Freizeit Warum Ü50-Männer gerne spielen

Sie tragen Lesebrille, haben erste graue Strähnen im Haar und sind beruflich etabliert. Doch Männer über 50 entdecken auch das Spielen wieder. Die Hersteller haben sich längst auf die Zielgruppe eingestellt. Warum spielen die Männer so gerne?

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Lieblingsspielzeuge der Ü50-Männer
UHRENTimex "T2N725 Intelligent Quartz Compass"Ü50-Männer erinnern sich garantiert noch an die TV-Spots von Timex aus den 60er und 70er Jahren. Lange vor der Outdoor-Begeisterung heutiger Tage wurden da schon Armbanduhren an Motorradspeichen geschnallt und dann nach halsbrecherischer Fahrt durch Dreck und Schlamm, abgenommen und die Funktionsfähigkeit demonstriert. Heute zählt der US-amerikanische Uhrenhersteller zu den wenigen Marken, die außerhalb des Luxus-Segments überleben können. Die "T2N725" aus der "Adventure Series Compass" verbindet robusten Retro-Schick mit Hightech-Funktionen, darunter etwa einen kalibrierbarer Kompass. Besonders schön ist das Zifferblatt, das bei Dunkelheit von unten beleuchtet werden kann. Die Bedienungsanleitung hat 43 Seiten, ein Zeichen dafür, dass diese Uhr eine Menge Einstellmöglichkeiten und Funktionen hat. Am besten lesen, bevor man auf große Dschungelexpedition geht.Preis: 159 EuroTimex "Intelligent Quartz Compass" Quelle: Presse
Omega Speedmaster Dark Side of the MoonDie Omega Speedmaster verdankt ihren legendären Ruf der Tatsache, dass sie bei allen bemannten Weltraummissionen der NASA dabei war. Angefangen vom Gemini-Programm Mitte der 60er Jahre über die Apollo-Missionen bis hin zu dem Astronauten der ISS. Auch Neil Armstrong und Buzz Aldrin, die ersten Menschen auf dem Mond, trugen eine "Speedmaster". Die "Dark Side of the Moon" wird als Hommage an die Apollo-Astronauten vermarktet. Das Zifferblatt besteht aus Zirkoniumoxid-Keramik. Das Material ist extrem widerstandsfähig gegen Risse und passt sich bei Wärme der Ausdehnung von Metall an. Der Gehäuseboden ist ebenso wie das Uhrenglas aus Saphirglas, so kann man das Automatik-Uhrwerk bewundern. Die Chronographendrücker sind ebenfalls aus Keramik, der Preis wie vom Juwelier.Preis: 8.900 EuroOmega Speedmaster Dark Side of the Moon Quelle: Presse
Tissot T-Touch ClassicEine Hightech-Uhr im klassischen Edelstahlgehäuse ohne Hightech-Gehabe, ohne Zeigerwirrwarr und Ziffernlabyrinth. Der Name der Uhr deutet es schon an: Viele Funktionen sind über eine Touch-Funktion abrufbar. Man kann Kompass, Gezeiten, Chronograph, Countdown-Timer und 2 Alarmzeiten einstellen.Preis: 495 EuroTissot T-Touch Classic Quelle: Presse
RADIOSSangean Weltempänger ATS-909X wDie große Zeit der Weltempfänger ist vorbei. Die internationalen Radiosender podcasten heute via Internet. Spätestens seitdem der legendäre "BBC World Service" seinen Kurzwellendienst eingestellt hat, sind Weltempfänger nicht mehr die Nachrichtenquelle, die sie einmal waren. Aber Spaß macht es immer noch, den ein oder anderen Sender aus Indien, China oder Südamerika aus dem Frequenzsalat herauszuangeln. Der taiwanische Hersteller Sangean stellt unverdrossen weiter Weltempfänger her. Das Bild zeigt den ATS-909X w. Das Gerät hat 406 Senderspeicher. Wenn über Kurzwelle mal nichts reinkommt, kann man immer noch UKW in Stereo hören, die Uhrzeiten von 42 Städten abrufen oder einen automatischen Sendersuchlauf starten.Preis: circa 180 EuroSangean ATS-909X w Quelle: Presse
SCHREIBGERÄTEFisher Space PenWer als kleiner Junge am 21. Juli 1969 ab 3.56 morgens (MEZ) vor dem Schwarzweiß-Fernseher saß und zusah wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin die ersten Schritte auf dem Mond machten, dem wird dieser Kugelschreiber gefallen. Der Fisher Space Pen war nicht nur bei Apollo 11, sondern bei allen Apollo- und Shuttle-Flügen dabei. Auch die russischen Sojus-Flüge und die Wissenschaftler auf der MIR haben ihre Logbücher mit dem Space Pen ausgefüllt. Er wurde extra für den Einsatz im Weltraum konstruiert. Durch die Gasdruckmiene schreibt er nämlich auch in der Schwerelosigkeit oder an der Decke. Er schreibt sogar unter Wasser, und bei Temperaturen zwischen minus 50 und plus 200 Grad Celsius. Ein beruhigendes Gefühl, auch wenn man diese Features vielleicht nicht jeden Tag braucht. In Deutschland wird eine Variante des Space Pen vom Schreibgerätehersteller Diplomat unter der Marke "Spacetec" verkauft.Preis: ab 25 EuroFisher Space PenDiplomat Spacetec Quelle: Presse
FLUGSIMULATORSaitek Pro Flight Cessna Yoke SystemBeim Pro Flight Cessna Yoke System geht es nicht um dramatische Luftkämpfe und Torpedo-Geballer, sondern um eine möglichst präzise und realistische Flugsimulation. Das von Cessna lizensierte System besteht aus Steuerhorn, Trimmrad und Seitenruderpedalen. Das System ist mit den gängigen Flugsimulatoren kompatibel.Preis: circa 350 EuroPro Flight Cessna Yoke System Quelle: Presse
RENNSPIELEThrustmaster T100 Racing WheelLenkrad mit Pedalset und Force-Feedback-Technik. Eine Metallachse und Kugellager sollen für Stabilität und präzise Steuerung sorgen. Der Lenkkranz ist gummiumhüllt. Passt zu PC- und Playstation-3-Spielen. Kostet in Onlineshops ungefähr 111 Euro. Sicher nicht das amtliche Lenkrad, aber für Einsteiger und Gelegenheitsraser ist eine Menge Fahrspaß garantiert.Preis: ungefähr 111 EuroThrustmaster T100 Racing Wheel Quelle: Presse

