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Die Woche im NetzWas Tschisi mit Lobbyplag zu tun hat

Von nun an wollen wir einmal in der Woche auf Phänomene, Hypes und wichtige Entwicklungen im Internet zurückblicken. Worüber es sich nachzudenken lohnt.Franziska Bluhm 15.02.2013 - 10:02 Uhr

Eskimo-Preistafel von 1998. Das beliebte "Tschisi"-Eis, das 1999 eingestellt wurde, kommt im März 2013 wieder in Österreich auf den Markt

Foto: Unilever Austria/Eskimo

Wenn Sie nicht unbedingt Österreicher sind, dann werden sie das Eis, das dort derzeit für Furore sorgt, vermutlich nicht kennen. Und mit der Nachricht: "Tschisi kommt zurück" wohl auch nicht sonderlich viel anfangen können. Aber es ist so. Tschisi kommt zurück und 84.109 Österreicher sind nun verdammt glücklich. Wie ich auf die Zahl 84.109 komme? Nun, so viele Anhänger hat die Facebook-Seite "Wir wollen das Tschisi-Eis zurück" gefunden. Die Seite entstand im Herbst 2012 aufgrund der Wette des österreichischen Radiojournalisten Peter Brandlmayr. Laut Standard wettete er, dass die Facebook-Seite 100.000 Fans gewinnen werde.

Bisher ist ihm das zwar nicht gelungen, dafür aber hat er erreicht, dass Eskimo, das österreichische Langnese, das Eis zurück in die Läden bringt. Fast rührig liest sich das Statement der Firma: "Ihr seid wirklich eine unglaublich tolle Fangemeinde! Wir sagen VIELEN DANK für euren unermüdlichen großartigen Einsatz und eure Hartnäckigkeit!" Das Eis war 1990 auf den Markt gekommen und war 1999 eingestellt worden. Grund: zu geringe Nachfrage. Nun wird das Eis zwar nicht mehr die gewohnten Löcher haben, aber immerhin kommt es und die Fans können sich freuen. Mission accomplished - ein Liebessturm sozusagen.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Eissorte auf den Markt zurück kommt - vor etwa sieben Jahren gelang dies StudiVZ-Usern in Deutschland mit der Eissorte NoggerChoc.Und natürlich gibt es auch weitaus wichtigere Dinge, die durch die Möglichkeiten des Internets bzw. im speziellen soziale Netzwerke erreicht worden sind. Der Wahlsieg von Obama, die arabische Revolution, Schummeleien in Doktorarbeiten, die nun zum wiederholten Male zu Ministerrücktritten geführt haben und so weiter - kennen Sie alles, muss ich nicht ausführen.

Die Macher von Lobbyplag vergleichen Texte von Lobbyisten mit fertigen Gesetzestexten.

Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Foto: dpa

Doch kann eine Internetseite auch ein seit Jahrhunderten gelerntes Vorgehen verändern? Also zum Beispiel die Art und Weise, wie Gesetze entstehen. Am Sonntag ging Lobbyplag online. In Analogie zu Guttenplag, Vroniplag und all den anderen Internetseiten, die die Recherche nach Plagiaten in Doktorarbeiten erleichtern sollten, geht es hier darum, Gesetzesvorlagen auf den Einfluss von Lobbyisten zu durchforsten.

Lobbyplag startete mit den Vorlagen zu der Richtlinie zum EU-Datenschutz und das Ergebnis mutet durchaus erschreckend an. Amazon, Ebay, Microsoft, Google und Co. scheinen sich in den bisherigen Dokumenten ordentlich verewigt zu haben. Auf der Plattform wird öffentlich dargelegt, welche Abschnitte aus den Vorlagen von Unternehmen und Lobby-Organisationen in den Vorlagen übernommen wurden und von wem.

