Hätten Sie es gewusst? Diese Produkte können Reste von Tier enthalten

Chips, Joghurt, Zahnpasta, Waschmittel: Tierbestandteile stecken in viel mehr Waren als wir denken.

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Tierbestandteile im Saft, Farbstoffen oder sogar im Computer-Bildschirm? Die Frage treibt immer mehr Menschen um – und sie ist nicht so absurd, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag.

Denn die Frage, in welchen Produkten tierische Bestandteile stecken, ist vor allem für jene rund sieben Millionen Menschen in Deutschland wichtig, die sich vegetarisch ernähren, also nicht wollen, dass für ihr Essen Tiere sterben. Das gilt natürlich noch mehr für Veganer. Sie wollen auf alle Tierprodukte verzichten – nicht nur im Essen, sondern auch im Alltag. Fast eine Million Menschen in Deutschland leben laut Schätzungen vegan.

Konsequente Veganer verzichten nicht nur auf Fleisch, Käse und Milch, sondern auch auf Lederschuhe und Honig, eben alle tierischen Produkte. Doch um etwas meiden zu können, muss man es zunächst erkennen können. Und hier beginnt das Problem: Tierbestandteile in Produkten werden oft schlecht oder gar nicht gekennzeichnet.

Hier sind zehn (überraschende) Beispiele:

1. Gelatine in Wein und SaftNaturtrüber Apfelsaft mag sich vielleicht noch ganz gut verkaufen, doch von trübem Weißwein würden vermutlich die meisten die Finger lassen. Viele Saft- und Weinhersteller nutzen daher Gelatine zur Klärung ihres Getränks.

Gelatine wiederum wird aus Schweineschwarten, Knochen und Haut hergestellt. Gekennzeichnet werden muss das nicht, da die Gelatine keine Zutat im eigentlichen Sinne, sondern ein "Verarbeitungshilfsstoff" ist. Wer Gelatine-frei hergestellte Säfte trinken will, kann zu den trüben Säften greifen oder gezielt nach Biosäften Ausschau halten. Deren Hersteller verwenden in der Regel keine Gelatine zur Klärung.

Bei Weißwein wird es schon schwieriger. Das Siegel "Vegan-Blume", das vegane Lebensmittel auszeichnet, weist auf den Verzicht von Gelatine hin.

2. Tierfette für HaushaltsputzmittelTenside sind in den meisten Waschmitteln, Weichspülern und Reinigungsmitteln als waschaktive Substanzen, also Schmutzlöser enthalten. Auch sie können tierischen Ursprungs sein, etwa wenn sie aus tierischen Fetten gewonnen werden. Ebenfalls können Tenside in Kosmetikartikeln stecken. Wie auch bei Produkten, in denen Gelatine enthalten sein kann, hilft die "Vegan-Blume" dem Konsumenten weiter.

3. Tierprodukte in Joghurt und ChipsViele rote Joghurts, die Beeren auf dem Etikett zeigen, sind eigentlich mit Rote-Bete-Saft gefärbt. Manches Färbemittel enthält auch "echtes Karmin", das sich hinter der Kennzeichnung E120 versteckt. E120 wird aus getrockneten weiblichen Schildläusen gewonnen und ist für eine ganze Reihe von Lebensmitteln zugelassen. Zerriebene Laus gibt es zum Beispiel in Süßwaren, Marmeladen, Konfitüren, Fruchtzubereitungen und Wurst aber auch in verschiedenen Getränken.

Auch Kartoffelchips können laut dem Verbraucherschutz-Verein Foodwatch tierische Bestandteile enthalten. Die tierischen Aromen stammen dann vom Wild, Fisch, Geflügel, Rind, Schwein oder Lab, dem Kälbermagen. Manche Tierbestandteile kommen dabei als sogenannte technische Hilfsstoffe zum Tragen und müssen als solche nicht gekennzeichnet werden.

Laut Foodwatch gibt es auch Tomatencremesuppen, die zum Beispiel Speck enthalten können, den man bei der Tomatensuppe nicht automatisch vermuten würde. Auch hier hilft nur der Blick in das Kleingedruckte oder die Suche nach der "Vegan-Blume".

4. Schweineborsten und Federn in BackwarenIn vielen Bäckereien wird die Aminosäure L-Cystein verwendet, um das Mehl leichter knetbar zu machen. Gewonnen wird es zum Beispiel aus Schweineborsten oder Federn. Brezeln und Croissants werden zusätzlich oftmals mit Schweineschmalz hergestellt.

Wer beim Sonntagsfrühstück weder Schmalz noch Borsten vom Schwein in den Backwaren haben möchte, sollte also genau nachfragen.

