Daily Punch – Forderungen zum Jahreswechsel 2 5G: Macht endlich Schluss mit dem Gefrickel!

Quelle: dpa

Bis heute haben es die Mobilfunkanbietern nicht geschafft, die Republik flächendeckend mit ebenso schnellem wie stabilem Internet zu versorgen. Die Lösung gäbe es längst, doch den Netzanbietern fehlt der Mut dazu. Ein Kommentar.

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Was muss sich 2022 unbedingt ändern? Die WiWo-Redaktion hat darüber nachgedacht und präsentiert Ihnen „zwischen den Jahren“ fünf Vorschläge. Heute: Vorschlag 2 aus unserem Ressort Innovation & Digitales. Alle Vorschläge finden Sie unter wiwo.de/punch.

Vor ein paar Tagen erst präsentierten gleich drei Fachzeitschriften die Ergebnisse ihrer Mobilfunktests. Und so mancher rieb sich beim Lesen verwundert die Augen: Durchweg „sehr gut“ vergaben die Tester der „Connect“ für die Netzqualität von Deutscher Telekom, Vodafone und Telefónica. Die „Chip“ zeichnete die Anbieter mit exzellenten Noten von 1,3 bis 1,8 aus. Und auch beim Test der „Computerbild“ lagen die Noten durchweg im guten bis sehr guten Bereich.

Der Alltag vieler Menschen aber sieht ganz anders aus. Verbindungsabbrüche unterwegs, Tonaussetzer im Auto, Funklöcher im Zug und immer wieder nervtötendes Warten beim Aufruf von Webseiten am Handy sind bis heute Alltag im deutschen Mobilfunk. Das liegt vor allem an der Ineffizienz, mit der die Konzerne seit Jahren ihre Netze ausbauen.

Sie verfolgen dabei eine Strategie, als wollten drei konkurrierende Autobahnbetreiber die Republik mit Schnellstraßen überziehen und dabei auf den meistbefahrenen Routen stets drei Strecken nebeneinander bauen: pro Betreiber eine. Weniger dicht besiedelte Regionen hingegen werden erst später oder auch gar nicht erschlossen.

Vor allem in den Städten, wo eine ebenso große wie meist auch spendable Kundschaft lebt, investieren alle Mobilfunkanbieter, abseits allenfalls auf Druck des Regulierers. Der hat die Vergabe der Funklizenzen zwar an die Auflage geknüpft, dass auch abgelegene Regionen versorgt werden müssen. Doch gelöst hat er das Problem damit leider nicht, weil das meiste Geld weiter in die Versorgung der besonders dicht besiedelten und lukrativen Regionen fließt und die Provinz bestenfalls halbherzig und nachrangig erschlossen wird.

Dabei gäbe es durchaus Alternativen für eine bessere Mobilfunkversorgung. Und die Grundlage dafür haben die Netzbetreiber mit dem Aufbau der modernen 5G-Netze gerade erst selbst geschaffen. Darin ist es nun nicht nur technisch möglich, sondern explizit vorgesehen, eine Vielzahl virtueller Funknetze in ein und derselben 5G-Infrastruktur zu betreiben. So lässt sich das physische Netz in virtuelle Scheiben schneiden, die mehrere Anbieter zugleich und mit definierter Netzqualität nutzen können. Fachleute sprechen vom „Network Slicing“.

Statt also dreimal die Republik mittelmäßig zu erschließen und dabei minder lukrative Regionen zwangsläufig schlechter bis gar nicht zu versorgen, sollten sich die Konzerne endlich zusammentun. Sie sollten das Geld für den Ausbau in ein gemeinsames, flächendeckendes 5G-Netz höchster Qualität investieren und sich die Bandbreite in Form eigener „Slices“ aufteilen. Die Kapazität könnten sie anhand der jeweiligen Nutzerzahlen sogar abwechselnd zuweisen.

Bisher fehlte es den Konzernen an Mut, sich auf andere Weise als über eine gute oder schlechte Netzabdeckung zu differenzieren. Doch je mehr sich die Noten der Prüfer annähern, je geringer die Unterschiede werden, desto dringender braucht die Branche neue Ideen für den Wettbewerb. Statt sich also noch länger im ineffizienten Ausbau der Hardware aufzureiben, sollten sich die Anbieter bei den Netzen zusammentun und mit innovativen Diensten, flexiblen Tarifen oder smarten Kommunikationspaketen für den vernetzten Alltag um die Kunden buhlen.

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