Gefährliche Weichmacher Viele Kopfhörer sind "wahre Giftbomben"

So manches Kunststoff-Produkt ist eine wahre Giftschleuder. Das Computermagazin "c't" hat 28 Produkte, von Ohrhörern über Handyhüllen bis zu PC-Tastaturen, getestet. Oft fanden die Tester erschreckend hohe Konzentrationen von Weichmachern.

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Eine junge Frau hört Musik. Laut einem Test der Zeitschrift

Weichmacher sind zwar praktisch - denn sie machen Kunststoffprodukte angenehm glatt, geben ihnen Flexibilität und verhindern so, dass sie brüchig werden. Doch sie stellen auch ein Gesundheitsrisiko dar. Einige Verbindungen, dazu zählen etwa solche aus der Gruppe der Phtalate stehen im Verdacht, Einfluss auf den Hormonhaushalt unseres Körpers zu haben. Besonders in Produkten, die man viel in der Hand oder anderweitig in engem Hautkontakt hat, ist das problematisch, denn die Giftstoffe können über die Haut aufgenommen werden.

Trotz Verboten und Grenzwerten sind Weichmacher in vielen Kunststoffprodukten enthalten, etwa in Kabeln, Computer-Mäusen und -tastaturen, Kopfhörern und Co. Die Computerzeitschrift "c't" hat 28 davon getestet: Auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), kurzkettigen Chlorparaffinen (SCCP) - beide Chemikalien gelten als krebserregend - und nach Diethylhexylphtalat (DEHP), dass zu Unfruchtbarkeit und Missbildungen am ungeborenen Kind führen kann. Die Tests wurden vom Hamburger Labor Bureau Veritas durchgeführt.

Als harmlos stellten sich dabei die getesteten Handyhüllen heraus, die die schädlichen Stoffe nur in vernachlässigbaren Mengen enthielten und damit als unbedenklich eingestuft wurden. Lediglich in einer Hülle von iProtect für das iPhone 5C fanden die Tester die giftige Chemikalie Phenol. Am zweitbesten schnitten die getesteten Computer-Mäuse ab. Vier von sieben Modellen erwiesen sich als unbedenklich. In zwei Produkten, der "optischen Mini-Maus mit USB und Kabeleinzug" eines unbekannten Herstellers und der "Mini-Gaming-Maus mit LED-Licht" von Tomorrowtop/Jettech sind hingegen so viel SCCP und DEHP enthalten, dass die Produkte eigentlich verboten werden müssten - doch da das Verkaufsverbot erst Ende 2010 in Kraft trat und die Mäuse vorher hergestellt wurden, dürfen sie noch verkauft werden.

Schlechter sah es da schon bei den Tastaturen aus. Selbst die beiden Produkte, die im Test noch am besten abschnitten (K200 von Logitech und Wired Keyboard 600 von Microsoft), brachten es nur auf ein "eher unbedenklich". In der biegbaren Tastatur "Flexible Mini 2006 Keyboard" eines No-Name-Herstellers wurden hingegen verboten viele Weichmacher gefunden.

Erschreckend hohe Weichmacher-Konzentrationen fanden die Tester in allen untersuchten Kopfhörern. Bei drei davon wurden die Grenzwerte sogar um ein Vielfaches überschritten. Sie seien "wahre Giftbomben", schreibt "c't", besonders weil die In-Ear-Stöpsel permanent Hautkontakt hätten. Doch auch Sportler, die die Kabel der Ohrstöpsel unter ihrem Shirt am Körper tragen und dann auch noch stark schwitzen, seien durch die Chemikalien gefährdet. Denn der Schweiß löst die Chemikalien heraus. In den Kabeln fänden sich, genau wie bei PC-Mäusen oder USB-Kabeln, die meisten Schadstoffe.

Als Vorsichtsmaßnahme empfiehlt die Zeitschrift einen Geruchstest: Dünsten Kunststoffprodukte einen unangenehmen Geruch aus, könne dies auf gefährliche Inhaltsstoffe hinweisen. So riechen die PAK etwa ölig-verbrannt. Der Schnüffeltest gilt jedoch nur mit Einschränkung. Denn zum einen sind manche Weichmacher wie etwa SCCP und DEHP völlig geruchlos. Zum anderen können strenge Gerüche auch von Lösungsmittelresten herrühren, die sich nach einigen Tagen verflüchtigen. Einen sicheren Schutz gibt es also nicht. Generell lasse sich sagen, dass in No-Name-Produkten tendenziell mehr gefährliche Chemikalien steckten als in Markenprodukten, schließt das Magazin.

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