Sternstunde

Die Erde ist der pure Zufall

Meike Lorenzen
Meike Lorenzen Ehem. Redakteurin Technologie WirtschaftsWoche Online

Aus nicht mehr als einem Staubkorn ist vor 4,5 Milliarden Jahren unser Planet entstanden. Über einen faszinierenden Prozess, der den Astronomen bis heute große Rätsel aufgibt.

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Forscher Anders Johansen beschäftigt sich mit der Geburt der Planeten - Und hält die Entstehung von Leben auf der Erde für puren Zufall Quelle: dpa

Sie stehen morgens auf, kochen sich einen Kaffee und lesen die Zeitung - derweil sammeln sich die Staubflusen unter Ihrem Sofa. Das machen Sie und die Flusen jeden Tag so. So unspektakulär das klingt, die Autorin dieser Zeilen sagt Ihnen jetzt, dass es sich dabei um das reinste Wunder handelt.

Was das mit Staub zu tun hat, erklärt Anders Johansen. Der gebürtige Däne ist Planentenforscher und arbeitet derzeit an der schwedischen Universität Lund. Dort stellt er die Geburt von Planeten in Computersimulationen nach. Vor allem die Staubpartikel, aus denen die Planeten, und damit auch die Erde entstanden sind, haben es ihm angetan. "Besonders faszinierend ist die Dynamik des Staubes, in der protoplanetarischen Scheibe", sagt er. Sie geben den Wissenschaftlern noch große Rätsel auf. Um zu verstehen, was der Däne meint, lohnt sich ein Blick auf das aktuelle Wissen über die Entstehung der Planeten.

Mit den Augen eines Astronauten
Seit Dezember schickt der kanadische Astronaut Chris Hadfield regelmäßig Bilder aus dem All. Hier geht der Mond über der Erde auf. Quelle: Chris Hadfield/NASA
Über Belfast - die nordirische Küste zeichnet sich ab. Quelle: Chris Hadfield/NASA
Das schottische Glasgow liegt vor den verschneiten Bergen des Loch Lomond. Quelle: Chris Hadfield/NASA
Eine spektakuläre Aufnahme der Stadt St. John im kanadischen Neufundland. Der Astronaut Hadfield ist gebürtiger Kanadier. Quelle: Chris Hadfield/NASA
Der kanadische Astronaut Chris Hadfield wurde in Sarnia in der Ontario geboren. Diese Stadt sieht man hier im Bild. Seit Ende Dezember ist er erst im All - im März wird er als erster Kanadier das Kommando an Bord der ISS übernehmen. Quelle: Chris Hadfield/NASA
1978 trat Hadfield der kanadischen Luftwaffe bei, die er 2003 wieder verließ. Derzeit ist er als "ziviler" Astronaut bei der kanadischen Luftwaffe. Quelle: Chris Hadfield/NASA
Die chinesische Stadt Hangzhou liegt im Osten der Volksrepublik und hat über sieben Millionen Einwohner. Doch aus dem All sieht auch die Millionen-Metropole winzig aus. Via Twitter grüßte Hadfield die chinesischen Astronauten und würdigte ihre Leistungen. Quelle: Chris Hadfield/NASA

Am Anfang bestand das Sonnensystem aus einer einzigen riesigen Gaswolke aus Wasserstoff und Helium, die sich durch Rotationen immer mehr zusammengezogen hat und schneller und schneller drehte. "Das ist wie bei einer Eiskunstläuferin", erklärt Johansen. "Streckt sie die Arme bei der Pirouette aus, ist sie langsamer als wenn sie sich klein macht und die Arme an den Körper hält." Durch die Schwerkraft wird das Gas immer mehr verdichtet und im Inneren der Wolke wird es immer heißer, so dass am Ende des Prozesses eine Art Ball im Zentrum entsteht. Der Ball fällt dann nicht mehr weiter in sich zusammen, wenn die Hitze so stark wird, dass es zu einer Kernfusion kommt. Die dadurch entstehende Strahlung wirkt der Gravitationskraft der Gasschichten entgegen.

