Entwicklungshilfe Sind Wasserbrunnen in Afrika verschwendetes Geld?

Rund 300 Millionen Dollar wurden beim Brunnenbau verschwendet, schätzen Experten – doch es geht auch anders.

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Brunnen in Afrika sind ein Symbol. Eines für die Abhängigkeit eines ganzen Kontinents von Entwicklungshilfeorganisationen, die helfen die Löcher zu graben, sodass die Menschen sich mit dringend benötigtem Wasser versorgen können. Die Brunnen sind häufig aber auch ein Symbol für das Scheitern westlicher Entwicklungshilfe. Denn sind die Brunnen einmal gegraben und die Helfer abgezogen, dann verfallen sie. Der Wassermangel besteht weiter, geholfen ist niemandem.

Statt Wasser für die Bewohner liefern die Brunnen in Afrika Wasser für die Mühlen der Kritiker, die westliche Entwicklungshilfe generell für unnütz halten. Vor einigen Jahren bestätigte ein Report dieses Vorurteil gar: Rund 300 Millionen Dollar seien beim Brunnenbau in Afrika verschwendet worden, kritisierte der. Ein Beispiel in den Report war Mali: Bis zu 80 Prozent der mit Geld aus den Industrienationen gebauten Wasserstellen sei kaputt.

Nun zeigt eine Studie von Forschern der University of North Carolina, dass es auch anders geht. Für ihre Auswertung untersuchten sie knapp 1500 mit westlicher Hilfe gegrabene Brunnen in Ghana. Teilweise wurden sie schon vor 20 Jahren angelegt. Das erste durchaus verblüffende Ergebnis war, dass rund die Hälfte von ihnen innerhalb des vergangenen Jahres mindestens einmal kaputt ging.

Es zeigte sich aber auch, dass 80 Prozent von ihnen repariert wurden, wenn die Hilfsorganisation nicht nur den Bau des Brunnens bezahlt hatte, sondern auch eine Art Brunnenverwaltung aufgebaut hatte. Sie besteht aus Bewohnern der Dörfer und erhebt für die Wasserentnahme eine Gebühr. Mit der werden dann im Schadensfall die ebenfalls von der Hilfsorganisation ausgebildeten Handwerker bezahlt.

Es geht also nicht darum, den Menschen vor Ort das Wasser zu schenken (in diesem Fall wäre kein Geld da, um den Brunnen zu reparieren), sondern eine wirtschaftlich nachhaltige Infrastruktur für den Brunnenbetrieb zu schaffen.

Das zeigt: Mit dem Bau eines Brunnens, einer Straße, eines Solarkraftwerkes, Krankenhauses oder einer Schule ist es nicht getan. Neben Stein und Stahl muss auch in die Menschen investiert werden – durch Ausbildung und gegebenenfalls auch ein Geschäftsmodell, das die Einrichtungen dauerhaft finanziert und aufrechterhält.

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