Werbe-Patzer vor Silvester: Aldi Süd verkauft ein 105-teiliges Feuerwerks-Paket mit "7 Brilliant-Bomben-Raketen" und "fetzigen Knallfröschen" unter dem Namen "Paris". Viele Kunden sind erzürnt. Zu sehr fühlen sie sich an die zwei Terrorserien in der französischen Hauptstadt erinnert, die in diesem Jahr mehr als 140 Menschen das Leben kosteten.
Der Name sei "peinlich" und "geschmacklos", heißt es in den Sozialen Netzwerken. "Das nenn ich nen Totalausfall der Marketingabteilung", schreibt ein Twitter-Nutzer.
Discounter Aldi, der auch Feuerwerks-Körper mit Namen wie Kapstadt und "Palermo" im Angebot hat, erklärt den Fauxpas mit den langen Bestell- und Produktionsvorläufen. "Bitte seien Sie versichert, dass es nicht unsere Absicht war, unsere Feuerwerkskörper mit den Anschlägen von Paris in Verbindung zu bringen", antwortet der Discounter verärgerten Facebook-Nutzern. "Unsere Silvesterpakete werden bereits weit im Voraus gekauft und geplant, sodass eine Reaktion auf aktuelle Ereignisse leider nicht möglich ist."

Auch andere große Unternehmen haben sich mit Werbe-Schnitzern schon den Unmut ihrer Kunden zugezogen.

Foto: WirtschaftsWoche

Die Modekette Sinn Leffers bot ein Shirt an, auf dem ein sexistischer Spruch prangt: "Twinkle, twinkle, little whore - close your legs, they're not a door". "Blinzel, blinzel, kleine Hure - schließe deine Beine, sie sind keine Tür". Das T-Shirt stammt vom französischen Anbieter Boom Bap, der für provokante Sprüche bekannt ist. In den sozialen Netzwerken entlud sich ein Shitstorm. Mittlerweile hat das Unternehmen reagiert und sich entschuldigt. Die T-Shirts wurden aus dem Sortiment genommen. Insgesamt haben wohl 500 Shirts in 30 Filialen im Regal gelegen - auch beim Mutterunternehmen Wöhrl.

Foto: Screenshot

"Dreifarbige Sklaven-Sandalen" bot die Modekette Zara in ihrem Online-Shop an - und erntete sogleich Protest und Spott. In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich schnell Bilder des Angebots. "Die Hakenkreuze waren wohl nicht genug", twitterte etwa Userin Ronja M. Das Unternehmen spricht von einem "Übersetzungsfehler" - worin dieser bestehen soll, wurde allerdings nicht erklärt. Zara hat die Schuhe inzwischen aus dem Sortiment genommen.

Foto: Screenshot

Auf den Spott musste die Modekette Mango angesichts dieses "Chiffonhemds mit Blitzmuster", wie die Bluse im Prospekt heißt, nicht lange warten. Die Frage "Wehrmacht denn sowas?" scheint nicht ganz unberechtigt, erinnern die "Blitze" doch sehr stark an die Sig-Runen des SS-Emblems. Immerhin hat Mango das Doppel-S vermieden, die Frage nach dem "totalen Look" war dennoch unvermeidlich und auch nicht ganz daneben: Mango selbst bietet auf seiner Website ein Kombipaket mit Hose und Stiefel an – beworben mit dem Spruch "Wollt ihr den Total Look".

Bekannt zynisch meldete sich auch der Satiriker und Europaabgeordneter Martin Sonneborn auf Facebook zu Wort: "Wieso hat Mango dieses Modell nur für Damen – es gibt doch auch männliche Nazis…?"

Foto: Screenshot

Damit frau zu Halloween in sexy Kostüme passt, sollte sie Sandwiches der Fast-Food-Kette Subway essen. Mit diesem neuen Werbespot (hier geht es zum Video auf Youtube) setzte sich die Sandwich-Bude gehörig in die Nesseln. Im Internet hagelt es Kritik an der Botschaft, dass Frauen dünn und aufreizend gekleidet zu sein hätten. Auch die Werbebotschaft, mit den Weißbrot-Sandwiches abnehmen zu können, sorgt für Beschwerden.

