Zum Beispiel?
Wenn wir uns langweilen, schauen wir Videos bei YouTube oder Netflix. Wenn wir einsam sind, öffnen wir Facebook, um uns sozialer Kontakte zu vergewissern. Wenn wir uns bei etwas unsicher sind, googlen wir es schnell. Fast ohne bewusstes Nachdenken nehmen wir uns, was schnelle und gut zugängliche Erleichterung bietet. Und das Perfide ist: Wir entwickeln eine seelische Verbindung zu den Dingen, die uns Abhilfe vom Unbehagen verschaffen.
Langeweile, Einsamkeit, Unsicherheit – Gefühle, die es schon sehr lange gibt.
Exakt, und sie wurden immer auf unterschiedliche Weise befriedigt. Langeweile begegneten wir in einer gewissen Zeit mit Fernsehen, davor mit Büchern oder Tanzen. Facebook ist nur die neueste Variation eines Dienstes, der ein uraltes Bedürfnis der Menschen stillt.
Müssen Unternehmen also menschliches Verhalten verstehen, um erfolgreich zu sein?
Zumindest ist das hilfreich, auch weil sie dadurch enorm viel Geld sparen können. Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp – all diese Dienste werben nicht. Weil sie es nicht müssen. Sie beeinflussen unser Verhalten durch das eigentliche Nutzungserlebnis. Und wenn die Nutzung zur Routine wird, wechselt man nicht einfach zu einem Wettbewerber.
Welche Formen Mobbing im Internet annehmen kann
Cybermobbing bezeichnet verschiedene Formen der Diffamierung, Beleidigung, Belästigung, Bloßstellung und Nötigung im Internet. Die Angriffe erfolgen etwa per Mail, über Messenger wie WhatsApp oder in sozialen Netzwerken.
Der Begriff bezieht sich auf das Stalking im Netz, also die Belästigung, Verfolgung oder sonstige Behelligung einer Person, etwa des Ex-Partners.
In manchen Beziehungen werden freizügige oder intime Fotos und Videos per Handy verschickt, das nennt man auch Sexting (Sex + texting (engl: simsen)). Nach der Trennung werden sie manchmal aus Eifersucht oder Wut öffentlich gemacht. In diversen Ländern und zahlreichen US-Staaten gibt es Gesetze dagegen, die Opfer schützen sollen.
Jeder hat Geheimnisse, die er nicht mit anderen teilen will. Gelegentlich werden sie böswillig veröffentlicht - „geoutet“.
Dabei werden gewalttätige Übergriffe - vom spontanen Schlagen auf die Wange bis hin zur sexuellen Nötigung - per Kamera aufgezeichnet. Das Material wird dann ins Netz gestellt und das Opfer somit erneut gedemütigt.
Können von Ihren Erkenntnissen auch Unternehmen profitieren, die ein Produkt offline anbieten?
Absolut. Spielautomaten und Lotterien funktionieren zum Beispiel nach diesem Schema, Sport ebenfalls. Ob Fußball oder Baseball: Sie weisen die Haken auf, liefern variable Belohnung und animieren zur Investition. Menschen würden eher ihre Religion wechseln als ihr Lieblingsteam.
Die Haken schützen vor Konkurrenz?
Ja. Es setzt sich nicht mehr das beste Produkt durch. Sondern jenes, das unsere Gewohnheiten am nachhaltigsten prägt – ohne dass wir über Alternativen nachdenken. Die meisten Menschen finden Google besser als Microsoft Bing. Aber in Blindtests können sie die Suchergebnisse kaum voneinander unterscheiden. Die Lösung, die uns als erste in den Sinn kommt, dominiert den Markt. Und langfristige Gewohnheiten lassen sich nur selten verändern.
Wie lässt sich Vereinnahmung verhindern, wenn die Nutzung Gewohnheit ist?
Wir hatten bislang nicht genug Zeit, soziale Antikörper zu bilden, um uns zu schützen. Deshalb empfehle ich, Technologie in Schranken zu weisen. Verbannen Sie internetfähige Geräte aus dem Schlafzimmer. Schalten Sie Benachrichtigungen am Smartphone aus. Und stellen Sie den Router so ein, dass es internetfreie Zeiten gibt. Diese Freiheit sollten wir uns nehmen.