Kollisionen im All

"Das ist der Prozess, aus dem Sterne aber auch Planeten werden können", sagt Johansen. Aus einer dieser Gaswolken ist also unser gesamtes Sonnensystem mit der Sonne und seinen acht Planeten vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden. Durch die Schwerkraft und die Drehung um sich selbst wurde das Gas zu einer Art Scheibe zusammengepresst - die sogenannte protoplanetarische Scheibe. Je kleiner die Scheibe wurde, desto schneller drehte sie sich – und im Zentrum entstand ein glühender Stern, die Sonne. Außerdem soll es zur Entstehung des Sonnensystems noch viel mehr Planeten gegeben haben, die im All regelrecht aneinander gekracht sind. Einige Himmelskörper wurden dadurch sogar zerstört und verschwanden ganz von der Bildfläche. Forschungen gehen davon aus, dass ein Ergebnis dieser Kollisionen der Mond ist, der von der Erde abgesplittert worden sein könnte.

Die Frage, wie wiederum genau aus der Scheibe die Planeten entstanden sind, gibt den Forschern noch einige Rätsel auf. Eine Theorie besagt, dass der Ursprung der Planeten in kleinen Staubpartikeln liegt, die ebenfalls durch die Scheibe wirbeln. Bisher wissen die Forscher, dass lediglich ein Prozent der Gaswolke aus Staub besteht. Der Rest ist Wasserstoff und Helium.