Foto: Screenshot

"Butter zum Braten von Schweizern" gibt es dank einer Übersetzungspanne bei der Schweizer Supermarktkette Migros zu kaufen. Auf ihrem Produkt „Schweizer Bratbutter“ heißt es im italienischen Untertitel „Burro per arrostire Svizzeri“. Das bedeutet: „Butter zum Braten von Schweizern“. „Das ist peinlich und unfreiwillig komisch zugleich“, sagte Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Es handele sich um einen „blöden Übersetzungsfehler“.

Das Produkt sei seit zwei Wochen auf dem Markt, seitdem sei auch der Fehler bekannt. Mitarbeiter im italienischsprachigen Kanton Tessin hätten das Missgeschick beim Auspacken bemerkt. Man habe daraufhin sofort mit der Produktion neuer Packungen begonnen. Weil das Produkt selbst aber einwandfrei sein, verkaufe man zunächst noch die Ware in der alten Verpackung ab.

Foto: Screenshot

Das Verteidigungsministerium hat eine Werbekampagne für Frauen in der Bundeswehr nach einer Panne abgebrochen. Auf der Internetseite war eine Werbung für „Zewa wisch & weg“-Haushaltstücher mit der Unterzeile aufgetaucht: „So vielfältig wie Sie: Individuelle Karrieremöglichkeiten für Frauen bei der Bundeswehr.“ Die Seite war von einer vom Bundesamt für das Personalwesen der Bundeswehr beauftragten Werbeagentur erstellt worden. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums erklärte, dass die Kampagne bis auf weiteres gestoppt wurde. „Sollten sich erste Angaben erhärten, dass ein Programmierfehler der vom Bundesamt beauftragten Agentur Ursache für die irrtümliche Verbreitung des „Zewa-Bildes“ und die sich anschließende rufschädigende Diskussion war, behält sich das Ministerium rechtliche Schritte vor“, erklärte sie. Über den Stopp der Kampagne hatte zuerst der verteidigungspolitische Blog „Augen geradeaus!“ berichtet.

Foto: dpa

Die spanische Modekette Zara hat T-Shirts für Kinder zurückgezogen, die an die Kleidung jüdischer Gefangenen in den Konzentrationslagern des Nazi-Regimes erinnern. Die gestreiften Hemden mit einem gelben Stern auf der Brust lösten in Internetforen eine Welle von Protesten aus, weil die Sterne den Judensternen in der Nazi-Zeit ähneln. „Das Zara-Angebot erinnert an eine finstere Ära“, schrieb die israelische Zeitung „Haaretz“ in ihrer Online-Ausgabe. Die Modekette bat um Entschuldigung. Sie wies darauf hin, dass der Entwurf der T-Shirts von Western-Filmen inspiriert gewesen sei. Die gelben Sterne auf den Kinderhemden trugen die Aufschrift „Sheriff“. Diese war allerdings schlecht zu sehen. „Im Nachhinein kann man sagen, dass die T-Shirts ein Fehler waren“, verlautete aus Kreisen des Mutterkonzerns Inditex. Die Hemden seien rechtzeitig zurückgezogen worden, so dass sie nicht in die Filialen gelangt seien, sagte eine Sprecherin. Die T-Shirts seien nur in drei Ländern für wenige Stunden im Internet angeboten worden. Deutschland und Israel gehörten nicht dazu.

Foto: Screenshot

Die Werbung zeigt die Silhouette einer sich räkelnden Frau mit Schwarzwald-typischem Bollenhut. Daneben steht der Spruch „Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“: Nach Kritik an dieser anzüglichen Werbeaktion für den Schwarzwald hat die Tourismusorganisation ihre Anzeige vorerst gestoppt. Die Anzeige rief den Deutschen Werberat auf den Plan. „Uns hat eine Beschwerde erreicht“, sagte Geschäftsführerin Julia Busse. Man habe das Unternehmen im Schwarzwald zu einer Stellungnahme aufgefordert. Der Verein Ferienland Schwarzwald kündigte an, er wolle die Anzeige vorerst nicht weiterverteilen. Der Geschäftsführer werde eine Stellungnahme an den Werberat schicken, sagte der Vize-Geschäftsführer des Tourismusvereins in Schönwald, Hans-Peter Weis. Die Anzeige war im Bordmagazin einer Fluggesellschaft veröffentlicht worden.