Wenn man wissen will, ob erwachsene Männer gerne spielen, muss man nur auf die Webseite von Lego gehen. Da gibt es nicht nur Bausets für Kinder, sondern ganze Themenwelten, die sich an Erwachsene richten. Erwachsene Männer, um genau zu sein. Diese können mit Lego beispielsweise berühmte Gebäude wie das UN-Hauptquartier oder das Opernhaus von Sidney nachbauen.

Im Mittelpunkt steht allerdings die "Lego Men"-Kampagne. Sie bietet Bausets wie beispielsweise den "Technic Unimog U400" mit 2048 Bauteilen für 190 Euro oder den "Volkswagen T1 Campingbus" für 100 Euro. Damit will der Spielwarenriese "direkt Männer ansprechen, die ihre Spiel- und Bauleidenschaft ausleben möchten", erklärt PR-Managerin Katharina Sasse. Der Anteil der Männer, die Produkte für sich selbst kaufen, ist beim dänischen Spielwarenriesen auf 15 Prozent gestiegen.

Es stimmt also, auch wenn es ein Klischee ist: Männer interessieren sich nicht nur für Technik, sie spielen auch gerne. Dabei scheint der Spieltrieb auch bei der Generation, die schon mit Lesebrille herumläuft, nicht wirklich nachzulassen. „Die Zielgruppe der Ü50-Männer ist in den letzten Jahren gewachsen“, bestätigt Ulrike Schelling, Sprecherin des Verbands Idee+spiel. Der Verband vertritt 900 Geschäfte in Deutschland, Österreich, Italien und Belgien.

Fernsteuerung ist Trumpf

Dementsprechend freuen sich auch die Hersteller von ferngesteuerten Modellflugzeugen, Schiffen oder Autos über gute Zahlen. Nach einem Bericht des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), ist der sogenannte RC-Markt (RC, Remote Control) zuletzt um etwa 4 bis 5 Prozent stärker gestiegen als der Spielwaren-Gesamtmarkt. Das Volumen des RC-Markts wird vom BVS auf etwa 100 Millionen Euro geschätzt, der Gesamtmarkt liegt bei 2,7 Milliarden Euro.

Hightech und Spielzeug, das ist offenbar eine Erfolg versprechende Kombination. Hersteller wie Märklin oder Carrera statten inzwischen ihre Produkte zunehmend mit Hightech-Funktion aus. Beim "Carrera Set 124" kann der Spieler Fahrzeugeigenschaften wie Bremsverhalten oder Tankinhalt über eine digitale Kontrolleinheit programmieren. Der Betrieb von Märklin-Eisenbahnen über ein Display gesteuert werden. Spielzeug also für Männer, die im Arbeitsalltag mit Smartphones und Notebooks hantieren.

