




Nach den vielen Hiobsbotschaften kann Blackberry-Chef Thorsten Heins endlich einen Erfolg vermelden – zumindest in Deutschland. Im Berliner Regierungsviertel ist die Nachfrage nach seinen Smartphones stark gestiegen. Bundesministerien haben in den letzten Wochen mehr als 1000 Smartphones des Modells Z10 bestellt, das sich durch einen besonderen Schutz auszeichnet. Im Abhörskandal um den amerikanischen Geheimdienst NSA hat die Bundesregierung zwar abgewiegelt, Deutsche seien nicht betroffen. Aber in den Ministerien ist die Furcht gestiegen, ausgespäht zu werden, und damit der Wunsch nach übertragungssicheren Geräten. „Es gibt eine hohe Nachfrage von Politikern und Beamten“, heißt es im zuständigen Innenministerium.
„Der Bedarf ist riesig, doch die Budgets sind endlich“, bestätigt Hans-Christoph Quelle, Chef des Düsseldorfer Sicherheitsspezialisten Secusmart. Das Unternehmen hat Blackberry-Handys mit einer speziellen Chipkarte so aufgerüstet, dass sie Daten und Gespräche verschlüsseln. Etwa 2500 Euro kosten die „Merkelhandys“, die man gleichzeitig auch wie ein herkömmliches Smartphone nutzen kann - die bisher gebräuchlichen Sicherheitshandys waren dagegen vergleichsweise unpraktikabel und entsprechend unbeliebt.
Die Bundeskanzlerin hatte sich das „Merkelphone“ schon auf der CeBit vorführen lassen. Seit Juli sind die Geräte zugelassen, es dürfen Dokumente der Geheimhaltungsstufe VS-NfD (Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch) versendet werden. „Wenige Tage nach der Zulassung gab es bereits 1200 Bestellungen“, sagt Sicherheitsspezialist Quelle. 20 Behörden, darunter 9 der 14 Ministerien, gehören zu den Kunden.
Damit sticht Blackberry die Deutsche Telekom aus, die unter dem Namen Simko3 ein umgerüstetes Samsung Galaxy III anbietet. Die Simko-Geräte sind mit 1700 Euro zwar ein Drittel günstiger, haben aber ein erhebliches Manko: Man kann mit ihnen noch nicht abhörsicher telefonieren. Zwar verfügt die Telekom über eine Sprachverschlüsselungsvariante, die beispielsweise Unternehmenskunden nutzen. Aber für die Bundesbehörden verlangt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) einen anderen Standard – und der soll erst Mitte des kommenden Jahres für die Simko-Geräte verfügbar sein.