Foto: Screenshot

"Ariel 88! Das WM-Waschmittel für den gepflegten Neonazi ist da. (Leider kein Fake)", heißt es bei Twitter. Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble wollte seine WM-Edition des Waschmittels Ariel damit bewerben, dass eine Großpackung nun für 88 statt 83 Waschgänge ausreiche. Dumm nur, dass die 88 in rechtsradikalen Kreisen für "Heil Hitler" steht. In Kombination mit dem weißen Deutschlandtrikot und dem Begriff "neue Konzentration" weckt das Produkt keine besonders schönen Assoziationen. Das bekommt der Konzern in den sozialen Medien zu spüren. "Bisschen ungünstig von P&G – 'Für ein reines Deutschland' fällt als claim wohl auch aus", spottete beispielsweise der Twitter-Nutzer "koerperkirmes". P&G hat inzwischen angekündigt, das Waschmittel nicht mehr zu verkaufen: "Klares NEIN zu rechtem Gedankengut: Ariel-Packung mit ungewollter Doppeldeutigkeit „88“ seit Montag nicht mehr ausgeliefert", äußerte sich das Unternehmen bei Twitter.

Foto: Screenshot

Fast zeitgleich fliegt dem spanischen Modelabel Desigual ein Werbespot anlässlich des Muttertags um die Ohren. Zu sehen ist eine Frau, die mit einem falschen Schwangerschaftsbauch posiert. Sie gefällt sich in der Rolle der werdenden Mama offenbar so gut, dass sie ein Kondom mit einer Nadel durchlöchert.

Die Netzgemeinde ist empört. So twitterte beispielsweise "leakosch": "Schwanger werden um jeden Preis? Geht's noch? So wirbt die Kleidermarke #Desigual für den Muttertag."

Foto: Screenshot

Das Video mit dem angeblich entspannt badenden Kaninchen geistert schon eine ganze Zeit durch das Internet. Zahlreiche Tierärzte und Tierschützer haben es bereits kritisiert, da das Tier keineswegs entspannt das Bad genießt, sondern sich in einer Angststarre befindet. Dummerweise taucht die Videosequenz aber auch in einem Vodafone-TV-Spot auf, für den der Mobilfunkanbieter um Fotos und Videos seiner Facebook-Fans gebeten hatte.

Nach Veröffentlichung des Spots brach über Vodafone ein regelrechter Shitstorm herein, auf den das Unternehmen aber zügig reagierte. "Nach unseren Recherchen und Rücksprache mit dem Besitzer des Kaninchens sind wir davon ausgegangen, dass es dem Tier in dieser Situation tatsächlich gut geht. Wir können Euer Feedback verstehen und nehmen es sehr ernst. Die artgerechte Behandlung von Tieren ist auch uns sehr wichtig. Deswegen werden wir den Clip mit dem badenden Kaninchen ersetzen. Der aktualisierte Werbespot ist bereits auf http://4milliarden.vodafone.de zu sehen und wird so schnell wie möglich auch auf allen anderen Online- und Fernsehkanälen ausgetauscht. Ein Austausch eines Werbespots im Fernsehen ist technisch aufwendig. Deswegen kann es vereinzelt dazu kommen, dass das badende Kaninchen noch zu sehen ist. Wir haben alle Beteiligten bereits angewiesen, den Werbespot so schnell wie möglich zu ersetzen", so Vodafone.

Foto: Screenshot

Mit seiner Werbung für Toilettenreiniger hat Henkel einen Proteststurm in der Ukraine ausgelöst und nimmt das Produkt nun vom Markt. Der WC-Duftspüler Bref Duo Stick gleiche ihrer Flagge, kritisierten Verbraucher. .Eine Henkel-Sprecherin sagte, der Konzern bedauere, dass sich Verbraucher durch das Design verletzt fühlten. Der Spot war im Fernsehen und bei Youtube zu sehen: Tatsächlich verkauft wurde das Produkt dabei gar nicht in der Ukraine, sondern in der Slowakei, Russland und Kasachstan.

