Ashvin Chotai hat richtig daran getan, eine halbe Stunde früher einzutreffen. „Ich wollte einen guten Platz haben“, sagt der Geschäftsführende Direktor der Londoner Unternehmensberatung „Intelligence Automotive Asia“. Kurze Zeit später sind am futuristischen Messestand der neuen Elektroautomarke Denza alle Stühle besetzt, in mehreren Reihen drängeln sich hinter ihm die Zuschauer. Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche sitzt in der ersten Reihe, die Stuttgarter Autobauer haben gemeinsam mit dem chinesischen Auto- und Batteriehersteller BYD („Build Your Dreams“) das neue Konzeptauto von Denza entwickelt. „Dies ist der erste ernst zu nehmende E-Launch in China“, erklärt Ashvin Chotai den großen Zuspruch, „dieses Auto gibt eine Richtung vor.“
Zumindest auf der „Auto China 2012“ in Peking ist das Interesse an der Elektromobilität noch nicht abgeklungen. Fast jeder Aussteller bietet ein Modell mit alternativem Antrieb an, sei es mit Hybrid-, Plug-In-Hybridantrieb oder mit Elektromotor. Über das erste in China entwickelte Elektrokonzeptauto von Denza gehen die Meinungen auseinander. Ein Autoexperte findet, dass es zumindest technisch kein neues Kapitel aufschlage. Ashvin Chotai gefällt das futuristische Design des blauen Mittelklassewagens. Und Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht das, naturgemäß, am positivsten: „Die Zukunft von China ist ohne Elektromobilität nicht denkbar – und das hier ist die Speerspitze dafür.“
Ausbleibende Begeisterung
Doch die Zukunft lässt noch ein bisschen auf sich warten. Eigentlich wollte China schon viel weiter sein, was die Elektromobilität betrifft. Das Land solle zum Zentrum für die Fertigung von Elektroautos werden, hatte die Regierung vor drei Jahren verkündet. Doch zuletzt ist China in einem von der Unternehmensberatung McKinsey veröffentlichten Ranking, das die Bereitschaft eines Landes für E-Mobilität misst, von Platz drei auf Rang fünf zurückgefallen. Die Automobilhersteller sollten 2011 in China eine halbe Million Elektroautos produziert haben, hatte die chinesische Regierung gefordert. Tatsächlich waren es laut einer aktuellen McKinsey-Studie nur 6000 Stück – und die ließen sich nur schwer verkaufen.
Eines der größten Probleme sind neben den hohen Preisen die Ladestationen. Im Jahr 2015 soll es nach Plänen der chinesischen Regierung 400 000 Stationen geben. Tatsächlich existieren im riesigen Reich der Mitte bislang nur 16 000. Am schlimmsten bekam Denza-Miteigentümer BYD die ausbleibende Begeisterung der Chinesen für Elektrofahrzeuge zu spüren. Sein „E6“ geriet zum Flop, bisher sind nur einige hundert Exemplare als Taxen in der BYD-Heimatstadt Shenzhen unterwegs.