LED verändert Lichtspektrum Adieu, schwarzer Nachthimmel, hallo Blau!

Tiefschwarze Nacht? Das war einmal. Und neue LED-Lampen werden die Färbung des Nachthimmels weiter verändern, sagen Forscher. Blau könnte damit in vielen Großstädten bald das neue Schwarz sein.

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In Berlin leuchtet es derzeit noch rötlich wegen der gelb-orangenen Straßenbeleuchtung. Mit der Umstellung auf LED-Leuchten erwarten die Forscher eine Veränderung der Farbe. Quelle: dpa

Schwarz war gestern, Rot ist aktuell - und die Farbe des Nachthimmels wird sich nach Einschätzung Berliner Forscher weiter ändern. Über der Hauptstadt leuchtet er derzeit rötlich, stellten FU-Physiker Christopher Kyba und Kollegen jetzt bei Messungen fest.

Grund dafür ist das zumeist gelb-orange Licht der Straßenbeleuchtung - und in Städten wie Berlin gibt es Massen davon. Mit der Umstellung auf LED-Leuchten, die kälteres, weißes Licht aussenden, erwarten die Forscher in Zukunft auch in anderen Städten jedoch einen wesentlich blaueren Nachthimmel.

„Besonders deutlich wird das zu sehen sein, wenn der Nachthimmel bewölkt ist“, sagte Kyba der Nachrichtenagentur dpa. Dann werde das ausgesandte Licht besonders stark reflektiert. „Der derzeitig weltweite Trend, Gasentladungsröhren durch LED-Lampen zu ersetzen, wird die Helligkeit und das Lichtspektrum des Nachthimmels erneut verändern“, ist sich Kyba sicher.

In Berlin ist der Himmel nachts besonders blau

„In ein paar Jahren heißt es wahrscheinlich: Blau ist das neue Rot.“ Seit Ende 2009 bestimmt er im Rahmen des fachübergreifenden Forschungsverbundes „Verlust der Nacht“ mit Hilfe eines speziellen Messgeräts die Färbung des Nachthimmels - und sieht eindeutig Rot. „Früher sprach man von der tiefschwarzen Sturmnacht. Das ist schon lange nicht mehr der Fall: Heute ist es in stürmischen Nächten wegen der Wolken sehr viel heller als in einer klaren Nacht.“

In Berlin ist das blaue Licht eines bewölkten Nachthimmels siebenmal heller als in unbewölkten Nächten, das rote Licht sogar 18 mal heller. Das kann auch Auswirkungen auf die Tierwelt haben. Für viele Tiere seien bewölkte Nächte in Ballungsgebieten heute tausendmal heller als noch vor wenigen Jahrzehnten, betont Studien-Mitautor Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Die Studie erscheint in einer Publikation der Royal Astronomical Society. Am unbewölkten Himmel wird durch die Atmosphäre das kurzwellige blaue Licht besonders stark gestreut. Deshalb raten die Forscher bei einem Wechsel auf LED-Leuchten unbedingt dazu, abwärtsgerichtetes, warmweißes Licht mit geringem Blau-Anteil einzusetzen. „Sonst sieht es in klaren Nächten aus wie im Horrorfilm“, sagte Kyba.

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