Neue Testanlage Hightech-Roboter für den Meeresgrund

In einer neuen Testanlage in Bremen entstehen die Tauchroboter der Zukunft. Die autonomen Hightech-Geräte sollen künftig auf dem Meeresboden tasten, greifen, Teile austauschen und sogar ernten.

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Ein Unterwasserroboter im neuen Testbecken des Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) in Bremen. Das 3400 Kubikmeter fassende Salzwasserbecken wurde zur Erprobung von Unterwasserfahrzeugen gebaut. Quelle: dpa

Bremen Es sieht aus wie ein großes Schwimmbad. Doch beim Blick ins acht Meter tiefe Becken sieht man Tauchroboter durchs Wasser fahren und am Boden eine Pipeline inspizieren oder Pumpensysteme einer Offshore-Gas-Förderanlage kontrollieren. Die Maritime Explorationshalle des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen wurde am Montag offiziell in Betrieb genommen. Herzstück ist das 23 Meter lange und 19 Meter breite Salzwasserbecken, in dem neue Systeme mit intelligenten Tauchrobotern getestet und weiterentwickelt werden.

„Wir müssen erstmal wissen, dass unsere Systeme sicher sind“, sagt Frank Kirchner, Leiter des DFKI Robotics Innovation Centers. In den nächsten fünf Jahren sollen sie Marktreife haben.

Die Nachfrage nach geeigneten Lösungen für die Kontrolle von Unterwasseranlagen ist groß. Tausende von Kilometern Pipelines und Seekabel liegen tief auf dem Meeresboden. Riesige Flächen stehen voll mit Pumpen und Leitungen der Öl- und Gas-Förderanlagen auf hoher See. Und immer mehr Fundamente von Offshore-Windanlagen sind unter Wasser verankert.

„Ziel der neuen Systeme ist, Wartung und Inspektion der Anlagen, egal wo sie stehen, kostengünstig und teilweise überhaupt erst möglich zu machen“, so Kirchner. So soll ein Avalon genanntes Vehikel beispielsweise Pipelines auch in der Tiefsee autonom abfahren und mit Hilfe von Sensoren Unterspülungen oder Sandablagerungen aufspüren. „Ist die Pipeline an einer Stelle unterspült, kann sie durchbrechen“, erläuterte Kirchner. Sie könne auch zusammengedrückt werden.

Entwickelt wurde auch eine Tiefseehand mit drei Fingern. „Wir wollen damit im Tiefseebereich Objekte tasten und befühlen“, so Kirchner. In tieferen Gebieten werde verstärkt auf Sensortechnik gesetzt. „200 Meter unter Wasser ist es dunkel, da muss man Licht mitbringen, und das braucht zu viel Energie.“


Die Suche nach dem Schuhkarton

Auch die Manganknollen-Ernte im Pazifik ist mit Hilfe der neuen Technologie in absehbarer Zeit denkbar. Damit ließen sich Rohstoffe invasiv abbauen, und der Meeresboden würde nicht stärker zerstört als unbedingt nötig.

Trotz aller Innovation lasse sich ein Flugschreiber aber nicht finden, wenn das Suchgebiet nicht näher bestimmt werden könne, betont Kirchner mit Blick auf die Suche nach dem im Pazifik verschwundenen Flugzeug der Malaysia-Airlines. Das Suchgebiet sei zu groß. „Das wäre, als würde man einen Schuhkarton in Deutschland irgendwo verstecken und sagen, setzt dich ins Auto und such ihn.“

Kirchner sieht für die intelligenten Tauchroboter Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten 20 Jahre. So könne es auch gelingen, ein autonomes Unterwassergerät zu schaffen, dass Hähne oder Ventile bedienen kann. Auch wäre denkbar, einen Roboter permanent auf dem Meeresboden zu stationieren zur Inspektion von Offshore-Anlagen. Der Betreiber könne dann jederzeit im Büro am Bildschirm seine Anlage virtuell begehen, sagte Kirchner.

Jede einzelne Komponente eines Tauchroboters wird in einer kleinen Druckkammer bis 600 Bar getestet, um für den Tiefsee-Einsatz gerüstet zu sein. Erste Tests auf See sollen 2015 in der Ostsee am künstlichen Riff vor Rügen sowie vor Brasilien an Offshore-Anlagen laufen. „Das wir ein schrittweiser Prozess.“

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