Foto: REUTERS

Dem Textilhändler ist zwar keine Kommunikationspanne unterlaufen - für einen ausgewachsenen Shitstorm hätte es aber allemal gereicht: Der Blogger Eylon Aslan-Levy hatte einer H&M-Filiale en Herren-T-Shirt entdeckt, auf dem ein Totenschädel auf einem stilisierten Davidstern abgebildet war. Er schrieb für die "Times of Israel" einen Artikel über das Shirt mit dem Titel "Totenköpfe und Davidsterne passen nicht zusammen". Über Twitter und in seinem Artikel forderte er den Konzern auf, den Verkauf des T-Shirts zu stoppen. Aslan-Levy glaubt allerdings, dass H&M keine antisemitischen Hintergedanken gehabt habe, sondern es sich um einen dummen Fehler gehandelt habe.

Solche Fehler können Marken allerdings einiges an Beliebtheit kosten, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Foto: twitter.com/Eylon_AL / Screenshot

In einem Radio-Interview hat sich Guido Barilla, Chef des italienischen Nudel-Konzerns Barilla, schwer im Ton vergriffen: Er respektiere zwar Homosexuelle und die Schwulen-Ehen, die Barilla-Werbung ziele aber auf die traditionelle Familie. Deshalb werde sein Unternehmen "nie Werbung mit Homosexuellen schalten". Wenn dies Homosexuellen nicht gefalle, dann könnten sie eine andere Nudelmarke wählen.

Nach einem Sturm der Entrüstung und Boykottdrohungen gegen seine Nudelmarke hat sich Guido Barilla für seine Äußerungen über schwule Familien entschuldigt. Er habe "Empfindlichkeiten" nicht verletzen wollen, erklärte er. Er habe nur die zentrale Rolle der Frau in der Familie betonen wollen. Schwule hätten seinen höchsten Respekt, so Barilla.

Foto: AP

Eine simple Anfrage des Abiturienten Maik Luu bei der Firma Anhängerverleihfirma Clemens & Partner aus Elsdorf bei Aachen verursachte eine Werbekampagne der besonderen Art. Der Gymnasiast wollte für die Abifeier eine Hüpfburg leihen, das Budget war jedoch gering. Diese Tatsache erzürnte den Betriebsleiter Herr Koep derart, dass er Maik Luu beschimpfe. "Da Sie offensichtlich kein Geld haben, würde ich vielleicht von meinem Luxusdenken etwas abrücken. Wir sind Vermieter und machen das beruflich für unseren Lebensunterhalt mit dem Ziel, nicht da stehen zu wollen, wo Sie offensichtlich stehen." Weiterhin stellte er fest, dass 70 Prozent aller Studenten Hartz IV bekämen. Die Antwort des Abiturienten folgte prompt. Er postete dies auf Facebook und entfachte damit einen Shitstorm. In den nächsten Tagen will sich das Unternehmen zu dem Vorfall äußern.

Foto: dpa

Eigentlich sollte "For you. Vor Ort" dem angestaubten Schlecker-Image ein bisschen frischen Wind bringen. Internationales Flair war das Ziel. Dass das weder besonders clever, noch besonders witzig ist - geschenkt. Das größte Problem war die Argumentation für den von der Werbeagentur Grey entwickelten Slogan. Ein Sprecher der Drogeriekette sagte, der Schleckerkunde an sich sei dem "niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen" - deshalb würde ihn das Motto ansprechen. Außerdem sei der durchschnittliche Schleckerkunde kein "reflektierter Sprachverwender". Botschaft: Der merkt gar nicht, wenn wir ihn verarschen. Die Kunden waren entsetzt.

