Mobilität: „Elektroautos beflügeln Autoabos“

Ferdinand Dudenhöffer in einem Porsche Taycan.
WirtschaftsWoche: Herr Dudenhöffer, viele Deutsche denken über den Kauf eines Elektroautos nach, sind sich aber unsicher, ob es im Alltag mit dem Laden und der Reichweite klappt. Wie kann man den Leuten die Angst nehmen?
Ferdinand Dudenhöffer: Mit Autoabos.
Autoabos?
Ja, genau. Abos haben für Autokäufer bei Elektroautos noch mehr Vorteile als beim Verbrenner. Und zwar genau wegen der Unsicherheit um die Reichweite, die Batteriehaltbarkeit, den Wiederverkaufswert und das Laden. Denn so ein E-Auto kann man einfach ein paar Monate lang abonnieren – und danach gibt man es zurück. Dann weiß man, ob die Stromer etwas für einen sind. Deswegen gibt es bei Elektroautos auch ein stärkeres Interesse am Autoabo als bei Verbrennern. Man könnte sogar sagen: Elektroautos beflügeln das noch relativ neue Konzept des Autoabos. Und es gibt sogar Anbieter, die nur E-Autos anbieten: etwa die Plattform Mercedes-EQ Abo oder Shell Recharge. Bei Shell kann ich sogar den Strom in die Rate einbauen.
Wie sehen die Konditionen aus?
Bei Abos least man sein Auto in der Regel kürzer als bei der klassischen Finanzierung – Vermieter wie Sixt oder Europcar bieten Abos etwa für sechs oder zwölf Monate an. Außerdem sind außer Treibstoff oder Strom alle Kosten mit der monatlichen Rate abgedeckt. Drin sind also die Kfz-Steuer, die Versicherung, Wartungen und gegebenenfalls Reparaturen. Allerdings sind die Angebote relativ unterschiedlich. Kunden sollten daher die Angebote prüfen.
Wo liegen die Fallstricke?
Zunächst einmal sind Elektroautos im Vergleich zu Benzinern im Abo etwas teurer – auch im Vergleich zum Kauf oder dem Leasing. Aufpassen muss man vor allem bei Angeboten mancher Autohändler. Einige, und das können durchaus große Händlergruppen sein, nutzen die derzeitige Auto-Knappheit schamlos aus.
Woran liegt das?
Derzeit können wegen fehlender Teile wie Computer-Chips weniger Fahrzeuge gebaut werden. Im Elektroauto sind übrigens mehr Chips verbaut als beim Verbrenner. Also ist die Liefersituation bei Elektroautos enger als etwa beim Verbrenner. Einige nutzen das aus. Ich sage: Man muss auch fair sein und darf den Bogen nicht überspannen. Sonst nutzt der Anbieter das Problem des Kunden, der unbedingt ein Auto braucht, schamlos aus.
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Wie erkenne ich ein gutes Angebot?
Man teilt die Monats-Rate durch den Kaufpreis des Autos. Der Kaufpreis ist der Listenpreis des Herstellers minus Rabatt vom Händler. Bei allen Monatsraten unter dem Faktor 2,0 macht man nichts falsch. Ein Faktor von 2,0 bedeutet, dass man für 2,0 Prozent des Kaufpreises das Auto einen Monat fahren kann. Dabei sind alle Kosten außer Treibstoff schon drin und übers Jahr sind 15.000 km abgedeckt. Kein schlechtes Angebot. Ein Beispiel: Die Limousine von Tesla Model 3 Long Range gab es zuletzt bei Like2Drive für den Faktor 1,54 Prozent. Das Auto wird bei einem Kaufpreis von 54.417 Euro für eine monatliche Rate von 839 Euro angeboten. Übrigens, auf unserer Website sind immer die jeweils 20 interessanten Auto-Abos berechnet.

Platz 10
Den letzten Platz in der Bestseller-Liste belegt ein Premium-Stromer aus Ingolstadt. Audis E-Tron schafft 5590 Neuzulassungen im ersten Halbjahr, wie die aktuelle Halbjahresauswertung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zeigt. Der E-Tron GT kommt auf 1179 ausgelieferte Modelle.

