Juckt ihnen nach dem Telefonat mit ihrem Handy manchmal das Ohr oder die Hand? Kribbelt es eventuell unter ihrem Smartband? Schuld daran könnten die Gadgets sein.
Forscher warnen, dass enthaltenes Nickel zu Hautekzemen führen kann. Das Spurenelement wird vom Körper als Baustein verschiedener Eiweiße und für die Eisenaufnahmen benötigt. Hat der Körper zu wenig Nickel zur Verfügung, kann es zu Müdigkeit, Unruhe und Kreislaufproblemen kommen. Ein Zuviel des Spurenelements sorgt für Kopfschmerzen, Husten und Atemnot. Außerhalb des Körpers kann es Ausschläge verursachen.
Viele Menschen reagieren dann allergisch auf Nickel, wenn es zu einem direkten Hautkontakt kommt. Weltweit sind etwa 8,5 Prozent der Menschen allergisch gegen Nickel, in Deutschland entwickelt schätzungsweise jede zehnte Frau und jeder hunderste Mann Reaktionen bei Kontakt mit dem Metall.
Vor dem großen Elektronikboom waren es vor allem nickelhaltiger Schmuck, Uhren, Metallspielzeuge und Münzgeld, die bei Betroffenen für Kontaktekzeme sorgten. Mediziner in den USA schlagen jetzt allerdings Alarm: Die steigende Verbreitung von Handys und anderen Mobilgeräten in Kombination mit fehlenden Grenzwerten lässt die Allergikerzahlen in die Höhe schnellen. Im Jahr 2011 befasste sich die amerikanische Komission für Produktsicherheit mit einem Rückruf, bei dem 1200 Kinderuhren von Walt Disney zurückgerufen wurden, offenbar weil die Rückseite stark nickelhaltig war. Ein aktueller Artikel aus dem Journal of Pediatrics weist außerdem auf einen Anstieg von Nickelallergien hin, die mit dem Tabletgebrauch in Verbindung gebracht wurden. „Bei der gestiegenen Anzahl an Nickelallergien in der heranwachsenden Generation ist es für Mediziner gegeben, metallische Elektronik und deren Effekte als Quelle für Nickelquellen in Betracht zu ziehen“, informiert der Artikel.
Stetiger Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen steht im Verdacht, Nickelallergien auszulösen. In Amerika ist dieses Problem deutlich größer als in Europa, da es keine verpflichtenden Grenzwerte für den Nickelgehalt in Alltagsgegenständen gibt. Lediglich der Arbeitsschutz sieht Maximalwerte vor, sowohl für die Industrie allgemein als auch für spezielle Gebiete wie Schiffsbau und das Bauwesen. Der Durchschnittswert liegt bei einem Milligramm pro Kubikmeter Luft. In anderen Bereichen sieht die amerikanische Gesetzgebung keine Grenzwerte vor und überlässt es der Wirtschaft, wie viel Nickel sie in ihre Produkte einarbeiten.
Wenn das Smartband Ausschlag verursacht
Wozu das führt, hat der Fitnessbandhersteller Fitbit feststellen müssen. Ihr „Force“-Armband wurde im Februar dieses Jahres zurückgerufen millionenfach zurückgerufen, nachdem Beschwerden über Hautirritationen und Ausschläge am Handgelenk auftraten. Als Auslöser der Kontaktdermatitis stehen ein Kleber, aber auch nickelhaltige Metallteile in Verdacht. Während Fitbit mit dem Rückruf einer genaueren Untersuchung durch die Gesundheitsbehörden entgehen konnte, fordern betroffenen Nutzer genauere Details zu den gesundheitlichen Risiken – notfalls mit Hilfe rechtlicher Schritte. Eine Sammelklage gibt es bereits, bisher aber noch kein Ergebnis. Fitbit sieht sich keiner konkreten Schuld bewusst: „Jeder Schmuck und jedes tragbare Gerät kann bei langfristigem Kontakt zu Hautreizungen oder Allergien bei einem Teil der Träger führen.“ Verwiesen wird auf die hauseigenen Richtlinien für Produktsicherheit und Hygiene.
Internationale Hersteller halten sich üblicherweise an die Grenzwerte, die die EU vorgibt. So hält sich zum Beispiel Apple an die Richtwerte für Nickel in Schmuck, wie sie die EU vorgibt. In der Europäischen Nickelverordnung wird festgehalten, welche Produkte wie viel Nickel enthalten dürfen. Laut einer britischen Studie aus dem vergangenen Jahr sei die Zahl der Nickelallergien seit Einführung der Direktive im Jahr 1994 deutlich zurückgegangen. Waren 1994 noch 36 Prozent aller Frauen von einer Nickelallergie betroffen, sank die Häufigkeit bis 2001 auf 26 Prozent. Heute liegt sie gerade noch bei 15 Prozent. Für die Studie wurden Daten von mehr als 180.000 Patienten aus Europa miteinander verglichen.
Doch sind Smartphone und Co. eventuelle Auslöser von Allergien? Eine Studie von Forschern aus Dänemark und den USA ergab, dass es seit 2000 mindestens 37 Fälle von Kontaktallergien gab, bei denen Handys als Verursacher aufgeführt wurden. Von den Forschern wurden unzählige Geräte auf ihren Gehalt an Nickel, Chrom und Kobalt überprüft. Das Ergebnis: Vor allem die Geräte von BlackBery, Samsung und Motorola enthielten Nickel oder Kobalt auf Ziffernblock oder dem Ohrhöhrer. Laut der Forscher seien Kinder und Jugendliche besonders anfällig für Allergien, da sie stärker auf die Metalle reagieren. „Immer mehr Heranwachsende nutzen Mobiltelefone, und Nickel, das häufigste Allergen in den Geräten, ist auch der häufigste Allergieauslöser in der Studie“, sagt Clare Richardson, die Leiterin der Studie. Abhilfe schaffen laut der Forscher Folien, die über das Handy gezogen werden: Die Haut kommt dann nicht mit den Allergieauslösern in Kontakt.
Doch nicht jedes nickelhaltige Produkt ist automatisch gefährlich. So enthält sogar der als allergiesicher geltende Chirurgenstahl bis zu 13 Prozent Nickel. Wichtig ist die Verarbeitung: Nickel ist im Chirurgenstahl fest gebunden und kommt nicht direkt mit der Haut in Kontakt.