Schwere Zeiten für Anleger Die Rückkehr der Minusrendite

Die Rückkehr der Minusrendite Quelle: Fotolia

Die wackeligen Börsen lassen das Anlagegeld der Deutschen schrumpfen – erstmals seit der Euro-Krise rutscht die reale Rendite unter Null. Schuld daran ist diesmal nicht nur die Inflation.

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Weil Banken kaum noch Zinsen fürs Ersparte zahlen, gilt die Börse als Rettung für die Anleger. Wegen der Talfahrt an den Börsen konnten zuletzt jedoch auch Wertpapierinvestments nichts daran ändern, dass die Geldvermögen der deutschen Sparer und Anleger insgesamt an Wert verlieren. Laut neuester Daten der Deutschen Bundesbank schrumpften die privaten Geldanlagen im ersten Quartal 2018 real um 0,8 Prozent.

Bei dieser Rechnung ist berücksichtigt, wie stark die Inflation die Kaufkraft des angelegten Geldes mindert. Sinkt die nominale Rendite unter die Inflationsrate, entsteht unterm Strich ein Verlust. Das ist nun erstmals seit dem Eurokrisenjahr 2011 wieder der Fall. 2017 dagegen hatten die privaten Haushalte immerhin noch eine Wertsteigerung ihrer Anlagen um 1,7 Prozent erzielt.

Das private Geldvermögen besteht aus Bargeld und Bankguthaben, Aktien und Investmentfondsanteilen sowie aus Versicherungsansprüchen und Schuldverschreibungen. Wegen der kaum mehr spürbaren Verzinsung von Bankeinlagen bewegt sich deren reale Rendite bereits seit 2016 im negativen Bereich. Zuletzt ging es aber auch mit den Renditen der Wertpapiere abwärts. „Dahinter standen zunächst sinkende Kursgewinne am Kapitalmarkt und vor allem im ersten Vierteljahr dann auch kräftige Verluste“, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für August 2018.

Negative Realzinsen sind historisch sehr selten, kommen aber immer wieder vor. Das letzte Quartal mit negativer Rendite wurde im Eurokrisenjahr 2011 verzeichnet. Auf das gesamte Jahr 2011 gerechnet ergab sich jedoch am Ende eine positive Rendite. Anders war es im Finanzkrisenjahr 2008. Damals rutschte sogar die auf das komplette Jahr bezogene Rendite ins Minus.

Wirtschaftspolitisch entscheidend ist die Frage, ob die Geldentwertung an den Verlusten von Sparern und Anlegern schuld ist. Die Bundesbankdaten deuten darauf hin, dass dafür eher der Einbruch der nominalen Renditen entscheidend ist. Deren Beitrag zur Gesamtrendite schwächte sich über das Jahr 2017 deutlich ab, was laut Bundesbank vor allem an den Kursverlusten am Kapitalmarkt liegt. Die Inflationsrate dagegen verharrte relativ stabil zwischen 1,5 und zwei Prozent.

Angesichts der aktuellen Börsentalfahrt nützt es kurzfristig nichts, Vermögen vom Bankkonto in Aktien umzuschichten. Allerdings zahlen sich Aktieninvestments wieder aus, wenn sich die Kurse an den Kapitalmärkten erholen. Der Befund des Bundesbankberichts ist also kein Argument gegen Wertpapiere.

Und bei dieser Anlageklasse ist noch Luft nach oben: Bargeld und Bankeinlagen machen aktuell 40 Prozent des Geldvermögens aus, gefolgt von Lebensversicherungen. Aktien und Investmentfonds dagegen finden sich deutlich weniger in den privaten Portfolien.

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