Das Geheimnis der Planetenentstehung

50 Jahre Weltraumforschung
La Silla ObservatoriumDie Sterne rotieren während einer Nacht um den südlichen Himmelspol am La Silla-Observatorium der ESO im Norden Chiles. Die diffusen Bereiche auf der rechten Seite des Bildes sind die Magellanschen Wolken, zwei kleinen Begleitgalaxien unserer Milchstraße. Die im Vordergrund sichtbare Kuppel beherbergt das 3,6-Meter-Teleskop mit dem HARPS-Instrument, dass dem zur Zeit erfolgreichsten Exoplanetenjäger der Welt. Das kastenförmige Gebäude unten rechts beherbergt das 0,25-Meter-TAROT-Teleskop, das so konstruiert ist, dass es besonders schnell auf Gammastrahlenausbrüche reagieren kann. Weitere Teleskope auf La Silla sind das 2,2-Meter-MPG/ESO Teleskop und das 3,6-Meter-New Technology Telescope, das erste Teleskop an dem aktive Optik zum Einsatz kam und somit Vorläufer aller modernen Großteleskope. La Silla war das erste Observatorium der ESO und ist nach wie vor eines der führenden Observatorien auf der Südhalbkugel. Quelle: Pressebild
ALMADer ESO-Fotobotschafter Babak Tafreshi hat dieses bemerkenswerte Bild der Antennen des Atacama Large Millimeter/submillimeter Arrays (ALMA) vor der Kulisse der prächtigen Milchstraße aufgenommen. ALMA ist eine internationale Einrichtung, die gemeinsam von Europa, Nordamerika und Ostasien in Zusammenarbeit mit der Republik Chile getragen wird. Bei Entwicklung, Aufbau und Betrieb des Observatoriums ist die ESO zuständig für den europäischen Beitrag, das National Astronomical Observatory of Japan für Ostasien und das National Radio Astronomy Observatory für den nordamerikanischen Beitrag. Das Joint ALMA Observatory übernimmt die übergreifende Projektleitung für den Aufbau, die Inbetriebnahme und den Beobachtungsbetrieb von ALMA. Die Detailfülle in diesem Foto bestätigt die unübertroffenen Beobachtungsbedingungen für die Astronomie auf dem 5000 Meter hohen Chajnantor-Plateau in Chiles Atacama-Region. Die Aufnahme zeigt die Sternbilder Carina (der Schiffskiel) und Vela (das Segel). Die dunklen, schmalen Staubwolken der Milchstraße erstrecken sich von der Mitte links oben zur Mitte rechts unten. Der helle, orangefarbene Stern links oben ist Suhail im Sternbild Vela, der ähnlich orange gefärbte Stern in der oberen Bildmitte ist Avior im Sternbild Carina. Nahe dieser Sterne formen drei blaue Sterne ein „L“: die zwei linken davon gehören zum Segel, der rechte zum Schiffskiel. Genau in der Bildmitte zwischen diesen Sternen leuchtet der rosafarbene Carinanebel (eso1208). Quelle: Pressebild
Die MilchstraßeDie zentralen Bereiche unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, beobachtet im nahen Infrarot mit dem NACO-Instrument am Very Large Telescope der ESO. Da sie seit mehr als 16 Jahren die Bewegungen der Sterne in unmittelbarer Umgebung verfolgen, konnten Astronomen die Masse des Schwarzen Lochs bestimmen, das sich dort verbirgt. Quelle: Pressebild
 Das Handout der Zeitschrift «NATURE» zeigt eine Illustration eines schwarzen Loches in einem Kugelsternhaufen. Quelle: dpa
PferdekopfnebelDieses Gebilde nennen die Astronomen den Pferdekopfnebel. Die Farbkomposition des Nebels und seiner unmittelbaren Umgebung basiert auf drei Einzelbelichtungen im sichtbaren Licht, die am 1. Februar 2000 mit dem FORS2-Instrument am 8,2-Meter Kueyen-Teleskop auf dem Paranal aufgenommen und dem wissenschaftlichen Archiv des VLTs entnommen wurden. Quelle: Pressebild
WeihnachtsbaumhaufenDiese Farbaufnahme zeigt eine Himmelsregion namens NGC 2264, die die leuchtend blauen Sterne des Weihnachtsbaumhaufens und den Konusnebel enthält. Aufgenommen wurde das Bild durch vier verschiedene Filter (B, V, R und H-alpha) mit dem Wide Field Imager am La Silla Observatorium der ESO in 2400 Metern Höhe. Der abgebildete Nebel hat einen Durchmesser von etwa 30 Lichtjahren. Quelle: Pressebild
OrionnebelAuch diese Großfeldansicht des Orionnebels (Messier 42) entstand in Chile. Das VISTA-Infrarotdurchmusterungsteleskop am Paranal-Observatorium der ESO zeichnete den Nebel auf, der sich in einer Entfernung von 1350 Lichtjahren von der Erde befindet. Mit dem riesigen Gesichtsfeld des neuen Teleskops lässt sich der gesamte Nebel zusammen mit seiner Umgebung in einer einzigen Aufnahme abbilden. Beobachtungen im Infraroten ermöglichen es, auch in die Bereiche des Nebels vorzudringen, die sonst von Staubwolken verdeckt sind, und machen die aktiven, jungen Sterne sichtbar, die sich darin verbergen. Quelle: Pressebild

"Wir erforschen vor allem die Frage, wie die Staubpartikel aneinander kleben bleiben und so den Grundstock für einen Planeten bilden können", sagt Johansen. An dieser Stelle kommen nun die Staubflusen unter dem Sofa ins Spiel, die der Forscher als Vergleich heranzieht. "So lange der Staub locker ist, kann er einfach aneinander hängen bleiben", erklärt der Forscher. Doch was passiert, wenn auch der Staub durch die Kollisionen gewachsen ist und fest geworden ist? Um dem Geheimnis der Verbindung auf die Spur zu kommen, arbeiten er und seine Kollegen mit einer Theorie, wonach die Kieselsteine sich im turbulenten Gas konzentrieren und durch die Schwerkraft zu Planetesimalen wachsen. Planetesimale haben etwa einen Kilometer Durchmesser und bilden die Bausteine der Planeten.

