Das Infrarot-Observatorium Herschel der europäischen Weltraumagentur (ESA) hat seinen Vorrat an flüssigem Helium erschöpft. Wie die Kommunikation mit der Bodenstation vom Montag ergab, sind die Temperaturen aller Instrumente deutlich angestiegen. Für die Weltraumforscher ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass kein Kühlmittel mehr vorhanden ist. Der wissenschaftliche Teil der Mission ist damit beendet. In den mehr als dreieinhalb Jahren seit dem Start hat Herschel seinen einzigartigen Blick nicht nur auf ferne Galaxien und Sterne gerichtet. Die Mission hat auch neue und überraschende Erkenntnisse über unser Sonnensystem ermöglicht. So konnten Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS), die die Sonnensystembeobachtungen der Mission leiten, etwa mit Hartley 2 erstmals einen Kometen identifizieren, dessen Wasser dem der Erde stark ähnelt.
„Um Moleküle wie etwa Wasser, Sauerstoff und Kohlenstoffoxid in den Atmosphären von Planeten und Monden sowie in der Umgebung von Kometen aufzuspüren, muss man die ferne Infrarotstrahlung dieser Objekte untersuchen“, erklärt Dr. Paul Hartogh vom MPS, Leiter des Herschel-Beobachtungsprogramms „Wasser und verwandte Chemie im Sonnensystem“.
In diesem Teil des elektromagnetischen Spektrums hinterlassen solche Verbindungen ihre charakteristischen Fingerabdrücke. Das Infrarot-Observatorium Herschel, das erstmals den gesamten Wellenlängenbereich vom fernen Infrarot bis zum Submillimeter-Bereich abdeckt, ist somit auch für Sonnen-systemforscher von unschätzbarem Wert. Das MPS hat deshalb zum Spektrometer HIFI (Heterodyne Instrument for the Far-Infrared) maßgebliche Hardware-Komponenten beigesteuert.
So ist es den Forschern etwa gelungen, die thermisch-physikalischen Eigenschaften mehrerer kleiner Körper zu bestimmen, die jenseits der Umlaufbahn des Neptuns um die Sonne kreisen. Diese Brocken sind primitive Überbleibsel aus einer sehr frühen Entwicklungsphase des Sonnensystems. Zudem konnten die Wissenschaftler mit Hilfe von Herschel-Daten erstmals HNC, ein Zwitterion der Blau-säure (chemische Formel: HCN), in der Atmosphäre des Saturnmondes Titan nachweisen und entdeckten, dass Fontänen des Saturnmondes Enceladus einen riesigen Wasserdampfring um den Saturn speisen.