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AutounfallSchadenabwicklung mit der App

ControlExpert entwickelt Apps, mit denen Versicherungen die Schadenregulierung nach Autounfällen weitgehend automatisieren können.Franz W. Rother 08.03.2016 - 06:27 Uhr

Spielkind: Fingierte Rechnungen entlarvt Gründer Witte blitzschnell am Computer

Foto: PR

Es ist ein Unfall, wie er täglich Hunderte Male auf regennassen Straßen passiert: Ein Auto rutscht beim Bremsen von der Fahrbahn. Ergebnis: Der Stoßfänger vorn ist eingedellt und zerkratzt.

Glücklicherweise hat der Fahrer eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen, die auch bei selbst verschuldeten Unfällen für die Schäden am Auto aufkommt. Und so sieht man den Crashpiloten nach einigen Schreckminuten mit einem Smartphone in der Hand filmend um seinen ramponierten Wagen herumlaufen.

Kurz darauf erfährt der Autofahrer über sein Mobiltelefon nicht nur, dass die Reparatur 1931,48 Euro kosten wird. Er erhält auch einen Link zu einer Fachwerkstatt, die den Schaden zu diesem Betrag reparieren würde. Alternativ kann sich der Versicherte die Schadenssumme innerhalb von 48 Stunden auf sein Girokonto überweisen lassen. Er muss dann auf seinem Handy das blaue Feld mit der Aufschrift „Auszahlung veranlassen“ antippen.

Fahrzeugtyp entscheidend

Sportwagen versus Familienwagen: Bei einem BMW ist Diebstahlrate deutlich höher als bei einem Familienvan. Ein VW-Golf ist häufiger in Unfälle verwickelt als ein Fiat Panda. Fahrzeugtyp und Klasse sind entscheidend, wenn es um die Beitragshöhe in der KfZ-Versicherung geht.
Quelle: Die Tipps wurden zusammengestellt von der Versicherungsmanager-App Knip.

Foto: CLARK/obs

Günstiger auf dem Land

In Großstädten wie Berlin ist sowohl das Diebstahlrisiko als auch die Unfallgefahr größer, was sich im Versicherungsbeitrag bemerkbar macht. Wer sein Auto hingegen in einer ländlichen Gegend anmeldet, verringert das Risiko und kann somit auch Geld sparen.

Foto: dpa

Geringere Beiträge für Familien

Auch der Familienstand des Autobesitzers hat Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. Bei verheirateten Paaren mit Kindern geht man eher von einem vorsichtigen Fahrstil und somit einem geringen Unfallrisiko aus – dementsprechend sind auch die Beiträge geringer.

Foto: dpa

Zweitwagenregelung nutzen

Aber auch Fahranfänger können sparen: einfach von der Zweitwagenregelung Gebrauch machen und das Fahrzeug zum Beispiel bei den Eltern mitversichern. Schon wird der Anfänger nicht mehr als solcher eingestuft.

Foto: WirtschaftsWoche

Marderschäden versichern

Kaputte Schläuche durch Marderbisse sind häufig durch die Versicherung abgedeckt. Folgeschäden jedoch nicht. Weil Schäden aber manchmal eine Weile unentdeckt bleiben, sollten auch die Folgeschäden mitversichert werden.

Foto: CLARK/obs

Nutztiere einschließen

„Haarwild“, das sind Wildschweine, Rehe und Hasen. Unfälle mit genau diesen sind meist abgedeckt. Vögel und Nutztiere, wie zum Beispiel Kühe oder Schafe gehören nicht dazu, sollten aber bestenfalls eingeschlossen werden.

Foto: dpa

Werkstattbindung prüfen

Mit einer Werkstattbindung wird der Versicherungsbeitrag geringer. Insgesamt können die Kosten dann aber steigen, weil Vertragswerkstätten teurer sind.

Foto: dapd

Jährlich zahlen

Versicherungsnehmer sollten ihre Beiträge jährlich statt monatlich zahlen – das ist günstiger.