5. Gelatine in Fruchtgummis und sogar FotopapierNicht nur zum Klären von Wein und Säften, sondern auch bei der Produktion von Fruchtgummis (zum Beispiel Haribo-Gummibären) wird Gelatine verwendet. Während manche Hersteller noch Studien erwähnen, die nachweisen sollen, dass Gelatine Gelenkverschleiß vorbeugen kann und die Haut und das Bindegewebe stärkt, setzen andere schon längst auf Gelatine-freie Produkte. So gibt es auch Gummibären schon lange auch ohne Gelatine.

Gelatine steckt aber nicht nur in Lebensmitteln. Bei der analogen Fotografie wurde sie als farbtragende Schicht auf Negativen und Fotopapieren benutzt. Manche Fotopapiere können auch heute noch Gelatine enthalten. Zur Klärung hilft nur die Anfrage an den Hersteller.

6. Knochenmehl in der ZahnpastaBereits in der Antike putzten die Griechen und Römer unter anderem mit Knochenmehl als Schleifsubstanz ihre Zähne. Laut der Tierschutzorganisation Peta ist Knochenmehl neben tierischem Glycerin, Bienenpollen und -wachs immer noch Bestandteil von Zahnpasta.

7. Schildläuse im KaugummiFrüher wurde aus den Ausscheidungen der Schildlaus vor allem Harz für die Schallplattenherstellung produziert. Heute wird diese - Schellack genannte - Substanz für die Herstellung von Farben, Lacken und Polituren benutzt. Überraschend ist, dass dieser Lack sogar Bestandteil der Tinte für Tattoos sein kann. Doch auch als Klebemittel dient die Substanz und wird deshalb auch in der Zigarettenproduktion verwendet. Sogar bei der Produktion von Kaumasse für Kaugummis ist teilweise Schellack mit von der Partie.

8. Cholesterin im LCD-BildschirmDas ist vielleicht die größte Überraschung: auch in unseren hochtechnischen Geräten, wie LCD-Bildschirmen, wird tierisches Cholesterin verwendet. Cholesterin ist ein Steroid, das Bestandteil der Membranen vieler Tierzellen ist. Dieses Cholesterin verwenden Unternehmen in Form von flüssigen Kristallen für Farbthermometer (Farbindikatoren) und LCD-Displays. Gut möglich also, dass in ihrem Fernseher, Computer, Handy oder der Digitalkamera Cholesterin steckt.

9. Tierfette in KosmetikaZwar sind Tierversuche für Kosmetik in der EU inzwischen verboten, doch gibt es noch einige Schlupflöcher, um manche Inhaltsstoffe weiterhin an Tieren zu testen. Schließlich sind nicht alle Inhaltsstoffe ausschließlich für die Kosmetikindustrie interessant.

Manche Zusätze stammen auch selber vom Tier. So werden zum Beispiel in tierischen Fetten, Ölen, Nervengeweben, Eigelb und Blut vorkommende Naturstoffe als Emulgatoren oder Stabilisatoren in Shampoos, Cremes und anderen Kosmetikartikeln verwendet.

Auch hier sollten vegan lebende Menschen auf die "Vegan-Blume" achten oder auf Naturkosmetikhersteller zurückgreifen. Außerdem lassen sich Listen von tierversuchsfreier Kosmetik im Internet finden.

10. Tiermehl in DüngerTiermehl ist ein heikler Stoff. In der EU wurde wegen der BSE-Seuche von 1996 an das Verfüttern von Tiermehl immer stärker eingeschränkt und schließlich ganz verboten. Doch inzwischen gibt es neue Verwendungen. Zum Beispiel als Dünger. Über dessen Verwendung klären die Landesministerien auf.

Sicher: Für alle Nicht-Veganer ist es unproblematisch, wenn tierische Nebenprodukte zum Einsatz kommen. Wenn schon Tiere geschlachtet werden, sollten sie möglichst vollständig genutzt werden und nicht zu Teilen im Abfall landen.

Aber Transparenz sollte ebenfalls gegeben sein, damit jeder beim Wocheneinkauf selbst entscheiden kann, was in den Einkaufskorb kommen soll und was nicht.

Grundsätzliche Abhilfe kann dabei nur vom Gesetzgeber kommen. Bisher gibt es nämlich im deutschen Lebensmittelrecht schlichtweg keine verpflichtende Regelung zur Kennzeichnung von Zutaten oder Zusatzstoffen tierischen Ursprungs oder zum Einsatz tierischer Bestandteile in der Produktion.

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