Der Ökonomie-Nobelpreisträger Ronald Coase ist im Alter von 102 Jahren gestorben. Das hatte die Universität Chicago mitgeteilt, an der der in Großbritannien geborene Wirtschaftswissenschaftler bis zu seiner Emeritierung 1982 lehrte.
1991 erhielt der Wissenschaftler seinen Nobelpreis verliehen. Bekannt wurde er für seine Forschung rund um die Kosten von Unternehmungen. In den USA schrieb er 1960 den Essay "The Problem of Social Cost", das Problem der sozialen Kosten. Dieser bildete die Grundlage für das nach ihm benannte Coase-Theorem, welches noch heute zu den zentralen Leitsätzen der Mikroökonomie zählt.
Im Gegensatz zu anderen ökonomischen Theorien finden sich die Ideen von Coase noch heute in der Praxis wieder, beispielsweise ist das Theorem ein wichtiger Baustein der Umweltökonomie und wissenschaftliche Grundlage des Emissionshandels in der Europäischen Union, also des Handels mit CO₂-Verschmutzungsrechten für Unternehmen. Konkret behandelt sich Coase-Theorem die Frage, wie mit externen Effekten, also beispielsweise der Emission von Schadstoffen in der Luft, effizient umgegangen werden kann. Denn grundsätzlich entstehen bei der Produktion dieser externen Effekte ökonomische Kosten, die aber nicht unter den Kosten der Unternehmen auftauchen.
Coase illustrierte das Problem gerne mit einer Geschichte: Ein Unternehmen leitet Abwässer in einen Fluss, den auch eine Fischerei nutzt. Sie leidet unter der Verschmutzung der Fabrik, weil dadurch der Fang zurückgeht. Das zentrale Problem: Beide nutzen den Fluss, obwohl er ihnen nicht gehört. Doch keiner bezahlt dafür. Coase zeigt auf, dass genau definierte Eigentumsrechte die Kostenfrage regeln können und dass nicht immer der Staat eingreifen muss, um das zu korrigieren.
Coase war bis ins hohe Alter als Wissenschaftler aktiv, bis vor rund zwei Jahren arbeitete er an einem Buch über die chinesische und vietnamesische Volkswirtschaft ("How China became Capitalist").