Foto: dpa

Hagelschaden meist inbegriffen

Schäden durch Sturm, Hagel, herabfallende Äste oder Vandalismus sind meist in der Teilkaskoversicherung inbegriffen. Wohnt man allerdings in risikoreichen Gebieten, die zum Beispiel häufig von Überschwemmungen betroffen sind, sollten diese zusätzlich versichert werden.

Foto: dpa

Bei kleinen Schäden gegenrechnen

Pro schadenfreiem Jahr sinkt der Beitrag für die Versicherung. Bei Unfällen steigen hingegen die Beitragssummen. Bei kleinen Sachschäden sollte man auf jeden Fall gegenrechnen und die Summe selbst zahlen. Dann wird die Versicherung im nächsten Jahr nicht teurer.

Foto: dpa-tmn

Möglich macht die schnelle, volldigitale Abwicklung des Unfallschadens eine App, die ControlExpert aus Langenfeld bei Düsseldorf entwickelt hat und die seit Kurzem große Kfz-Versicherer wie Allianz, DEVK oder Württembergische zur Schadensregulierung einsetzen. „Früher lag die Bearbeitungszeit eines solchen Schadens bei drei bis vier Wochen – unsere App reduziert sie auf zwei bis vier Stunden“, sagt Gerhard Witte.

Der Ingenieur hat ControlExpert 2002 gegründet und mit Partner Kai Siersleben einen weltweit agierenden Dienstleister für digitale Schadensbearbeitung und Kostenprüfung bei Autoversicherern, Flottenbetreibern und Leasinggesellschaften geformt. 2015 erwirtschaftete das Unternehmen mit 300 Mitarbeitern mehr als 30 Millionen Euro Erlös und einen Nachsteuergewinn von deutlich über einer Million Euro.

Witte („Ich bin ein Spielkind“) hat die Chancen, die sich für seinen Berufsstand durch Elektronifizierung und Digitalisierung ergeben, schon als selbstständiger Kfz-Sachverständiger in den Achtzigerjahren erkannt und genutzt: Um Unfallhergänge schneller als seine Wettbewerber rekonstruieren zu können, schrieb er für seinen Apple-Rechner ein „Great Automatic Gutachten Manager“ getauftes Computerprogramm. Damit ließen sich Luftbilder vom Unfallort, die er von seinem kleinen Privathubschrauber aus schoss, systematisch auswerten: „Ein Gutachten war damit nach spätestens zwei Tagen fertig.“ Später entwickelte er ein Programm, mit dem sich für die staatliche Abwrackprämie blitzschnell der exakte Wert von Altfahrzeugen ermitteln ließ. Ein anderes half bei der Analyse von Glasschäden an Pkws – es wurde zum Nukleus von ControlExpert.

Verkehrsunfall

Autounfälle passieren überall in Deutschland – doch in einigen Bundesländern häufiger als in anderen. Das hat der neue Kfz-Haftpflichtindex von Check24.de ergeben. Anhand der Daten von Kunden mit regulierten Kfz-Haftpflichtschäden hat das Vergleichsportal Unfallquoten ermittelt und einen Index erstellt: Liegt ein Bundesland genau im Durchschnitt, erhält es den Wert 1,0, liegt es darunter, ist der Wert kleiner, darüber ist er größer.

Foto: dpa

Platz 16: Mecklenburg-Vorpommern

Mit einem Indexwert von 0,80 liegt Mecklenburg-Vorpommern (hier das Staatliche Museum in Schwerin) 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Es ist damit das Bundesland mit der geringsten Unfallquote und belegt so den 16. Platz.

Foto: dpa

Platz 14: Thüringen

Auf Platz 16 folgt Platz 14 – denn den muss sich Thüringen (hier der Mariendom in Erfurt) mit einem anderen Bundesland teilen. Der Indexwert liegt bei 0,84. Generell verzeichnen die östlichen Bundesländer (inklusive Berlin) eine niedrigere Unfallquote (0,97) als die westlichen Länder (1,01).

