auf 5,5 und weiter auf 5,2 Prozent im Jahr 2019. Ursachen seien die zunehmende Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen und Älteren sowie die Zuwanderung. „Hinzu kommt, dass die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge nach Abschluss von Asylverfahren und Qualifizierungsmaßnahmen vermehrt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“, hieß es.

Dank des anhaltenden Wirtschaftsbooms erwarten die Ökonomen in ihrer am Donnerstag in Berlin vorgelegten Gemeinschaftsprognose stärker sprudelnde Einnahmen: Für dieses Jahr zeichne sich ein Anstieg des Budgetüberschusses des Gesamtstaates von fast 26 Milliarden auf gut 28 Milliarden Euro ab. 2018 dürfte das Etatplus auf gut 37 Milliarden und 2019 auf 44 Milliarden Euro klettern. Die Überschüsse seien nur zum kleineren Teil konjunkturell bedingt.

Von der künftigen Koalition fordern die Top-Ökonomen eine Entlastung der Steuerzahler bei der Einkommensteuer. „Aber auch bei den Sozialabgaben, die gerade für Bezieher niedrigerer Einkommen von besonderer Bedeutung sind, bestehen Spielräume, insbesondere in der Arbeitslosenversicherung.“ Angesichts der Alterung der Gesellschaft seien Korrekturen bei den Sozialversicherungen angezeigt.

Vor allem die Situation der gesetzlichen Rentenversicherung dürfte sich mittel- bis langfristig spürbar verschlechtern, warnen die Forscher. Die deutsche Wirtschaft durchlaufe ein Zwischenhoch bei den potenziellen Wachstumsraten, „die im kommenden Jahrzehnt aus demografischen Gründen deutlich geringer ausfallen werden“.

Auch andere Ökonomen hatten die aktuellen Prognosen für Europas größte Volkswirtschaft angehoben. Die deutsche Wirtschaft profitiert dabei vor allem von einer starken Binnenkonjunktur und einem globalen Aufschwung. In der Ökonomen-Zunft wird angesichts des ungewöhnlich lang andauernden Aufschwungs sogar eine konjunkturelle Überhitzung in Deutschland befürchtet. „Da die Konjunktur bereits seit einiger Zeit kräftig aufwärtsgerichtet ist, machen sich in einigen Segmenten der Wirtschaft erste Zeichen einer Anspannung bemerkbar“, sagte zumindest Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Am Arbeitsmarkt habe die Zahl der gemeldeten Stellen deutlich zugenommen, und es dauere immer länger, bis eine gemeldete Stelle besetzt werden könne, sagte Kooths. Insbesondere in der Baubranche gäben mehr und mehr Unternehmen an, dass ein Mangel an Arbeitskräften ihre Produktion beeinträchtige. In diesem Sektor steigen laut Kooths die Preise „recht kräftig“.

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