
Stockholm Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an den japanischen Wissenschaftler Yoshinori Ohsumi. In der Begründung des Karolingischen Instituts heißt es, dass Oshumi die Mechanismen der Autophagie entdeckt habe.
Im vergangenen Jahr erhielten der irische Wissenschaftler William C. Campbell und der japanische Forscher Satoshi Omura die höchste medizinische Auszeichnung der Welt. Sie wurden für ihre Entdeckung eines Heilmittels gegen Krankheiten wie Flussblindheit und Lymphatische Filariose ausgezeichnet.
In diesem Jahr wird die Bekanntgabe des Medizinnobelpreisträgers von einem Skandal am Karolinischen Instituts überschattet. Erst vor wenigen Wochen mussten zwei Mitglieder der Nobelversammlung des Instituts zurücktreten, weil sie den italienischen Chirurgen Paolo Macchiarini gedeckt haben.





Macchiarini wird wissenschaftlicher Betrug und Verstöße gegen ethische Regeln vorgeworfen. Er hatte am karolinischen Krankenhaus in Stockholm sowie in russischen Kliniken künstliche Luftröhren transplantiert. Mehrere Patienten starben nach der Operation. Die Staatsanwaltschaft ist in den Fall eingeschaltet. Bereits Anfang des Jahres war wegen der Macchiarini-Affäre der Sekretär der Nobelversammlung zurückgetreten.
Mit der Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreisträgers wurde der diesjährige Nobelreigen eingeläutet. Am morgigen Dienstag gibt die Wissenschaftsakademie in Stockholm den oder die Physik-Nobelpreisträger bekannt, am Mittwoch folgt die Bekanntgabe des Chemie-Nobelpreisträgers.
Zehn Mythen über den Nobelpreis
Richtig. Adolf Hitler wurde 1939 von dem schwedischen Abgeordneten E.G.C. Brandt für den Preis nominiert, der „Brüderlichkeit unter den Nationen“ und weltweite Abrüstung vorantreiben soll. Brandt zog die Nominierung später zurück und erklärte, sie sei satirisch gemeint gewesen. Die Episode zeigt, dass praktisch jedermann nominiert werden kann. Über die Aussichten, den Preis tatsächlich zu bekommen, sagt eine Nominierung nichts aus.
Falsch. Der Friedensnobelpreis wird, wie von Alfred Nobel verfügt, in Oslo verkündet und verliehen. Warum Nobel das so wünschte, ist nicht bekannt.
Richtig. Der Preis für Wirtschaftswissenschaften zählte nicht zu den fünf Auszeichnungen, die Alfred Nobel in seinem Testament für die Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden forderte. Er wurde 1968 zu Ehren Nobels von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Er wird gemeinsam mit den anderen Preisen bekanntgegeben, ist mit demselben Preisgeld in Höhe von acht Millionen schwedischen Kronen (878.000 Euro) dotiert und wird bei der jährlichen Nobelpreiszeremonie im Dezember verliehen. Doch formal ist er kein Nobelpreis. Der offizielle Name lautet „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank“.
Richtig. Das Geschlecht spiele bei ihrer Entscheidung über die Preisträger jedoch keine Rolle, sagen die Nobel-Juroren. Das Verhältnis spiegele nur die historische Dominanz von Männern in vielen Forschungsbereichen wider.
Falsch. Seit 1974 werden von den Preiskomitees nur lebende Personen berücksichtigt. 2011 machte die Nobelstiftung allerdings eine Ausnahme: Erst unmittelbar nach der Bekanntgabe des Preises für Medizin hatte sich herausgestellt, dass einer der Geehrten, der kanadische Immunforscher Ralph Steinman, wenige Tage zuvor gestorben war. Die Stiftung beließ es bei der Entscheidung, Steinmans Anteil am Preisgeld ging an seine Hinterbliebenen.
Falsch. Die Französin Marie Curie gewann 1903 den Preis für Physik und 1911 den für Chemie. Der US-Chemiker und Friedensaktivist Linus Pauling erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie, acht Jahre später wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Falsch. Der redegewandte, konservative britische Politiker Winston Churchill erhielt zwar einen Nobelpreis, allerdings in der Kategorie Literatur. Er wurde damit 1953 „für seine meisterlichen historischen und biografischen Schilderungen sowie für brillante Rhetorik bei der Verteidigung erhabener menschlicher Werte“ ausgezeichnet.
Falsch. Die Nobelstatuten besagen, dass die Auszeichnungen unter mehreren Preisträgern aufgeteilt werden können, doch in keinem Fall „darf eine Preissumme unter mehr als drei Personen aufgeteilt werden“.
Richtig. Die Nobelstatuten sind diesbezüglich eindeutig. Wer einen Nobelpreis bekommen hat, behält ihn für immer. Paragraf 10 lautet: „Gegen die Entscheidung eines Preisgremiums dürfen keine Einsprüche bezüglich der Zuerkennung eines Preises erhoben werden.“ Online-Petitionen, die zum Entzug eines bestimmten Preises aufrufen, sind daher wirkungslos.
Falsch. Es gibt keine Obergrenze, wie oft jemand mit einem Nobelpreis geehrt werden kann. Der US-Wissenschaftler John Bardeen gewann den Preis für Physik zweimal, 1956 und 1972. Der britische Biochemiker Frederick Sanger erhielt zwei Preise für Chemie, 1958 und 1980.
Wann der stets mit Spannung erwartete Literatur-Nobelpreisträger bekanntgegeben wird, steht noch nicht fest. Traditionsgemäß wird der Name jedoch immer an einem Donnerstag präsentiert. Insofern ist es möglich, dass der Preisträger am kommenden Donnerstag bekanntgegeben wird. Der diesjährige Friedensnobelpreisträger wird am Freitag in der norwegischen Hauptstadt Oslo präsentiert. Der Preisträger des Wirtschaftspreises wird am kommenden Montag bekanntgegeben.
Die Nobelpreise sind in diesem Jahr mit jeweils acht Millionen Kronen (829.000 Euro) dotiert. Sie werden am 10. Dezember, dem Todestag ihres Stifters Alfred Nobel, in Stockholm und Oslo überreicht.