Foto: dpa

Platz 14: Sachsen-Anhalt

Der zweite 14. Platz geht an Sachsen-Anhalt (hier das Hundertwasserhaus in Magdeburg). Wie auch für Thüringen hat Check24.de einen Wert von 0,84 ermittelt.

Foto: dpa

Platz 13: Brandenburg

Auch der 13. Platz geht an ein Bundesland im Osten der Republik: Brandenburg (hier Schloss Sanssouci in Potsdam) liegt mit 0,90 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

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Platz 12: Niedersachsen

Das westdeutsche Bundesland mit der niedrigsten Unfallquote ist Niedersachen (hier das Neue Rathaus in Hannover). Der Indexwert beträgt 0,93.

Foto: dpa

Platz 11: Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg (hier der Schlossplatz in Stuttgart) gibt es verhältnismäßig wenige Crashs: Das Bundesland verzeichnet nach Check24.de-Analyse fünf Prozent weniger Unfälle als im Bundesschnitt.

Foto: dpa

Platz 10: Bremen

Bremen (hier die Bremer Stadtmusikanten) ist der Stadtstaat mit der geringsten Unfallhäufigkeit: Mit einem Wert von 0,96 landet er auf Platz 10.

Foto: dpa

Platz 9: Saarland

Das Saarland (hier die St.-Johann-Basilika von Saarbrücken) nähert sich mit einem Wert von 0,97 dem Bundesdurschnitt an. Generell ist aber nicht nur der Ort entscheidend: Laut Check24.de steigt die Unfallhäufigkeit auch mit den gefahrenen Kilometern. Kunden, die mehr als 20.000 Kilometer jährlich zurücklegen, haben 75 Prozent häufiger Haftpflichtschäden gemeldet als Versicherungsnehmer mit maximal 5.000 Kilometern pro Jahr.

Foto: dpa

Platz 7: Rheinland-Pfalz

Der siebte Platz in diesem Unfall-Ranking geht wieder an zwei Bundesländer – mit 0,99 verzeichnen sie einen Wert knapp unter dem Durchschnitt. Das eine ist Rheinland-Pfalz (hier der Mainzer Dom).

Foto: dpa

Platz 7: Bayern

Der andere siebte Platz geht an Bayern (hier das Rathaus und die Frauenkirche in München). Auch im Freistaat wurden ein Prozent weniger Unfälle gemeldet als im Durchschnitt.

Foto: dpa

Platz 6: Sachsen

Genau im Bundesschnitt liegt nur ein Bundesland: Sachsen (hier Dresden mit der Frauenkirche). Der Wert liegt bei genau 1,00.

Foto: dpa

Platz 4: Schleswig-Holstein

Und wieder ein Stechen: Der vierte Platz geht mit jeweils 1,04 an zwei Ländern. Das eine ist Schleswig-Holstein (hier die Förde in Kiel).

Foto: dpa

Platz 4: Hessen

Der zweite vierte Platz geht an Hessen (hier das Rathaus in Wiesbaden): Wie auch in Schleswig-Holstein haben die Check24.de-Kunden hier vier Prozent mehr Unfälle angegeben als im Bundesschnitt.

Foto: dpa Picture-Alliance

Platz 3: Düsseldorf

In Nordrhein-Westfalen (hier die Königsallee in Düsseldorf) verzeichnen Autofahrer mit Versicherung bei Check24.de fünf Prozent mehr Unfälle als im Schnitt. Damit liegt das Bundesland auf Platz 3. Bevor es aber mit Platz 2 weiter gehen soll, hier noch ein weiteres Ergebnis der Analyse: Danach haben Frauen (1,06) neun Prozent häufiger Unfälle gemeldet als Männer (0,97).

