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  4. Deutsche sähen Staatsgeld für E-Auto-Kaufprämie lieber anders investiert

Streit um KaufprämieEs ist nicht der hohe Preis, der die Deutschen vom E-Auto abhält

Die Kaufprämie für E-Autos sorgt innerhalb der Bundesregierung für Streit. Dabei ist sich die Käuferschaft offenbar einig: Das Geld wäre besser anderswo investiert.Varinia Bernau 18.07.2022 - 07:58 Uhr

Ist der Umweltbonus als Kaufentscheidung beim Elektroauto für die Menschen relevant?

Foto: imago images, Collage: Marcel Reyle

Die Frage, wie sehr der Staat mit einer Prämie den Kauf eines E-Autos unterstützen sollte, spaltet die Koalition. Dabei scheint die Sache eindeutig zu sein, wenn es nach den potenziellen Käufern geht: Der Preis ist denen nicht besonders wichtig – das Geld für die Prämie könnte also besser anderswo investiert werden.

So zumindest lässt sich eine Umfrage interpretieren, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag der WirtschaftsWoche durchgeführt hat: Demnach sagt nur etwa ein Drittel derer, die an einem E-Auto interessiert sind, dass sie sich keines anschaffen würden, wenn die Kaufprämie wegfiele.

Derzeit beträgt der 2016 eingeführte Zuschuss für Elektroautos bis zu 9000 Euro, für Plug-in-Hybride bis zu 6750 Euro. Zwei Drittel davon überweist der Staat, den restlichen Rabatt gewähren die Autohersteller. Plug-in-Hybride sollen nur noch dieses Jahr subventioniert werden, die Prämie für reine E-Autos soll von nächstem Jahr an stetig sinken und 2026 vollständig wegfallen.

Versöhnung per Steuererklärung

Allerdings pocht Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP darauf, dass der Bund die in der Coronapandemie ausgesetzte Schuldenbremse im nächsten Jahr wieder einhält – und deshalb auch den Kauf von Elektroautos nicht mehr länger finanziell unterstützt. Man könne sich solche „fehlgeleitete Subventionen“ schlicht nicht mehr leisten, so Lindner. Zuletzt hieß es, dass sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dieser Position anschließe.

Das Bundeswirtschaftsministerium unter der Führung des Grünen-Politikers Robert Habeck hat derweil ein Bonus-Malus-System für die Kfz-Steuer ins Spiel gebracht: Dieses könnte die Kaufprämie überflüssig machen – und Lindner sowie die eigene Partei versöhnen. Autos mit hohen Emissionen würden demnach höhere Steuern zahlen, Elektroautos hingegen sogar einen Zuschuss erhalten.

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In der Bevölkerung ist die Skepsis gegenüber einer Kaufprämie für E-Autos groß: Etwa 59 Prozent der Befragten, auch das zeigt die Civey-Umfrage, sind dagegen, dass der Staat die Anschaffung von Autos mit reinem Elektroantrieb über dieses Jahr hinaus fördert. Allein die Anhänger der Grünen sind mehrheitlich für eine solche Förderung – mit 53 Prozent der Befragten. Unter den FDP-Wählern sprechen sich gerade einmal 17 Prozent für solch eine Subvention aus. Nur unter den Anhängern der AfD ist die Zustimmung noch geringer. Sie liegt dort bei neun Prozent.

Viele nehmen den Zuschuss gern noch mit

Doch offenbar sind die Deutschen in dieser Haltung auch nicht so konsequent, dass sie nicht doch noch einen finanziellen Zuschuss mitnehmen würden – solange es diesen eben gibt: Immerhin 49 Prozent der Befragten, die in den nächsten 24 Monaten ein Auto mit reinem Elektroantrieb kaufen wollen, würden diese Anschaffung vorziehen, wenn die staatliche Kaufprämie zum Ende des Jahres auslaufen würde.

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Ohnehin scheint es nicht der hohe Preis eines E-Autos zu sein, der die Menschen von einer Anschaffung abhält. Oder zumindest nicht der hohe Preis allein. Denn unter denjenigen, die sich gegen einen Kauf aussprechen, geben 65 Prozent an, dass die geringe Reichweite solch eines Fahrzeugs sie abschrecke. Den hohen Preis benennen 66 Prozent als entscheidende Hürde – und damit nur wenige mehr.

54 Prozent der Befragten gaben als Grund für ihre Zurückhaltung an, dass das öffentliche Ladenetz nicht ausreichend gut ausgebaut sei. 46 Prozent, dass sie keine Möglichkeit haben, ein E-Auto privat zu laden.

Die Aufenthaltsqualität an einer klassischen Tankstelle ist überschaubar. Selbst auf den gepflegtesten Anlagen riecht es nach Öl und Benzol, das ständige Kommen-und-Gehen sorgt für ein Gefühl der Hektik und das kulinarische Angebot lässt viele Wünsche offen. Wer nicht muss, bleibt daher kaum länger als ein paar Augenblicke. An E-Auto-Ladestationen sieht das notwendigerweise anders aus – denn selbst die schnellste Akkufüllung benötigt mehrere Minuten. Während dieser Zeit sollen sich Kunden möglichst wohlfühlen.