Auf dem Mars wiegen wir nur die Hälfte
Viele Menschen werden sich freuen: Auf dem Mars reduziert sich das Gewicht - wiegt also jemand 75 Kilo auf der Erde, so ist er auf dem Mars mit 28 Kilo ein Fliegengewicht. Quelle: Reuters
Aufgrund seiner Beschaffenheit würde der Saturn auf dem Wasser schwimmen. Er ist ein Gasplanet und besteht zu 96 Prozent aus Wasserstoff, deshalb weist er auch die geringste mittlere Dichte auf. Der Saturn war schon vor der Erfindung des Fernrohrs bekannt, weil er als äußerster Planet mit dem Auge problemlos zu erkennen ist. Quelle:
Die Mondlandung war ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit: Insgesamt waren Astronauten bislang 300 Stunden auf dem Mond. Quelle: dpa
Der höchste Berg auf der Erde ist zweifelsohne der Mount Everest mit 8848 Metern. Er wird allerdings vom Olympus Mons auf dem Mars überragt, der 26 Kilometer zählt. Quelle: dapd
Angeblich soll es mehr Sterne geben als Sandkörner auf der Erde: Ein australischer Astronom geht davon aus, dass es etwa 70 Tausend Millionen Millionen Millionen Sterne gibt - und da sind nur die "gezählt", die mit modernen Teleskopen erkennbar sind. Quelle: dpa/dpaweb
Bis auf Merkur und Mars haben alle Planeten in unserem Sonnensystem Monde: Mit 67 Monden hat der Jupiter die meisten. Es folgt der Saturn mit 62 Monden. Quelle: REUTERS
Die Entfernung zwischen Mond und Erde beträgt 384.400 km: Das wird allerdings jedes Jahr ein bisschen mehr. Durchschnittlich in 27 Tagen und sieben Stunden umkreist der Mond die Erde. Quelle: dpa

"Zwei Steine lassen sich auch nicht einfach miteinander verbinden", sagt Johansen. Klar ist nur, dass sich diese Strukturen bilden und mit der Zeit sehr heiß werden können. Computersimulationen haben ergeben, dass der Sprung vom kleinen Planetesimal zum Planeten gerade einmal 100.000 Jahre gedauert haben könnte.

Bausteine dieser Art befinden sich heute in Form von Asteroiden und Eiskörpern im Kuiptergürtel am Rande unseres Sonnensystems. Sie stammen aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems. Dorthin ist derzeit die Nasa mit ihrer Mission "New Horizon“ unterwegs. Miriam Rengel, Astrophysikerin am Max-Planck-Institut, erforscht die sogenannten transneptunischen Himmelskörper (TNO), zu denen auch Pluto gehört, seit Jahren. "Was wir dort untersuchen, sind die ursprünglichsten Objekte unseres Sonnensystems, außerhalb der Umlaufbahn von Neptun", erklärt sie. In ihnen ist Materie aus jener Entstehungszeit vor etwa 4,5 Milliarden Jahren konserviert.

"Forschungs-Ergebnisse von so weit draußen könnten uns Aufschlüsse darüber geben, wie die Erde und die anderen Planeten eigentlich entstanden sind", sagt Rengel. In der Forschung ist man sich sicher, dass Pluto und die anderen TNO aus der gleichen Materie bestehen, wie die anderen Himmelskörper im Sonnensystem.

An den Rand des Sonnensystems

Entsprechend wird die Nasa-Mission "New Horizon" von Experten aus aller Welt genau beäugt. Seit dem 19. Januar 2006 ist die Raumsonde bereits unterwegs. Ein Jahr nach dem Start passierte die Sonde den Riesenplaneten Jupiter und nimmt seitdem Kurs auf den Kuiptergürtel, den Ring, der außerhalb der Neptunbahn und damit weit entfernt von der Sonne liegt. Hier soll auch Pluto näher untersucht werden.

Anders Johansen hingegen schaut sich eher Asteroiden - oder wie nach dem Absturz in Russland vor wenigen Wochen auch Meteoriten genauer an. "Auch bei den Asteroiden in unserem Sonnensystem handelt es sich um Material, das aus der gleichen Gaswolke entstanden ist, wie die Erde", sagt er.