Foto: dpa Picture-Alliance

Platz 2: Berlin

Jetzt macht die Tabelle einen Riesensprung. Verzeichnete das drittplatzierte NRW noch einen Wert von 1,05 liegt dieser in Berlin (hier das Brandenburger Tor) bei 1,17. In der Hauptstadt wurden also 17 Prozent mehr Unfälle registriert als im Bundesdurchschnitt. Doch es geht noch deutlich höher.

Foto: dpa

Platz 1: Hamburg

Hamburg (hier die Außenalster) führt die traurige Tabelle an – in der Hansestadt wurden ganze 27 Prozent mehr Unfälle registriert als im Schnitt.

Es gibt jedoch einen Faktor, der deutlich schwerer wiegt, als Hamburger zu sein: Kfz-Versicherungsnehmer im Alter von 70 Jahren oder älter weisen einen Wert von 1,54 auf – sie haben also 54 Prozent häufiger einen Haftpflichtschaden gemeldet als der Durchschnitt. Je jünger die Kunden waren, desto geringer war die Unfallquote. Menschen unter 30 kommen auf einen Indexwert von 0,89.

Foto: dpa

Denn Witte hatte eine Marktlücke entdeckt: Täglich flattern den Kasko-Versicherungen in Deutschland allein 4000 Rechnungen über Glasreparaturen ins Haus – nach Stein- oder Vogelschlag, aber auch nach mutwilliger Zerstörung. Alle zu überprüfen überfordert die Versicherer, zumal sie der Wettbewerbs- und Kostendruck zwingt, Personal abzubauen und Prozesse zu straffen.

Als Witte mithilfe seines Programms auch noch nachweisen konnte, dass etwa 90 Prozent der Reparaturrechnungen Fehler aufwiesen und sich durch eine vollautomatische Kontrolle von Kostenvoranschlägen und Rechnungen im Schnitt zwölf Prozent der Ausgaben sparen ließen, hatte ControlExpert den Durchbruch geschafft.

Eine Wissensdatenbank, die täglich um ein Volumen von einem Terabyte oder 15 000 Dossiers wächst, ermöglicht es dem Unternehmen, in einer Vielzahl von Feldern Prozesse und Abrechnungen mithilfe künstlicher Intelligenz zu prüfen – Werkstattrechnungen, Schadensgutachten, auch Tankquittungen von Flottenbetreibern und Dienstwagennutzern. „Wir haben uns damit nicht nur Freunde gemacht“, sagt Witte. Zu den Kritikern seines „Drückergewerbes“ (Branchenspott) zählen Kfz-Sachverständige, die konventionell Unfallschäden begutachten, oder Werkstattbetreiber, die früher fünf Liter Motoröl berechnen konnten, obwohl der Motor des Autos nur vier Liter fasst.

Der Aufwand, den der Mittelständler dafür treibt, ist enorm. In Langenfeld sowie am zweiten Standort in Hamburg arbeiten unabhängig voneinander Rechenzentren, die aufwendig gegen Hackerangriffe und Stromausfälle geschützt sind. Zusätzlich prüfen 200 Kfz-Meister und Sachverständige Schadensbilder und Kostenvoranschläge. Wo nötig, werden anschließend kritische Einzelpositionen über das PostMaster-System geklärt – eine digitale Kommunikationsplattform, über die Tausende von Werkstätten, Versicherungen und Flottenbetreibern vernetzt sind.

In zehn Ländern ist ControlExpert vertreten, etwa in Brasilien, China und demnächst den USA. Das Unternehmen wächst rasant, Ziel ist ein Umsatz von 50 Millionen bis Ende 2017. „Die beste Zeit hat ControlExpert noch vor sich“, ist der Senior überzeugt. Sohn Andreas soll dafür sorgen, dass dies kein Lippenbekenntnis bleibt: Der 32-jährige Ingenieur und Automatisierungsspezialist hat kürzlich die Leitung der Entwicklungsabteilung übernommen.

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