Wie die Ladeparks der Zukunft aussehen könnten, hat kürzlich ein kanadischer Design-Wettbewerb mit internationalem Teilnehmerfeld auszuloten versucht. Gewonnen hat der schottische Entwurf „More with less“, ein modularer, ovaler Holzbau mit leichtem Sixties-Flair, der Kaffees, Shops und Duschen beherbergt. Angegliedert sind Spielplätze, Kunstausstellungen, Grillecken und eine Art Zen-Garten zur Entspannung.

Foto: Electric Autonomy Canada

Aktuell ist die Ladesäulen-Landschaft in Deutschland noch stark durch Steckdosen-Stelen geprägt, etwa am Straßenrand oder auf Autobahn-Rasthöfen. Der Trend geht aber zu großen Ladeparks mit Dutzenden Anschlusspunkten. Viele haben ein Dach und eine Beleuchtung, die Wohlbefinden und Sicherheitsempfinden stärken sollen.

Rein äußerlich wirken die Ladeparks auf den ersten Blick wie klassische Tankstellen. Kein Zufall, wie Linda Boll vom niederländischen Ladesäulenbetreibers Fastned erklärt: „Das Design unserer Stationen orientiert sich an dem von konventionellen Tankstellen. Dort ist es für den Autofahrenden wichtig, die nächste Tankmöglichkeit schnell und einfach aufzufinden und den Tankvorgang unkompliziert durchführen zu können.“

Foto: Volkswagen

Fastned hat daher im vergangenen Jahr gemeinsam mit anderen E-Mobilitäts-Unternehmen die größte Schnellladestation des Vereinigten Königreichs im englischen Oxford eröffnet. Der „Energy Superhub“ hängt an einem 10-Megawatt-Kabel und bietet zum Start 26 Schnellladesäulen verschiedener Betreiber mit bis zu 300 kW Leistung, die im Extremfall das Nachladen von 400 Kilometern Reichweite in 20 Minuten erlauben sollen. In der Zwischenzeit könnte der Fahrer an der angegliederten Gastronomie einen Kaffee trinken, die Toilette benutzen oder im freien WLAN surfen.

Foto: Fastned

Auch in Deutschland gibt es bereits vergleichbare Anlagen, etwa seit 2020 den Schnellladepark Seed & Greet am Hildener Kreuz der Autobahn 3. Initiator ist der regional bekannte Bäcker Roland Schüren, der bei seiner Firmenflotte schon früh auf E-Autos gesetzt hatte und mit Ladesäulen seinen eigenen Verkaufsbetrieb schnell zu einem Anlaufpunkt für die zunächst kleine, aber schnell wachsende E-Fahrer-Szene gemacht hat. Am Rande der großen Nord-Süd-Autobahn führt er das Konzept nun auf die nächste Stufe: Perspektivisch soll die Anlage 40 Tesla-Supercharger, 22 Fastned-Säulen und 52 AC-Ladepunkte bieten.

Foto: Tesvolt

Für die kulinarische Versorgung sorgt ein von dem Bäcker betriebener Imbiss, der neben Getränken und Brötchen auch frisch gebackene Pizza offeriert. Später sollen auf dem Gelände auch noch ein Bürogebäude sowie ein vertikales Gewächshaus entstehen. Dort werden auf 1000 Quadratmetern über vier Stockwerke Salat, Erdbeeren und Blaubeeren für den Bedarf der Bäckerei angebaut.

Foto: Tesvolt

Das Tankstellen-Konzept für Ladesäulenparks ist aber nicht nur in Europa beliebt. Die VW-Tochter Electrify America baut in den USA als Buße für den Diesel-Betrug aktuell ein Netz an Anlagen, die sich ebenfalls am klassischen Tankstellen-Layout und -Design orientieren, aber mehr Aufenthaltsqualität bieten sollen. Ein Dach aus Solarzellen schützt vor dem Wetter, Licht und Kameras vor Kriminellen und die Wartezeit lässt sich mit einem Kaffee überbrücken. Anders als vielerorts in Deutschland finden sich die Parks in den Städten, häufig in der Nachbarschaft von Shopping-Malls. Wer vor dem Einkauf sein Auto nicht selbst einstöpseln will, kann das einem der in den USA beliebten „Valet Services“ überlassen. Um möglichst unabhängig vom lokalen Stromnetz zu sein, nutzt VW Batteriespeicher als Puffer, die hohe Ladeleistungen ermöglichen.

Der Business-Lounge-statt-Tankstellen-Ansatz könnte Schule machen. Gerade Hersteller exklusiverer E-Autos wie Porsche und Tesla setzen bereits auf eigene Ladesäulennetze, die sich prinzipiell auch zu Marken-Leuchttürmen mit exklusivem Lounge-Zutritt ausbauen ließen.

Foto: Volkswagen

Doch in der Frage, ob die Bundesregierung den Ausbau von öffentlichen Ladestationen für Autos mit reinem Elektroantrieb finanziell stärker fördern sollte, sind die Deutschen ebenfalls gespalten. Auch für diese staatliche Unterstützung sprechen sich nur die Grünen-Anhänger aus – zu 70 Prozent. Die Ablehnung unter den FDP-Anhänger allerdings ist nicht ganz so stark wie bei der Förderung der E-Autos: 34 Prozent lehnen Subventionen fürs Ladenetz ab.

Lesen Sie auch: Wer sich ein E-Auto anschafft, sollte auch bei der Versicherung auf ein paar Besonderheiten achten. Ein kleiner Ratgeber.

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