Den Mann bei Laune halten

Die beliebtesten Männer-Spielzeuge
LegoIst der Nachwuchs nur annährend im Bauklotz-fähigen Alter, schleppt Mann auch schon die ersten Lego-Duplo-Sets an. Spätestens nach dem dritten Geburtstag des Sprösslings ist kein Geschenk mehr vor dem Vater sicher - alles was Noppen hat wird zusammengebaut. Oft einträchtig mit dem Sohnemann, aber eigentlich spielt es sich auch als Enddreißiger prima allein mit den bunten Steinen. Davon profitiert natürlich auch die Lego-Gruppe. Vergangenes Jahr konnten sie einen Umsatzwachstum von 11 Prozent verbuchen. Verantwortlich dafür sind die klassischen Produktlinien wie Lego Duplo oder Lego Friends. Aber auch neue Innovationen wie Lego Legends of Chima und andere Neuheiten tragen zu dem Erfolg bei. Lego entwickelt sich weiter: Statt der klassischen Bausteine-Sets gibt es jetzt auch Spiele in der digitalen Welt. Durch Apps, auf lego.com und über Videos wird physisches und digitales Spielen verbunden. Quelle: dpa
Die weltweit größte Spielwarenmesse in Nürnberg ist bei deutschen Herstellern und Händlern auf positive Resonanz gestoßen. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil, berichtete von einer positiven Stimmung unter den Ausstellern, die im Nachgang zur Messe nun noch zahlreiche Aufträge vor allem aus dem Ausland erwarteten. Auch Willy Fischel vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels sagte zum Abschluss der Branchenschau am Montag: „Der Handel ist sehr zufrieden mit der Messe.“ Mehrere Tausend Besucher aus 112 Ländern kamen nach Nürnberg, um die aktuellen Spielzeug-Trends zu begutachten. Im Mittelpunkt hätten besonders die Produktgruppen Baby und Kleinkind, Karneval und Festartikel sowie Modelleisenbahn und Zubehör gestanden. Die Messe hat gezeigt: Spielzeug begeistert jede Altersklasse. Welche Spielzeug-Trends bei Männern sonst noch hoch im Kurs liegen. Quelle: dpa
MatchboxEs ist wohl das erste Auto eines jeden Mannes - das Matchbox-Auto. Seit 1952 gibt es die kleinen Metallflitzer, mit denen sich so hervorragend Massenkarambolagen und Unfälle jeder Art nachstellen lassen. Seit 1997 gehört die Marke dem Spielzeugriesen Mattel. Quelle: dpa
Tipp-KickEin Überbleibsel aus der analogen Welt - aber immer noch ein Renner in der Spielzeugkiste des Mannes. Die Figuren sind aus Zink und haben ein bewegliches Bein, das per Druck auf den Knopf auf dem Kopf ausgelöst wird. Quelle: dpa/dpaweb
Märklin EisenbahnDie Modelleisenbahn macht seit mehr als 100 Jahren Jungs und Männer glücklich. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg stellt das schwäbische Unternehmen eine neue iPhone-App vor, mit der sich bis zu 16 Lokomotiven einer Modellbahn steuern lassen. Quelle: dpa
CarreraDie Carrera-Bahn hält in der Grundschulzeit Einzug ins Jungs-Kinderzimmer - und gibt es nicht im Laufe der Zeit eine Partnerin, die das Set mutwillig auf den Müll schmeißt, bleibt die Bahn im Besitz des Mannes bis zu seinem Ableben. Sie macht jeden Umzug mit, ist der Hit auf allen Junggesellenfeiern und wird auch gerne noch zum 30. oder 40. Geburtstag verschenkt und aufgebaut.
SpielzeugpistolenFrüher hießen sie Colt und knallten zu Karneval mittels roter Papierbänder, die man vor den Abzug fisseln musste. Die neuen Modelle laufen mit Smartphone. Mittels einer App können auf der "App Tag" von Wikanplay Schieß-Spiele gespielt werden. Das Spielzeug wurde unter dem diesjährigen Motto der Nürnberger Spielwarenmesse "Toys 3.0" vorgestellt. Quelle: dpa

Doch der Spieltrieb zielt nicht nur auf Spielwaren. Auch Uhren, Kameras oder Smartphones sind gerne mit Extra-Funktionen ausgestattet, die den Mann bei Laune halten. Deshalb tragen Männer hochfunktionelle Fliegeruhren, obwohl sie im Flugzeug nie näher als Reihe 7, Sitz C ans Cockpit kommen.

Dabei gibt es auch die Gegenbewegung, weg vom Hightech, hin zum klassischen Spielzeug. Wolf Günthner, Sprecher des Deutschen Verbands der Spielwaren Industrie (DVSI) spricht von einer "Fluchtbewegung gerade bei dieser Altersgruppe – weg vom virtuellen hin zum reellen Spielen".

Das alles beantwortet aber noch nicht die Frage nach dem Warum? Warum haben gerade Männer ab 50 das Spielen wiederentdeckt?

Ü50-Männer haben Geld

Die simple Antwort lautet natürlich, dass Ü50-Männer einfach mehr Geld haben. Die Kinder sind gerade aus dem Haus und brauchen nicht mehr so viel finanzielle Unterstützung, die Eigentumswohnung ist bald abbezahlt, die Beiträge für Pflegeversicherung und Rentenvorsorge werden abgestottert. Die über 50-Jährigen verfügen über 60 Prozent des Vermögens aller Haushalte. "Diese Männer sind oft gut situiert und können sich auch teurere Spielzeuge leisten", erklärt Wolf Günthner.

Und da ist auch noch der Opa-Faktor. Männer ab 50 haben häufig Enkel und kommen so ganz selbstverständlich in Berührung mit Spielzeug. Doch die beste Erklärung liefert vielleicht Willy Fischel, Geschäftsführer beim Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels: "Viele Kinder sind älter geworden. Und dann kaufen sie sich als Erwachsener, was sie sich als Kind nicht leisten konnten".

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%