Verkehrssicherheit Warum wir richtige Blitzer brauchen

Bayern baut neue Radarfallen, die Autofahrer nicht mehr blenden. Das hört sich gut an, macht die Straßen aber nicht sicherer. Im Gegenteil.

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Ein mobiles Blitzgerät fotografiert auf einer Bundesstraße bei Creußen (Bayern) Fahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit. Quelle: dpa

TraffiStar 330 heißt das neue Blitzersystem, das nun auch in Bayern flächendeckend eingeführt werden soll. Unter Schilderbrücken und in Tunneln lauern bald die elektronischen Verkehrskontrollen, wie das Landesministerium mitteilte. Los geht es auf der Autobahn 99 bei Aschheim im Kreis München.

Rund 230.000 Euro hat der Freistaat in die Anlagen investiert. Damit ist Bayern ein Nachzügler, andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen und Thüringen nutzen die Technologie bereits.

Blitzen ohne Blitz

Der Clou der Anlage: Sie liefert bei Tag und Nacht scharfe Bilder, ohne den Fahrer durch einen Blitz zu blenden. Bei der sogenannten Robot Black Flash Technologie kommt ein Infrarot-Blitz zum Einsatz, der für das menschliche Auge fast unsichtbar ist.

Außerdem berechnet der TraffiStar 330 die Geschwindigkeit der Fahrzeuge anhand des Wegs, den das Auto in einer bestimmten Zeit zurückgelegt hat. Die Geschwindigkeit messen drei sogenannte Piezosensoren, die im Abstand von je einem Meter in den Asphalt eingepflanzt werden. Das System berechnet automatisch, ob ein Fahrzeug zu schnell unterwegs ist und löst in der Folge das Beweisfoto von Fahrer und Kennzeichen aus.

Sieben Spritspartipps

Die Technologie steht in der Tradition der ersten Radarfalle, die 1959 im Regierungsbezirk Düsseldorf installiert wurde. Neben den fest installierten Kontrollsystemen kam bald die sogenannte Laserpistole in den Straßenverkehr. Damit konnte die Polizei aus dem Auto heraus Geschwindigkeitsüberwachung betreiben.

Dafür sendet das Laserhandmessgerät kurze Lichtimpulse. Aus der Zeit, die das Licht benötigt, um von einem Gegenstand zu reflektieren, berechnet sich die Geschwindigkeit. Schon auf einen Kilometer Entfernung können die Beamten entsprechende Messungen vornehmen.

Kritik an TraffiStar 330

Technologisch ist der TraffiStar 330 einwandfrei. Doch gleichzeitig führt er die Idee des Blitzers ad absurdum: Denn Geschwindigkeitskontrollen sollen bekanntermaßen die Verkehrssicherheit verbessern. Bei den herkömmlichen Blitzern weiß der Autofahrer aufgrund des Lichtblitzes immer sofort, ob er zu schnell unterwegs ist.

Kritiker bemängeln, dass durch den TraffiStar 330 dieser Erziehungseffekt wegfalle. Ihr Argument: Wer in eine herkömmliche Blitzanlage rauscht, wird zumindest innerhalb eines gewissen Zeitfensters danach vorsichtiger auf der Straße unterwegs sein. Durch den TraffiStar 330 käme das schlechte Gewissen erst mit dem Brief vom Ordnungsamt und damit zu spät. In der Folge könnten einige Autofahrer zudem unwissend zu Wiederholungstätern werden.

Kurz: Wenn es darum geht, viel Geld mit Strafzetteln zu verdienen, ist der neue TraffiStar das richtige System. Wer die Straßen sicherer machen will, sollte auf das System mit echtem Blitz setzen.

Umstrittene Blitzer-Warner

Das gleiche gilt für Blitzer-Warngeräte. Sie haben denselben Erziehungseffekt: Spezielle Smartphone-Apps und die meisten Navigationssysteme warnen den Fahrer vor Radarkontrollen. Das möge lehrreich sein, ist beides aber auch „ganz klar illegal“, so der Hamburger Anwalt Uwe Toben, Experte für Verkehrsstrafrecht. Denn die Straßenverkehrsordnung verbietet den Einsatz von technischen Geräten, die „dafür bestimmt sind, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzuzeigen oder zu stören“.

