Extreme Wettersituationen Klimawandel stört die Muster der globalen Luftbewegungen

Waldbrände, Kältewellen, Überschwemmungen: Die extremen Wettererscheinungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist in einer Studie den Ursachen näher gekommen.

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Diese Katastrophen bedrohen Millionen von Menschen
Sicherheitsleute räumen Strand von Hurricane Ernesto Quelle: rtr
Bei seinem Zug über die Halbinsel Yucatán werde er sich abschwächen, teilten die Meteorologen mit. Die Menschen dort wurden evakuiert, diese Männer bringen ein Fischerboot in Sicherheit. Die mexikanischen Behörden hatten für die Ferieninsel Cozumel und Gebiete südlich der Pyramidenstadt Tulum bis zur Grenze von Belize Hurrikanalarm ausgelöst. Auch in Belize galt Hurrikanalarm. Quelle: dpa
Schon vor dem Eintreffen des Sturms wurden viele Regionen von heftigen Regenfällen getroffen. Diese Einwohner der Stadt Zapopan in der Region Jalisco tragen ihr Eigentum aus einem überfluteten Haus. Quelle: dpa
Nach Berechnungen der Meteorologen wird „Ernesto“ noch am heutigen Mittwoch in den Golf von Mexiko weiterziehen und später im Bundesstaat Veracruz erneut auf mexikanisches Festland treffen. Quelle: Reuters
Dort, in Honduras und Guatemala hatte „Ernesto“ bereits heftigen Regen ausgelöst, auch in den mexikanischen Bundesstaaten Quintana Roo, Campeche und Tabasco kam es zu schweren Regenfällen. Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes von Mexiko traf das Zentrum des Wirbelsturms am Dienstagabend (Ortszeit) bei der Ortschaft Majahual (Foto) wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Belize auf das Festland. Den Ort hatte vor vier Jahren ein Hurrikan zerstört. Quelle: dapd
Überschwemmtes Dorf nach Hurricane Hakui Quelle: dpa
In der Küstenstadt Ningbo stürzte der Sturm ein Riesenrad um, in Jiaxing deckten die Böen das Dach eines Stadiums ab. Auf der Spitze eines Berges im Bezirk Jiaxing saßen rund 1000 Touristen wegen des Unwetters fest. In Lin'an hätten Rettungskräfte 123 Menschen befreit, die von den Wassermassen in ihren Gästehäusern eingeschlossen worden seien, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua. Quelle: rtr

Die Wetter-Extreme haben in den vergangenen Jahren die ganze Welt im Griff gehabt. So etwa die Hitzewelle in den Vereinigten Staaten, im Jahr 2011, als in Kalifornien zahlreiche Eigentumshäuser durch Feuer zerstört wurden. Oder im Jahr 2010, als in Russland brennende Wälder über Wochen die Nation im Atem hielten. Im gleichen Jahr versanken sämtliche Städte im pakistanischen Industal unter heftigen Regenfällen.

Alles menschengemacht, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung(PIK) in einer Studie herausgefunden hat. Diese soll in dieser Woche in der US-Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht werden.

In der Untersuchung stellt sich heraus, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel die Luftbewegungen rund um die nördliche Erdhalbkugel beeinflusst. "Ein wichtiger Teil der globalen Luftströme in den mittleren Breiten der Erde hat normalerweise die Form von großen Wellen, die um den Planeten wandern und dabei zwischen den Tropen und der Arktis oszillieren", erklärt der Haupt-Autor der Studie Vladimir Petoukhov. "Wenn diese Wellen hinauf schwingen, saugen sie warme Luft aus den Tropen nach Europa, Russland oder die USA; und wenn sie hinab schwingen, tun sie das Gleiche mit kalter Luft aus der Arktis."