Platz 9
Ein Elektroauto aus Tschechien fährt derweil auf Platz 9 in der Halbjahres-Bestenliste. Der Skoda Enyaq kommt auf 5940 Neuzulassungen. Das SUV startet preislich bei gut 42.000 Euro.

Platz 8
Geradezu ein E-Auto-Klassiker: Renaults Zoe, die ihren Marktstart bereits 2013 feierte. Die Zoe war lange Zeit das beliebteste E-Auto in Deutschland und sogar in Europa. Mit der zunehmenden Konkurrenz landet sie in den aktuellen Halbjahrescharts nur auf Platz 8.

Platz 7
Einer dieser neuen Konkurrenten ist Volkswagens ID.3. Mit dem Fahrzeug wollten die Wolfsburger einen preiswerten Alltagsstromer unter die Kunden bringen – mit den 38.000 Euro, die Kunden mindestens aufbringen müssen, ist es dabei freilich kein günstiges Fahrzeug. Reicht aber für Platz 7 bei den Neuzulassungen im ersten Halbjahr (6084). Im Vorjahr waren es allerdings doppelt so viele.

Platz 6
Auf 6531 Neuzulassungen kommt der Corsa-E aus dem Hause Stellantis. Der Opel-Stromer (links im Bild) landet damit im Mittelfeld.

Platz 5
Nochmal Volkswagen, nochmal ID-Familie: Das KBA weist die Modelle ID.4 und ID.5 in seiner Statistik zusammen aus – sie kommen auf 7028 Neuzulassungen im aktuellen Jahr. Damit landen sie auf Platz 5 in der Bestseller-Liste.

Platz 4
In der vorderen Hälfte der Top Ten findet sich der amerikanische Autobauer Tesla mit dem Model Y und 7458 Neuzulassungen. Die Preise für das Fahrzeug starten bei knapp 57.000 Euro. Es rollt auch in der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide vom Band.

Platz 3
Aufs Siegertreppchen fährt ein Koreaner: Der beliebte Hyundai Kona landet mit 7587 Neuzulassungen auf Platz 3. Der Kona ist mit seinem Einstiegspreis ab 20.000 Euro auch für deutlich mehr E-Auto-Interessierte zugänglich, als die Tesla-Fahrzeuge.

Platz 2
Etwas günstiger als das Model Y ist immerhin Teslas Model 3, das es ab einem Einstiegspreis von 53.000 Euro gibt. Damit ist die Mittelklasse-Limousine auch beliebter und landet auf dem zweiten Platz im aktuellen Bestseller-Ranking mit 10.801 Neuzulassungen.

Platz 1
Den Spitzenplatz belegt keine Limousine und kein SUV. Stattdessen führt der verhältnismäßig kleine Fiat 500 mit 11.278 Neuzulassungen das Ranking fürs erste Halbjahr 2022 an. Mit einem Startpreis von etwa 28.000 Euro ist er für einen Kleinwagen nicht ganz günstig, liegt dabei jedoch deutlich unter anderen E-Modellen. Was wieder einmal zeigt: Auch Elektromobilität muss preislich für die breite Masse zugänglich sein.
Wie schnell sind denn E-Autos im Abo überhaupt verfügbar?
Die Wartezeiten sind im Abo auch bei E-Autos länger als bei Verbrennern. Auf seinen Stromer wartet man meist 9 bis 10 Wochen, während es bei Verbrennern nur 5 bis 6 Wochen sind. Das sind aber gegenüber einem Kauf Peanuts: Wer heute ein E-Auto kaufen möchte, wartet darauf je nach Hersteller zwischen 25 und 50 Wochen.
Angenommen ich bin unzufrieden mit meinem Auto – kann ich es dann vorzeitig zurückgeben?
Das kommt auf das Angebot an. Bei manchen Anbietern ist eine vorzeitige Kündigung möglich. Allerdings muss man sagen: Flexibilität kostet Geld. Je größer die Flexibilität, desto höher die Monatsrate. Da darf man sich nicht von Werbesprüchen beeindrucken lassen. Dafür aber muss man beim Abo weniger auf die Qualität des Autos achten – man kann es testen und hat keine Risiken, wie etwa bei Wiederverkauf.
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