Die besten Apps für Autofahrer
Blitzer.deDen Radarfallenmelder "Blitzer.de" gibt es sowohl für Android-Handys als auch für iPhones. Die kostenlose App erfasst sowohl fest installierte Blitzer als auch mobile Kontrollen. Blitzer.de aktualisiert sich alle fünf Minuten anhand der Blitzerwarnungen aus der Community. Wer im Ausland unterwegs ist und Roaminggebühren umgehen möchte, kann auch einen Offline-Modus wählen, bei dem allerdings die Aktualisierung entfällt. Technische Daten: Für die App sind entweder iOS 3.0 (oder höher) oder Android OS 2.1 (oder höher) erforderlich. Quelle: Screenshot
Bußgeldrechner von Ergo DirektMit diesem kostenlosen Bußgeldrechner checken Sie die zu erwartenden Kosten bei Verkehrsverstößen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Tempoüberschreitungen, zu geringen Abstand, überfahrene Ampeln oder Alkohol am Steuer handelt. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPod touch (3. Generation), iPod touch (4. Generation), iPod touch (5. Generation) und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Quelle: Screenshot
Pannenhilfe vom ADACDie ADAC Pannenhilfe App stellt auf Wunsch einen Telefonkontakt zum ADAC her, um bei Panne oder Unfall einfach und schnell Hilfe anzufordern. Auf Wunsch wird zusätzlich der aktuelle Standort zum ADAC übertragen. Das erspart lange Beschreibungen des Aufenthaltsortes und kann das Auffinden des Pannenfahrzeugs erleichtern. Die App ist für ADAC Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern kostenfrei. Technisch Daten: Unterstützt werden derzeit Geräte ab der Android-Version 1.6. Ebenso kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert. Quelle: Screenshot
Staus umfahren mit StauMobilDie App zeigt neue Staus umgehend an. Der Service umfasst zudem die aktuelle ADAC Verkehrsprognose. Daten über Ferientermine, Urlaubsrouten, Grenzübergänge, Dauerbaustellen und Großveranstaltungen fließen in die Prognosen ein. Bei Stau können sie so eine neue Route planen. Über die Lokalisierungsfunktionen werden Sie automatisch über die nächstgelegenen Gefahrenpunkte im Verkehr informiert. Die Staudarstellung erfolgt per Karte, Satellitenfoto oder Hybridansicht. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.3 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert. Quelle: Screenshot
Die Kosten im Blick mit dem TankBuchStatt des Büchleins im Handschuhfach lassen sich die Tankdaten bequem mit dieser App erfassen. Sie ist sowohl in einer kostenlosen als auch in einer „Pro“-Version für 2,99 Euro zu haben. Mehrere Fahrzeuge lassen sich damit verwalten. Wer seinen Fahrstil ändert, kann sich die Auswirkungen auf sein Tankverhalten grafisch anzeigen lassen. Die grafische Übersicht für mehrere Zeiträume möglich. Technische Daten: Tankbuch ist werbefinanziert über das iAd Network. Ihre Daten können Sie über Google Docs transferieren. Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 4.1 oder neuer. Quelle: Screenshot
Private Leihautos nutzen und anbieten - TamycaWer auf die Schnelle einen Transporter für den Umzug braucht oder einen schicken Oldtimer für ein Wochenende mit seiner Süßen, der kann über Tamyca den Kontakt zu privaten Autoverleihern herstellen. Gewünschte Leihdauer und benötigte Kilometer eingeben und über die Umkreissuche potenzielle Vermieter heraussuchen lassen. Die App ist kostenlos und kann im App Store oder im Google Play Store heruntergeladen werden. Technische Daten: Kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad. Erfordert iOS 5.0 oder neuer. Diese App ist für iPhone 5 optimiert Quelle: Screenshot
Navigon EuropeDie Navigations-App "Navigon Europe" verfügt über das Kartenmaterial der 40 wichtigsten europäischen Länder. Während der Navigation im Auto ist keine Internetverbindung nötig. Wie ein vollständiges Navigationsgerät auch, bietet die App neben der reinen Navigation Tempo- und Blitzerwarner, Stauinformationen, eine Parkplatzsuche sowie die Suche nach bestimmten Zielen wie Bahnhöfen oder Tankstellen. Die App bietet außerdem die Möglichkeit, über Facebook und Twitter zu kommunizieren und beispielsweise die voraussichtliche Ankunftszeit an einem bestimmten Treffpunkt zu übermitteln. Mit 59,95 Euro Euro ist die Navigon-App allerdings nicht billig. Technische Daten: Die Anwendung erfordert Android OS 2.2 oder höher. Nach der Installation müssen rund zwei GByte Kartenmaterial heruntergeladen werden. Quelle: Screenshot

Warum das so ist? Und ob ein Handy überhaupt in diese Kategorie fällt? Das weiß keiner so genau. Der Paragraf stammt aus einer Zeit, in es weder Smartphones noch Navigationsgeräte gab. Anwalt Toben kann sich auch an keinen Fall erinnern, in dem jemand wegen seiner Handy-App Probleme bekommen hat. „Wo kein Kläger, da auch kein Richter“, sagt Toben.

Die Handy-App „Blitzer.de“ wurde derweil allein im Google-Store mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Der Navigationshersteller Tomtom wirbt auch seiner Website für seinen knapp 30 Euro teuren Service, der „mit ausreichend Vorlaufzeit“ vor Radarkameras warnt. Der Dienst mache den Straßenverkehr sicherer, behauptet das Unternehmen.

Und auch der Gesetzgeber hat nicht gegen jede Form von Blitzer-Warnung etwas: Die Radiosender etwa dürfen vor Radarfallen warnen. Wo genau hier die rechtliche Grenze zwischen technischen Geräten wie Handys oder Navigationssystemen gezogen wird, weiß niemand so genau.

Das rechtliche Scharmützel wirkt absurd - zumal Deutschlands Straßen nicht zuletzt wegen besserer Fahrassistenzsysteme und Navigationsgeräte immer sicherer werden. 2013 starben so wenig Menschen wie noch nie auf Deutschlands Straßen, berechnete der ADAC. Im vergangenen Jahr kamen 3340 Menschen im Straßenverkehr ums Leben - sieben Prozent weniger als 2012.

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