Kuriose Folgen der Energiewende
Schwierige Löschung von Windrad-BrändenDie schmalen, hohen Windmasten sind bei einem Brand kaum zu löschen. Deshalb lassen Feuerwehrleute sie meist kontrolliert ausbrennen – wie im April in Neukirchen bei Heiligenhafen (Schleswig-Holstein). Quelle: dpa
Tiefflughöhe steigtDie Bundeswehr hat die Höhe bei nächtlichen Tiefflügen angepasst. Wegen Windradmasten kann die Tiefflughöhe bei Bedarf um 100 Meter angehoben werden. Der Bundesverband Windenergie (BWE) begrüßt, dass dadurch Bauhöhen von bis zu 220 Meter realisiert werden können. Die Höhe des derzeit höchsten Windradtyps liegt bei etwa 200 Metern. Quelle: dpa
Dieselverbrauch durch WindräderViele neue Windkraftanlagen entstehen – ohne ans Netz angeschlossen zu sein. Solange der Netzausbau hinterherhinkt, erzeugen die Windräder keine Energie, sondern verbrauchen welche. Um die sensible Technik am Laufen zu halten, müssen Windräder bis zu ihrem Netzanschluss mit Diesel betrieben werden. Das plant etwa RWE bei seinem im noch im Bau befindlichen Offshore-Windpark „Nordsee Ost“. Quelle: AP
Stromschläge für FeuerwehrleuteSolarzellen lassen sich meist nicht komplett ausschalten. Solange Licht auf sie fällt, produzieren sie auch Strom. Bei einem Brand droht Feuerwehrleuten ein Stromschlag, wenn sie ihren Wasserstrahl auf beschädigte Solarzellen oder Kabel halten. Diese Gefahr droht nicht, wenn die Feuerwehrleute aus sicherer Entfernung den Wasserstrahl auf ein Haus richten – aber, wenn sie dabei ins Haus oder aufs Dach gehen. Stromschlagsgefahr gibt es ebenso für Feuerwehrleute, wenn sie nach einem Straßenunfall Personen aus einem beschädigten Elektroauto bergen müssen. Quelle: AP
Störende SchattenWindräder werfen Schatten – manche Anwohner sehen darin eine „unzumutbare optische Bedrängung“, wie es das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ausdrückte. Es gab einer Klage recht, die gegen ein Windrad in Bochum gerichtet war. Im Februar wies das Bundesverwaltungsgericht die Revision des Investors ab. Das Windrad wird nun gesprengt. Quelle: dpa
Gestörte NavigationAuf hoher See wird es voll. Windparks steigern nicht nur das Kollisionsrisiko mit Schiffen. Die Rotoren stören auch das Radarsystem. Der Deutsche Nautische Verein schlägt daher vor, dass Windparks nur genehmigt werden, wenn die Betreiber auch neue Radaranlagen an den Masten installieren. Quelle: dapd
Windrad-LärmWindräder drehen sich nicht nur, dabei machen sie auch Geräusche. Je stärker der Wind, desto lauter das Windrad – und das wollen viele Bürgerinitiativen nicht hinnehmen. Ein Beschwerdeführer aus dem westfälischen Warendorf erreichte im September 2011 vorm Verwaltungsgericht Münster zumindest, dass eine Windkraftanlage nachts zwischen 22 und 6 Uhr abgeschaltet wird. Quelle: dpa

Das PIK habe nun entdeckt, dass diese Wellen während der vergangenen Wetter-Extreme wie eingefroren waren. "Sie blieben wochenlang fast unverändert", so Petoukhov. "Nachdem diese Wellen zuvor warme Luft gebracht hatten, bleibt einfach die Wärme". So kam keine kühle Luft nach. "Wir beobachten eine zunehmende Verlangsamung - eben durch die heftige Verstärkung der normalerweise sich langsam bewegenden Anteile dieser Wellen."

Hierbei kommt es auf die Dauer an: Zwei oder drei Tage mit 30 Grad Celsius sind kein Problem, zwanzig Tage oder mehr aber führen zu extremem Hitzestress. Weil viele Ökosysteme und Städte hieran nicht angepasst sind, können ausgedehnte Hitzeperioden zu vermehrten Todesfällen, Waldbränden und Missernten führen.

Globale Erwärmung beeinflusst die Luftströme

Klimawandel, verursacht durch die Nutzung fossiler Brennstoffe und die dabei entstehenden Treibhausgase, bedeutet keine gleichmäßige globale Erwärmung. In der Arktis ist die relative Erhöhung der Temperaturen, verstärkt durch die Verringerung von Eis und Schnee, größer als im weltweiten Durchschnitt. Dies reduziert den Temperatur-Unterschied zwischen der Arktis und zum Beispiel Europa – Temperatur-Unterschiede aber sind ein wesentlicher Treiber für Luftströme.

Außerdem ist die Erwärmung und Abkühlung der Kontinente stärker als jene der Ozeane. "Diese zwei Faktoren sind entscheidend für den von uns entdeckten Mechanismus", sagt Petoukhov. "Sie führen zu einem unnatürlichen Muster in den Luftbewegungen der mittleren Breiten der Erde, so dass die langsamen synoptischen Wellen wie gefangen sind."

Trotz der Funde könne die Studie keine abschließende Folgerungen bieten. Der Zeitraum der Untersuchung - 32 Jahre - sei zu kurz.

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