Mitarbeiter geschockt: Wander-App Komoot verkauft

Die Wander-App Komoot wurde überraschend verkauft. Neuer Eigentümer des Tech-Unternehmens ist Bending Spoons, eine italienische Software-Firma. Die Übernahme haben beide Parteien am Donnerstagabend in einer Mitteilung verkündet. Der Kaufpreis wurde nicht kommuniziert. Nachfragen ließen die Firmen bislang unbeantwortet.
Bending Spoons sitzt in Mailand und wurde vor zwölf Jahren gegründet. In der Branche ist das Unternehmen nicht unbekannt: 2020 beauftragte die italienische Regierung Bending Spoons damit, die offizielle Corona-App zu entwickeln. Die Firma baut auf einem breiten IT-Netzwerk auf und fungiert eher als Dachgesellschaft. In der Vergangenheit kaufte Bending Spoons mehrere App-Firmen auf – etwa das Notiz-Tool Evernote und WeTransfer. Bei diesen und weiteren Fällen entließ der neue Eigentümer einen Großteil der Belegschaft.
Komoot-Team geschockt
Die rund 150 Komoot-Angestellten haben nach Informationen von WirtschaftsWoche am Donnerstagnachmittag von dem Deal erfahren. Über das außerplanmäßige Meeting wurden sie eine Stunde vorher informiert. Komoot-CEO Hallermann habe bei dem Termin die Übernahme verkündet und den neuen Eigentümer vorgestellt, sagt eine Person, die dabei war. Es hieß außerdem, dass es im Zuge des Betriebsübergangs Kündigungen geben werde. Zeit für Fragen sei nicht eingeräumt worden, so der Mitarbeiter.
Das Team sei geschockt über die Nachricht, betonen mehrere Angestellte. Es habe vorab keine Kommunikation über einen möglichen Verkauf der Firma gegeben. Bei Komoot habe die Mitarbeiterzufriedenheit immer im Vordergrund gestanden. Jedes Jahr lud Komoot seine komplette Belegschaft beispielsweise zu einem einwöchigen Offsite ein.
Geldregen für Gründer
Wie es künftig mit Komoot unter dem Dach der italienischen Firma weitergehen soll, bleibt noch abzuwarten. CEO Markus Hallermann sagt, er könne sein Start-up nach 17 Jahren nicht mehr ohne fremde Hilfe weiterentwickeln. „Um ein Unternehmen zu skalieren, braucht man ein anderes Mindset und andere Fähigkeiten als noch bei der Gründung“, lässt sich der Potsdamer zitieren. Bending Spoons habe genau diese Schlüsselfaktoren.
Komoot begann als Studentenprojekt von sechs Wanderfreunden an der Technischen Universität Berlin und wurde schließlich 2010 als Firma in Potsdam ausgegründet. Jonas Spengler, Markus Hallermann, Tobias Hallermann, Christoph Lingg, Daniel Gard und Jan Heuer haben die Firma bis zuletzt geführt. Die App ist profitabel und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 36 Millionen Euro. Die Gründer hielten den Großteil der Anteile an Komoot, der Verkauf dürfte ihnen also einen Geldregen bescheren.
In der Firmengeschichte nahm Komoot kaum Wagniskapital auf. Wenige Monate nach dem Start stieg ein Investmentfonds des Landes Brandenburgs ein. Weil die Laufzeit für den Venture-Capital-Fonds 2020 vorbei war, musste der Investor seine Anteile verkaufen. Die Rendite lag damals beim zwanzigfachen des Einsatzes.
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