Zukunft der E-Auto-Prämie Was Deutschland beim Umweltbonus plant – und wie es unsere Nachbarn machen

Die E-Autoprämie soll im kommenden Jahr sinken. Quelle: imago images

Die Bundesregierung will die E-Auto-Förderung massiv beschneiden – unterbietet dabei aber einige Nachbarländer. Ein Blick quer durch Europa.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Deutschland fährt die Elektroauto-Förderung zurück. Die Bundesregierung will die Zuschüsse für Plug-in-Hybride ab dem kommenden Jahr laut Medienberichten komplett streichen und Käufern reiner E-Autos weniger Geld zurückerstatten. Damit liegt Deutschland im europaweiten Trend. Und zahlt im internationalen Vergleich trotzdem noch durchaus großzügig.

Die deutschen Pläne im Detail:

  • Ab Januar sollen reine E-Autos bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro netto nur noch mit 4500 Euro aus der Staatskasse bedacht werden, spätestens 2024 sinkt die Summe auf 3000 Euro. Aktuell beträgt der Umwelt- und Innovationsbonus noch 6000 Euro.
  • In der Preisklasse zwischen 40.000 und 65.000 Euro schießt der Staat hingegen nur noch befristet seine 3000 Euro (statt bislang 5000 Euro) zu, danach sinkt die Bemessungsgrenze auf 45.000 Euro.
  • Für Autos die teurer sind, gibt es dann gar keine Förderung mehr – Stichtag ist spätestens der Jahreswechsel.
  • Ab dem 1. September wird die Prämie außerdem nur noch Privatpersonen gewährt – Dienstwagen und andere gewerblich genutzte Fahrzeuge sind dann nicht mehr förderfähig.
  • Noch unklar ist, was genau mit dem Herstelleranteil geschieht, der aktuell 2500 bis 3000 Euro beträgt. Auch dieser dürfte sinken beziehungsweise komplett kassiert werden.
  • Gar kein Geld wird es 2023 mehr beim Kauf eines Plug-in-Hybriden geben, weder aus der Steuerkasse noch vom Hersteller. Bislang waren bis zu 6750 Euro möglich.
  • Die Laufzeit der Förderung wird zudem nicht mehr zeitlich begrenzt, sondern sie endet, wenn ein bestimmtes Budget erschöpft ist.
  • Nicht gestrichen werden jedoch offenbar die Steuervorteile bei Kfz- und Dienstwagenbesteuerung.

Deutschlands langsamer Rückzug aus der Förderung lieg in einem gesamteuropäischen Trend. So zählte der Autoherstellerverband ACEA im Jahr 2020 noch 20 nationale Kauf-Förderprogramme in der EU, 2021 waren es nur noch 17. Die Zahl der Länder, in denen lediglich steuerliche Erleichterung – etwa bei Kauf, Haltung oder bei der Nutzung als Dienstwagen gibt – stieg im gleichen Zeitraum von sechs auf zehn. Komplett ohne Anreizprogramme kommt Estland aus.

Grund für die Beendigung der Förderprogramme war häufig eine Mischung aus Sparzwang und dem Gefühl, zunächst alles für einen erfolgreichen Markthochlauf getan zu haben. Auch hierzulande spielen beide Argumente wohl die Hauptrollen.

Im europäischen Vergleich ist der bisherige deutsche Kaufzuschuss großzügig. In kleineren Märkten gibt es nicht selten deutlich weniger Geld, und auch in vergleichbar großen Märkten fallen die reinen Kauf-Boni meist geringer aus. In Frankreich etwa zahlt der Staat maximal 7500 Euro pro Haushalt, allerdings nicht nur für eine E-Mobile, sondern auch für besonders sparsame Plug-in-Hybride. Italien zahlt für E-Autos und sparsame PHEVs bis zu 6000 Euro Bonus und gewährt weitere Vergünstigungen, die sich auf bis zu 2000 Euro summieren können. Im Gegenzug belegt der Staat besonders verbrauchsstarke Modelle zudem mit einem Malus von bis zu 2500 Euro. Spanien deckelt die Prämie bei 7000 Euro, zahlt für privat genutzte Nutzfahrzeugmodelle unter Umständen bis zu 9000 Euro, etwa wenn das Altfahrzeug verschrottet wird.

Neben der reinen Kaufförderung spielen in Deutschland wie in anderen Ländern aber auch Steuererleichterungen eine Rolle. Hierzulande etwa sind E-Autos für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit, als Dienstwagen genutzte Stromer und Plug-in-Hybride werden über Sonderregelungen zum geldwerten Vorteil zudem stark begünstigt. Vor allem solche Dienstwagen-Programme sind in Europa häufig zu finden, gelten doch die Flotten als wichtigster Treiber einer breiten Elektrifizierung des Straßenverkehrs. Neben reinen E-Mobilen (BEV) kommen häufig auch Plug-in-Hybride (PHEV) und in einigen Fällen, etwa in Spanien, auch konventionelle Hybride (HEV) in den Genuss der Förderung.

Rezept zum Reichwerden? Das steckt hinter dem System von Deven Schuller

Ein selbsternannter Finanzexperte will seinen Kunden laut eigener Aussage dabei helfen, finanzielle Freiheit zu erreichen, und pflastert das Internet mit Werbung. Was steckt dahinter? Ein Selbstversuch.

Finanzielle Unabhängigkeit So bauen Sie Ihr Vermögen auf

Finanzielle Unabhängigkeit setzt ein ausreichend großes Vermögen voraus. Wie wird es aufgebaut? Wir stellen die besten Strategien vor.

Leistung Warum Manager es ihren Mitarbeitern nicht zu gemütlich machen sollten

Wenn sich Mitarbeiter sicher fühlen, bringen sie bessere Leistung. Das zumindest ist die Hoffnung. Tatsächlich ist oft das Gegenteil der Fall.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Eine allein steuerliche Förderung reicht nach Ansicht der Autobranche allerdings nicht. So ist etwa der Zentralverband des Kfz-Gewerbes (ZDK), in dem unter anderem der Autohandel organisiert ist, der Meinung, dass die massive Verbreitung der Elektromobilität mit dem im Koalitionsvertrag formulierten Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw bis 2030 ohne Förderung nicht zu erreichen sei. Zudem befürchtet der Verband, der geplante Wegfall der Förderung von Plug-in-Hybridfahrzeugen könnte den Markt für derartige Fahrzeuge zum Erliegen bringen. Auch der Kfz-Importeurverband VDIK übt Kritik und betont dabei die Planungsunsicherheit, zu der eine Deckelung der Fördergelder führen würde. Das deutsche Gegenstück VDA wertet die Regierungspläne ebenfalls als Dämpfer für die E-Mobilität und rechnet vor: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe es gut 271.000 Anträge auf den Umweltbonus gegeben. Der gewerbliche Anteil bei den Anträgen lag bei mehr als 50 Prozent.

Zumindest ein Aspekt der Pläne findet aber auch breiten Zuspruch. So begrüßen Umweltverbände wie der BUND und Greenpeace die schon lange als ökologisch widersinnig kritisierte Förderung von teilelektrisch fahrenden Plug-in-Hybriden.

Lesen Sie auch: „Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%