Foto: REUTERS

Ein offensichtlich überholtes Rollenbild der Frauen erhitzte die Social Media Gemüter und verursachte diese Woche einen Shitstorm. Der Grund für den Protest ist eine neue Werbekampagne der Lufthansa. In einem fiktiven Brief einer Frau an einen Mann bittet sie ihn um die neue Partnerkarte. So könnte sie auch gleichzeitig die neue Vogue abonnieren. Die Anzeige erzeugte nicht nur bei Frauenrechtlerinnen eine Welle der Entrüstung. In der heutigen Zeit sind Frauen in der Lage, sich eine eigene Miles and More Karte zu kaufen. Auch lesen Frauen nicht nur die Vogue. Die Lufthansa reagierte prompt und zog die Werbung zurück.

Foto: dapd

Groß und stark ist er geworden: Basketballer Dirk Nowitzki (2,13 m) spielt seit Jahren in den USA für die Dallas Mavericks - und macht seit Jahren Werbung für die ING DiBa. Im aktuellen Werbeclip bekommt er in einer Metzgerei von der Verkäuferin eine Scheibe Wurst geschenkt. Dialog: "Was haben wir früher immer gesagt?" "Damit du groß und stark wirst." Botschaft: Mit den Produkten der DiBa wird man finanziell groß und stark - die Zukunft ist gesichert. Gar nicht komisch fanden das Vegetarier und Veganer: Die Bank musste sich als Tiermörder-Sympathisant und Ähnliches beschimpfen lassen. Schließlich entbrannte auf der Facebook-Seite der Bank ein erbitterter Wurst contra Tofu-Streit, den das Unternehmen vernünftig handhabt: Es lässt die Diskussion fortsetzen und moderiert die Kommentare von Vegetariern und Fleischessern.

Foto: Screenshot

Benetton ist Protest gegen seine Werbung mittlerweile ja gewohnt. Dass der Vatikan sauer sein würde, dürfte das Modelabel in Kauf genommen haben. Dass die Empörung von Papst und Gläubigen so groß sein würde, hatte man sich in der Marketingabteilung aber nicht gedacht. Eines der Bilder der Kampagne "unhate" zeigt Papst Benedikt XVI. beim Kuss mit dem ägyptischen Imam Ahmed el Tajjeb von der al-Azhar-Moschee in Kairo. Trotz aller Nächstenliebe: Die Bilder hat Benetton aus dem Verkehr ziehen müssen.

Foto: Pressebild

Der Konsumgüterkonzern Henkel wollte durch eine Facebook-Aktion neue Fans und Kunden gewinnen. Leider lief die Aktion nicht so, wie es sich die Marketingstrategen vorgestellt hatten. Henkel suchte über das soziale Netzwerk einen neuen Slogan und ein neues Design für das Spülmittel Pril. Mehr als 30.000 Vorschläge wurden eingereicht – Kolibris, die an Blüten saugen, Schmetterlinge, Ozeane mit Delfinen. Und ein braunes Etikett mit einem hingeschmierten Huhn sowie der Aufschrift "schmeckt lecker nach Hähnchen!".

Dieses Etikett bekam in kürzester Zeit die meisten Stimmen und lag schnell mehr als 3.500 Stimmen vor dem Zweitplatzierten. So hatte Henkel sich das nicht vorgestellt und setzte eine Jury ein, die die Vorschläge freigeben musste, bevor darüber abgestimmt werden konnte. Das zog eine Menge böser Kommentare nach sich. Als dann noch die Pril-Edition "mit leckerem Brezelduft", für die eigentlich 2000 Stimmen abgegeben wurden, auf der Wettbewerbsseite nur noch 1680 Nutzer gestimmt haben sollten, war das PR-Drama perfekt, die Online-Gemeinde war empört.

Foto: WirtschaftsWoche

Das günstige "Chef-Ticket" der Deutschen Bahn (Angebotszeitraum Oktober und November 2010) ging in zweierlei Hinsicht in die Hose:

Der Clip: Im Online-Werbespot für das 25 Euro teure Chefticket waren Angestellte zu sehen, die in der Abwesenheit ihres Chefs das Büro auf den Kopf stellten, Hahnenkämpfe veranstalteten und Männer, die im Büro in Strapsen posierten. Die Reaktionen waren dementsprechend. Tierschützer waren empört, die User nannten den Spot geschmacklos und widerwärtig.

