Twittern statt bloggen Das Ende der Blog-Euphorie

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Bildblog Screenshot

Das Wort vom "Blog-Blues" macht schon seit zwei Jahren die Runde im Web. Doch die Ermüdungserscheinungen zeigen sich auch in den Zahlen der Blogcharts. Die Statistik der beliebtesten Blogs wird anhand der Verlinkungen gemessen, doch die nehmen immer mehr ab.

Das meistverlinkte Blog von Robert Basic kam beispielsweise früher auf weit mehr als 2000 Verweise, jetzt ist es noch gut die Hälfte. „Für Platz 100 brauchte man früher deutlich mehr als 200 Links, derzeit sind es nur noch 135“, sagt Schröder.

Ein Grund für das nachlassende Interesse an Blogs ist der neue Kurznachrichten-Dienst Twitter. Die Website, bei der sich die Nutzer über Nachrichten von maximal 140 Zeichen Länge austauschen, ist längst zum Lieblingsspielzeug der Netzgemeinde geworden. Und selbst Prominente wie Barack Obama, Lance Armstrong oder der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer Gümbel twittern schon. "Viele Leute twittern schnell mal einen Link und bloggen ihn nicht mehr", sagt Schröder. 

Nicht alle finden es gut, dass viele Blogger ihren Schwerpunkt zu Twitter verlagern. "Der Blogosphäre tut Twitter nicht gut", sagt Niggemeier. Das neue Medium sei ihm zu flüchtig und die Kommunikation zerfasere zu sehr.

Bildblog denkt über Veränderungen nach

Doch die Stagnation zeigt sich auch bei Niggemeier, dessen Bildblog lange die Blogcharts anführte. Seit vier Jahren arbeitet er sich gemeinsam mit Christoph Schultheis an den Fehlern und Ungereimtheiten der BILD-Zeitung ab. "Es gibt bei uns auch Ermüdungserscheinungen, manchmal fehlt die Motivation", sagt Niggemeier. Die große Euphorie der Anfangstage fehle oft. Auch bei den Lesern schwindet der Reiz der unterhaltsamen Korrekturen. Die Nutzer-Zahlen sind seit ein, zwei Jahren konstant oder bröckeln sogar.

"Wir überlegen gerade, was man anders machen könnte", sagt Niggemeier. Er und seine Mitstreiter haben das Gefühl, es müsse eine Veränderung her. Ein Ansatz ist die Aktion "Bildblog für alle" aus der Adventszeit, bei der die Fehlersuche auch auf andere Medien ausgedehnt wurde. Einen Verkauf schließt Niggemeier allerdings kategorisch aus. "Wer sollte das auch kaufen, außer dem Springer-Verlag - und denen würden wir es nur im Tausch gegen die BILD-Zeitung geben."  

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