Die Designs von Zuniga und andere Modelle sind im Internet als Open-Source-Datei frei verfügbar. Auf der Website Thingiverse sammeln und tauschen Nutzer digitale Design-Daten. Das Material für einen Hand-Bausatz kostet etwa 20 bis 50 US-Dollar (18 bis 45 Euro). Wer Internet und Zugang zu einem 3D-Drucker hat, kann eine Hand-Prothese ausdrucken. Manche Druckpläne sind allerdings lizenziert und müssen bezahlt werden.
Die 3D-Drucker legen durch Schmelzschichtung (Fused Deposition Modeling) Schicht um Schicht von geschmolzenem Plastik aufeinander. Strangpressen bewegen sich in drei Dimensionen und folgen dabei den Koordinaten aus einer digitalen Datei.
Noch ist das Ganze ein Experiment. „Und das muss man auch deutlich machen, wenn man solche Hände nach außen gibt“, sagt Zuniga. Seine bisherigen Erfahrungen: Bei Temperaturen über 50 Grad Celsius passen die Plastik-Prothesen nicht mehr gut. Und im Gebrauch bricht eine von fünf Händen an irgendeiner Stelle. „Man muss den Leuten sagen: Sie sind nicht sehr haltbar.“
Kinder können mit solchen Modellen schwimmen, sich an einer Schaukel festhalten oder einen Fußball fangen, aber nicht am Klettergerüst turnen. Ein voller Ersatz für eine Hand sind diese Prothesen also nicht. „Aber auch modernste Bauteile stoßen irgendwann an Grenzen“, sagt der Experte Bertram. Selbst mit Hightech-Modellen sei ein Handstand undenkbar. Deutsche Sanitätshäuser und Kliniken dürften die einfachen Ersatzhände aus dem 3D-Drucker nicht herstellen, da sie dem Medizinproduktegesetz unterliegen. „Das soll den Patienten schützen“, sagt Bertram - die Materialien seien für den deutschen Markt nicht geprüft und zugelassen.
Moderne Prothesen funktionieren myoelektrisch: Sie nutzen elektrische Spannung, die in den Muskelzellen über biochemische Prozesse entsteht. Diese fortgeschrittene Technologie wollen drei junge Ingenieure und Designer in Japan nun auch für Hand- und Armprothesen aus dem 3D-Drucker nutzen. Ihr Tokyoter Unternehmen Exiii entwickelt gerade den Prototyp Handiii. Der Plan soll ebenfalls frei im Netz zugänglich sein. Die Materialkosten liegen bei rund 300 US-Dollar (rund 270 Euro).
Handprothesen zu entwickeln, die sich jeder leisten kann: Daran hat - soweit bekannt - zuerst Richard Van As gearbeitet. Aus eigener Not. Der Zimmermann aus Südafrika schnitt sich 2011 bei einem Unfall vier Finger der rechten Hand ab. Heute kann er trotzdem wieder arbeiten. Zusammen mit dem Washingtoner Special-Effects-Künstler Ivan Owen baute er sich eine Robohand aus dem 3D-Drucker. Die beiden Pioniere machten ihre Baupläne auf Thingiverse zugänglich.
Die Robohand zusammenzubauen ist nicht viel schwieriger als ein komplexes Lego-Modell - und so sieht sie auch aus. „Sie ist kosmetisch eher fragwürdig. Das ist ein Standard, den man in Deutschland ganz schlecht verkauft kriegt“, sagt Bertram.
In Ländern wie Uganda oder Sierra Leone ist das anders. Eine Behinderung bedeutet dort meist ein Leben ohne Versorgung, in Armut. Eine aus privilegierter Sicht provisorische Prothese kann die Rettung sein. Und manche Kinder in den USA liebten Plastikhände im Roboter-Style, heißt es in Berichten über „Cyborg Beast“. In Japan werben die Macher von Handiii sogar mit dem Maschinen-Look - als Alternative zur hautfarbenen, puppenartigen Standard-Prothese. 3D-Innovation statt Einheitsbrei.