Das Kommunikationsdesaster: Das Unternehmen rechnete nicht damit, dass die Onlinegemeinde das Ticket nicht nur kaufen, sondern auch mit dem Unternehmen kommunizieren möchte. Die Facebook-Seite ertrank in unmoderierten Kommentaren, die Bahn hüllte sich in Schweigen.


Foto: dpa

Ein bedauerlicher Einzelfall, so lauten oft Erklärungen von Unternehmen.  2011 beschwerte sich ein Blogger bei dem Unternehmen O2 wegen Netzproblemen. Auch hier hieß es, es handelt sich um einen Einzelfall. Der Betreiber hatte aber die Wirkung der Social Media Möglichkeiten unterschätzt. Denn der Blogger startet eine Aktion mit dem Titel: Wir sind Einzelfall. Nachdem sich tausende Betroffenen meldeten, entschuldigte sich das Unternehmen und versprach das Netz auszubauen.

Foto: dpa

Bei VW ging nicht die Werbekampagne an sich schief, aber der beim Super Bowl 2011 ausgestrahlte Clip mit einem Kind im Darth-Vader-Kostüm animierte Greenpeace zu einem Protest gegen das Unternehmen: Die Umweltschützer griffen das Darth-Vader-Motiv auf, um gegen den "Automobilkonzern, der tatsächlich eine dunkle Seite besitzt", zu demonstrieren. VW bekämpfe schärfere Klimaschutzgesetze. Greenpeace drehte eine Weiterführung des Videos mit VW als bösem Darth Vader.

Foto: dpa

Happy hour is on! Show us what makes you proud to be British for a chance to win. Dies ist der Starbucks Tweet, der für einen Twitter Shitstorm sorgte. Eigentlich eine harmlose Nachricht, jedoch nicht, wenn der Tweet auf Starbucks Ireland veröffentlicht wird. Wer geschichtlich bewandert ist, weiß, wie es um das britisch-irische Verhältnis bestellt ist. Die Iren daher aufzufordern, ein Foto bei Instagramm zu zeigen, wie stolz sie auf Großbritannien sind, stieß bei den Iren bitter auf und endete in einem Twitter-Shitstorm. Starbucks entschuldigte sich sofort.

Foto: dapd

Kein Wunder also, dass derzeit heftig diskutiert wird: Wie groß ist der Einfluss von Lobbyisten? Und ist dieser Einfluss schlecht? Sorgt der Schritt in die Transparenz dafür, dass Gesetzestexte nun sorgfältiger geprüft, Quellen offengelegt werden oder werden Lobbyisten in Zukunft noch gewiefter vorgehen, um ihre Interessen durchzusetzen?

Die Mitarbeit bei Lobbyplag ist nicht ganz so einfach wie das Liken einer Facebookseite, die eine Eissorte zurückbringen soll. Damit das einfacher wird, versuchen die Macher hinter Lobbyplag, die Journalisten Marco Maas, Richard Gutjahr und Max Schrems von Europe vs. Facebook, übrigens gerade ein wenig Geld aufzutreiben und setzen dabei - Sie ahnen es bereits - ebenfalls auf die Crowd. Doch seien es Eissorten - Grünofant, Brauner Bär und Dolomiti scheinen da untergegangene Sorten mit einem gewissen Potenzial an Wiederauferstehung zu sein, Politiker - die Facebookseite "Wir wollen Guttenberg zurück" zählt bereits heute 468.000 Fans - oder Wirtschaftsskandale, die es aufzudecken gilt: Veränderung ist möglich.  Sie müssen sich ja nicht unbedingt das Siemens-Handy S45 aus dem Jahr 2001 zurückwünschen.   

Der Autorin bei Twitter folgen: [--]Element_LARGE[--]


Offenlegung: Die Autorin dieses Textes talkt gemeinsam mit Richard Gutjahr, einem der Journalisten hinter Lobbyplag, und ein paar anderen Köpfen aus dem Internet jeden Montag im "Digitale Quartett".

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