Chemie Klimakiller für den Hausgebrauch

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Damit beschäftigen sich fast alle Chemiekonzerne. Viele versuchen, Basischemikalien wie Synthesegas, Methanol, Ameisensäure und Bernsteinsäure aus CO2 herzustellen. Aus denen lassen sich dann Kunststoffe, Düngemittel und die meisten anderen Endprodukte der Chemieindustrie herstellen. Gefördert vom Bundesforschungsministerium, arbeiten neben Bayer beispielsweise RWE und Siemens an Techniken, um unregelmäßig anfallenden, überschüssigen Strom etwa aus Windkraftanlagen zur Wasserstoffherstellung zu nutzen. Vermischt mit CO2, stellen sie daraus den Chemierohstoff Synthesegas her.

Der Ludwigshafener Chemieriese BASF und Forscher der Technischen Universität München gehen einen anderen Weg. Sie setzen auf die direkte Produktion des Kunststoffs Polycarbonat, aus dem anschließend etwa CDs und DVDs mit Musik und Filmen gepresst werden.

Schwamm für Klimagas

Während Kraftwerkhersteller und -betreiber darauf setzen, CO2 aus Abgasen abzuzweigen, schwört Climeworks, ein Ableger der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, auf die dezentrale -Gewinnung, etwa in Raffinerien, in denen es weiterverarbeitet werden kann. Dort stünde das Klimagas ständig zur Verfügung, während es in Kraftwerken nur entsteht, wenn sie laufen.

Zur Gewinnung von CO2 erhitzen die Schweizer Luft mit Solarenergie auf bis zu 100 Grad Celsius und leiten sie in einen Reaktor. Darin befindet sich ein Material, das Kohlendioxid aufsaugt wie ein Schwamm. Ist der Schwamm voll, wird er gewissermaßen ausgedrückt, sodass das CO2 frei wird und in Wertstoffe umgewandelt werden kann.

Coal & Water to liquid Fuel

Das ginge beispielsweise mit einem Verfahren namens Coal & Water to liquid Fuel, das Experten des Katalysatorherstellers Emitec in Lohmar entwickelt haben. Aus CO2 und Wasserstoff entsteht mithilfe eines handelsüblichen Katalysators Methan, das in einem zweiten Schritt in Benzin umgewandelt wird. Den Literpreis hat Emitec-Chef Wolfgang Maus mit 61 Cent errechnet, rund 20 Cent mehr als der heutige Abgabepreis von Raffinerien. Da dieser Sprit CO2-frei hergestellt wird, hält Maus den Mehrpreis für gerechtfertigt. Würde das gesamte Kraftwerks-CO2 in Deutschland genutzt, könnten 70 Prozent des Benzinbedarfs gedeckt werden, so Maus.

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