Wasser als Lebensgrundlage

Astronomen entdecken aktives schwarzes Loch
erwachendes Schwarzes Loch in der Polarring-Galaxie NGC 660 Quelle: dpa
Bereits Ende Februar 2015 hatten Astronomen ein monströses Schwarzes Loch mit der Masse von zwölf Milliarden Sonnen entdeckt. Das Massemonster sitzt im Herz einer aktiven Galaxie, die so hell leuchtet wie 420 Billionen (420.000.000.000.000) Sonnen. Dieser sogenannte Quasar strahlt quer durch fast das gesamte sichtbare Universum zu uns, wie das internationale Team um Xue-Bing Wu von der Universität Peking im britischen Fachblatt "Nature" berichtet. Der Quasar ist nach den Messungen 12,8 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt - sein Licht war also 12,8 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Damit sehen die Astronomen dieses Himmelsobjekt in einer fernen Vergangenheit, als das Universum erst 900 Millionen Jahre alt war. Damals endete in etwa das sogenannte Dunkle Zeitalter mit dem Aufflammen der ersten Sterne. Unklar ist, wie in der vergleichsweise kurzen Zeit vom Urknall bis zu dieser kosmischen Dämmerung ein so massereiches Schwarzes Loch entstehen konnte. Quelle: dpa
 Das Handout der Zeitschrift «NATURE» zeigt eine Illustration eines schwarzen Loches in einem Kugelsternhaufen. Quelle: dpa
Ein vom US-Weltraumteleskop «Wise» zusammengesetzes Bild des Himmels zeigt neu entdeckte Galaxen markiert als lila Punkte. Quelle: dpa
Eine Illustration zeigt die Vorstellung eines Künstlers vom Quasar 3C 279 Quelle: dpa
Shown above is an artist's concept of matter swirling into a supermassive black hole. Quelle: REUTERS
A supermassive black hole at the heart of the Milky Way Quelle: REUTERS

Insgesamt wissen wir also noch relativ wenig über die Entstehung der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Pluto hat seinen Status als Planet 2006 verloren, als weitere Planeten seiner Größe entdeckt wurden. Pluto gehört heute der Gattung der Zwergplaneten an. Neben unserem Sonnensystem sind aus etlichen Gaswolken weitere Sonnensysteme mit einem hellen Stern in der Mitte entstanden. Mehrere Sonnensysteme bilden eine Galaxie, unsere heißt Milchstraße.

 

Eines ist trotz der vielen offenen Fragen jedoch sicher: Dass wir auf der Erde leben, ist ein Wunder. "Oder Zufall", sagt Anders Johansen. Und das nicht nur, weil die Erde die Kollisionen mit anderen Himmelskörpern in der Entstehungszeit überlebt hat. "Der einzige Grund, warum Leben hier möglich ist, ist dass das Wasser hier den richtigen Aggregatzustand hat. Es ist flüssig." Währenddessen sind die Wassermoleküle auf der Venus, die deutlich dichter an der Sonne liegt, durch das Sonnenlicht nicht nur verdampft sondern regelrecht zerstört worden - und auf dem Mars wird die Flüssigkeit in Form von Permafrost im Boden gespeichert.

Dass das Wasser auf der Erde flüssig ist, hat also ausschließlich mit der Position zur Sonne zu tun. Der Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern ist genau richtig, so dass wir uns morgens einen Kaffee kochen können.

