200 Arten am Mekong Forscher entdecken Affen im Elvis-Look

Über 200 Tier- und Pflanzenarten haben Forscher in letzter Zeit am Mekong entdeckt: darunter Affen mit Elvis-Tollen und psychedelisch anmutende Geckos. Doch das Paradies ist in Gefahr.

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Fotorekonstruktion eines Stumpfnasenaffens (Rhinopithecus strykeri ) mit Elvis-Tolle. Quelle: dpa

Hanoi/Bangkok Ein Affe mit Elvis-Tolle, eine sich selbst klonende Eidechse und ein Gecko in Hippiefarben: Wissenschaftler haben rund um den Mekong in letzter Zeit 208 neue Arten dokumentiert. Besonders spektakulär ist der Stupsnasenaffe aus Birma. Er hat nicht nur eine regenempfindliche Nase, sondern am Kopf eine Haartolle, die an den King of Rock „n' Roll Elvis Presley erinnert. Das Tier wurde in entlegenen Wäldern entdeckt, berichtet die Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) in ihrem neuesten Mekong-Report.

In der Region rund um den längsten Fluss Südostasiens wurde auch eine knallorange und weiß blühende Orchidee gefunden. Die zahlreichen Tiere und Pflanzen entdeckten die Forscher in der chinesischen Provinz Yunnan, in Birma, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam. „Das macht Asiens Flusslandschaft zu einer der letzten Bastionen für die Entdeckung neuer Arten auf diesem Planeten“, heißt es in dem Bericht. Der Mekong ist etwa 4500 Kilometer lang.

Der Stupsnasenaffe mit der Elvis-Tolle (Rhinopithecus strykeri) dürfte die skurrilste Entdeckung sein. „Der (Rock „n' Roll) König lebt“, flachsen die Autoren des Berichts. Snubby, wie sie das Tier mit Spitznamen tauften, ist schwarz und flauschig und nach Angaben der Anwohner der Kachin-Region in Birma bei Regen leicht zu finden. Dann sitzt er wie schmollend auf dem Baum und klemmt den Kopf zwischen die Beine. Der Grund: Die Regentropfen fallen in seine nach oben gerichteten Nasenlöcher - dann muss Snubby niesen.

Die Regenmuffel gefährden sich aber damit: In der Region wird gejagt. Es gibt laut WWF vermutlich nur noch zwischen 260 und 330 Stubsnasenaffen. Sie sind vom Aussterben bedroht. Forscher hatten den Affen bereits im „American Journal of Primatology“ vorgestellt.


Gecko in psychedelischen Farben

Vietnam war besonders ergiebig für die Forscher: Dort kreucht auf der Halbinsel Ca Mu zum Beispiel ein Gecko in Hippiefarben (Cnemaspis psychedelica). Er hat einen leuchtend gelben Hals mit schwarzen Streifen, einen blaugrauen Körper und orangefarbene Füße. Ngo Van Tri von der Wissenschaftsakademie entdeckte in einem Restaurant in Süden Eidechsen, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen. Sein Verdacht bestätigte sich: Die neue Art (Leiolepis ngovantrii) klont sich selbst - keine Männchen zur Fortpflanzung nötig. In der Provinz Dak Lak blühte im Verborgenen eine weiß-orangene Orchidee (Dendrobium daklakense). „Es ist bemerkenswert, dass ein so auffallendes Exemplar bis vor kurzem unbekannt war“ sagte der Orchideenexperte des botanischen Gartens in Kew bei London, Andre Schuiteman.

Das Flora- und Fauna-Paradies in der Mekong-Region ist aber gefährdet. Seit 1990 werden dort nach Angaben des WWF im Jahr 2,7 Millionen Hektar Dschungel für Kaffee- Kautschuk oder Palmölplantagen kahlgeschlagen. Wachen knallen Tiere ab, die sich dorthin verirren und womöglich die Ernte gefährden. Der Lebensraum der Tiere schwindet rasant: durch Straßen und Städte und Dutzende geplante Staudämme.

„Wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Arten verschwinden, bevor sie überhaupt beschrieben wurden“, sagt WWF-Experte Stefan Ziegler. 70 Prozent der endemischen Säugetierarten aus der Region sind schon auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN für gefährdete Arten. Der WWF fordert grenzüberschreitenden Schutz der Region.

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