Auf der NEXT Berlin berichteten mir die smarchive-Gründer Steffen Reitz und Holger Teske gestern, kurz vor dem Debüt einer iPhone-App zu stehen. Richtig so, denn ohne mobile Zugriffsmöglichkeiten wird sich ohnehin keine Dokumentenplattform dauerhaft halten können.
Obwohl offensichtlich viele Menschen davon überzeugt sind, dass Start-ups den Übergang vom herkömmlichen zum papierlosen Büro (und Leben) mitgestalten können, fragte ich mich bisher, ob spezielle Plattformen, bei denen ich eigenhändig eingescannte Dokumente sicher speichern und mittels smarter Filter leicht wiederfinden kann, tatsächlich die Bedeutung erhalten können, die der Ansturm der Start-ups auf diesen Markt suggeriert – speziell, weil mit den führenden US-Cloudangeboten wie Dropbox, Google Drive oder Box eben doch Alternativen existieren, bei denen viele Nutzer ohnehin schon ein Konto haben. Zumal sich zumindest in meinem Fall die Zahl der Dokumente, die zu sensibel wären, um sie bei den Big Playern zu speichern, sehr in Grenzen hält (diese Beurteilung variiert natürlich von Person zu Person).
Doch ein anderes Gespräch auf der NEXT öffnete mir die Augen: Ultimativ dürften die Dokumentenplattformen versuchen, die Existenz des Papiers komplett zu verhindern, indem sie mit Unternehmen und Behörden in Deutschland zusammenarbeiten und eine Art elektronisches Postfach etablieren, in das sämtliche Dokumente vom Absender ohne den Umweg über den Papierbrief in digitaler, strukturierter und weiterverwertbarer Form geschickt werden. Statt also Rechnungen, Benachrichtigungen und sonstige Post per physischem Brief zugeschickt zu bekommen, landen all diese Dokumente (über Kooperationen mit den jeweiligen Firmen) direkt im persönlichen Dokumentenspeicher. Auch eine Integration der De-Mail wäre vorstellbar.
Dass der Briefkasten im Haus noch eine lange Zukunft vor sich hat, glaube ich nicht. An dem Tag, an dem eine Dokumentenplattform es ermöglicht, sich den Gang zu selbigem vollkommen zu sparen und von jedem Ort auf der Welt sicher auf archivierte sowie aktuelle Dokumente und Briefe zugreifen zu können, die zudem alle notwendigen juristischen Voraussetzungen erfüllen, ist wahrscheinlich, dass die Thematik der elektronischen Dokumentenablage echtes Massenpotenzial entwickelt. Trotz aller technischen, rechtlichen und bürokratischen Hürden, die man sich dazu speziell in Deutschland ausmalen kann, wird dieser Tag irgendwann kommen. Was es etwas einfacher macht, den momentanen Boom der dokumentenliebenden Startups zu verstehen.