Was hilft gegen Killer aus dem All?
Meteoritenhagel auf Russland und ein Asteroid, der unsere Erde gefährlich nahe passiert - der vergangene Freitag hat uns gleich mit zwei dramatischen Ereignissen vor Augen geführt, wie verletzlich unser Planet für Geschosse aus dem All ist. Weltweit suchen Forscher nach Wegen, potenzielle Killer aus dem Weltraum zu entschärfen. Ein Überblick über einige der vorgeschlagenen Methoden. Quelle: dpa
Hinfliegen und kaputtmachen - der Klassiker unter den Abwehr-Szenarien: Eine Kernwaffenexplosion auf oder nahe bei einem Astroiden soll diesen auf eine ungefährliche Bahn schubsen. Befürworter dieser Methode ist unter anderem die US-Weltraumbehörde Nasa. Problem dabei: Eine solche Explosion könnte den großen Brocken in mehrere Teile zerlegen, die dann ihrerseits die Erde bedrohen. Quelle: dpa
Deutlich sanfter ginge es bei einem von den Nasa-Astronauten Ed Lu und Stanley Love vorgeschlagenen Verfahren zu: Sie wollen ein schweres Raumschiff in der Nähe eines potenziell gefährlichen Asteroiden "parken". Durch die Anziehungskraft des Schiffes würde der Brocken allmählich aus seiner verhängnisvollen Bahn gelenkt werden, so die Überlegung. Quelle: Dan Durda - FIAAA / B612 Foundation
Auch unsere Sonne könnte helfen, einen gefährlichen Asteroiden abzulenken: Auf Raumschiffen montierte Spiegel sollen Sonnenlicht gebündelt auf den Astroiden richten und einen Teil seines Gesteins verdampfen. Über Monate hinweg ließe sich der Brocken so allmählich umlenken. Quelle: rtr
Einen ähnlichen Effekt könnten Laserstrahlen erzielen: Gepulste Laserstrahlung würde einen Teil des Asteroiden verdampfen und so einen Schub erzeugen, der die Flugbahn des Himmelskörper verändert. Quelle: rtr
Die US-Forscher Clark Chapman, Daniel Durda und Robert Gold haben die Möglichkeit untersucht, einen konventionellen Raketenmotor auf einem Asteroiden zu montieren und diesen so aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Angesichts der exorbitanten Treibstoffmenge, die dafür benötigt würden, ein eher unrealistisches Szenario. Quelle: Curventa/Siemens
Auch die "Paintball"-Methode des MIT-Forschers Sung Wook Paek gehört zu den eher exotischeren Vorschlägen: Er möchte potenzielle Killer-Brocken mit gigantischen Kugeln voll heller Farbe beschießen und so die Fähigkeit der Asteroiden-Oberfläche, Sonnenlicht zu reflektieren, erhöhen. Wenn mehr von der Sonne einfallende Lichtteilchen von der Oberfläche „abprallen“, würde dies die Flugbahn des Asteroiden über Jahre hinweg messbar beeinflussen, so der Forscher, der mit seiner Idee im vergangenen Jahr den von der UNO ausgelobten Wettbewerb "Move an Asteroid" gewann. Quelle: dpa

Anders Johansen hingegen schaut sich eher Asteroiden - oder, wie nach dem Absturz in Russland vor wenigen Wochen, auch Meteoriten - genauer an. "Auch bei den Asteroiden in unserem Sonnensystem handelt es sich um Material, das aus der gleichen Gaswolke entstanden ist, wie die Erde", sagt er.

Insgesamt wissen wir also noch relativ wenig über die Entstehung der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Pluto hat seinen Status als Planet 2006 verloren, als weitere Planeten seiner Größe entdeckt wurden. Pluto gehört heute der Gattung der Zwergplaneten an. Neben unserem Sonnensystem sind aus etlichen Gaswolken weitere Sonnensysteme mit einem hellen Stern in der Mitte entstanden. Mehrere Sonnensysteme bilden eine Galaxie, unsere heißt Milchstraße.

Eines ist trotz der vielen offenen Fragen jedoch sicher: Dass wir auf der Erde leben, ist ein Wunder. "Oder Zufall", sagt Anders Johansen. Und das nicht nur, weil die Erde die Kollisionen mit anderen Himmelskörpern in der Entstehungszeit überlebt hat. "Der einzige Grund, warum Leben hier möglich ist, ist dass das Wasser hier den richtigen Aggregatszustand hat. Es kann unter anderem flüssig sein." Währenddessen sind die Wassermoleküle auf der Venus, die deutlich dichter an der Sonne liegt, durch das Sonnenlicht nicht nur verdampft sondern regelrecht zerstört worden - und auf dem Mars wird die Flüssigkeit in Form von Permafrost im Boden gespeichert.

Dass das Wasser auf der Erde flüssig ist, hat also ausschließlich mit der Position zur Sonne zu tun. Der Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern ist genau richtig, so dass wir uns morgens einen Kaffee kochen können. Und nicht nur das: Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde.

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