Nachhaltigkeits-Ranking Die grünsten deutschen Städte

Die enorme Verschwendung von Ressourcen in Metropolen wird diese Woche die Debatten auf dem UN-Umweltgipfel in Rio dominieren. Ein Thema auch für uns: In einem exklusiven Report zeigt die WirtschaftsWoche deshalb, wie nachhaltig die 50 größten deutschen Städte wirklich sind – und woran es den Verlierern mangelt.

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Wer bei der Nachhaltigkeit punktet
Gelsenkirchen Quelle: obs
Oberhausen Quelle: dpa/dpaweb
Krefeld Quelle: AP
Herne Quelle: dpa/dpaweb
Hamm Quelle: dapd
Mönchengladbach Quelle: dpa/dpaweb
Essen Quelle: AP

Als Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster die Grafik mit den schrumpfenden grauen Balken in die Finger bekommt, ist er gerade auf dem Weg in den Italienurlaub. Nachdem er die Prognose durchgeblättert hat, ist ihm nicht mehr nach Küste und Sonne zumute. Schuster setzt sich an den Laptop und schreibt, seitenlang: über die Herausforderung, seine Stadt für künftige Generationen lebenswert zu gestalten. Er verfasst das Programm für ein "kinderfreundliches Stuttgart". Denn die grauen Balken aus dem Statistischen Amt, die der OB in den Urlaub mitgenommen hat, zeichnen das düstere Bild einer vergreisenden Stadt, in der es in einem Jahrzehnt ein Viertel weniger Kleinkinder geben wird.

Heute, elf Jahre später, sitzt Schuster an einem runden Holztisch in seinem Büro; wieder vor einer Grafik – nun mit gelben Säulen, die immer weiter nach oben ragen: "Jetzt leben 25 Prozent mehr Kinder in Stuttgart", sagt er. Es ist auch sein Verdienst.

Kinderbetreuung und hohe Energieeffizienz

Und nicht nur das. Ohne es so zu nennen, verordnete Schuster seiner Stadt im vergangenen Jahrzehnt ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept – das viele Dimensionen dieses Begriffs vereint: Er engagierte ehrenamtliche Bildungspaten für schwache Schüler und steigerte so den Anteil von Migrantenkindern in Gymnasien auf zwölf Prozent. Kaum eine andere deutsche Großstadt kommt auf einen so hohen Wert. Der CDU-Politiker setzte zudem Anreize für die Dämmung städtischer Gebäude – und bescherte Stuttgart damit bis heute zig Preise für seine Energieeffizienz. Und Schuster verkündete das Ziel flächendeckender Kinderbetreuung. Heute liegt die Stuttgarter Kita-Versorgung bei 36 Prozent – auch das ist ein Spitzenwert unter westdeutschen Großstädten.

Wie weit Schuster seit dem Weckruf in seinem Italienurlaub gekommen ist, zeigt der WirtschaftsWoche-Sustainable-City-Indikator: Unter den 50 größten Städten Deutschlands landet die Schwaben-Metropole auf dem ersten Platz. Dafür haben Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Beratungsunternehmens Kiel Economics mit Unterstützung des französischen Umweltkonzerns Veolia einen völlig neuen Indikator für die WirtschaftsWoche entwickelt.

Komplette Studie zum Download

Für künftige Generationen sorgen

Das Zahlenwerk gibt Aufschluss darüber, welche Großstädte nachhaltig wirtschaften – also die Natur schonen, Energie sparen, auf saubere Mobilität setzen und Bildungschancen für Menschen aller Bevölkerungsgruppen schaffen. Der Nachhaltigkeits-Check ergänzt so den jährlich im Herbst veröffentlichten WirtschaftsWoche-Städtetest zu Wirtschaftskraft und Standortqualität.

Der Kerngedanke des Sustainable-City-Indikators: Städte entwickeln sich nur dann nachhaltig, "wenn neben der aktuellen Wohlfahrt auch die künftiger Generationen gesichert ist", sagt CAU-Ökonom Martin Quaas. "Daher müssen wir neben Umweltschutz und Ressourceneffizienz auch soziale Faktoren und die ökonomische Zukunftsfähigkeit berücksichtigen." Damit ist Nachhaltigkeit mehr als ein reiner Ökoindikator – etwa für die Luftqualität oder die Zahl der Bäume im Stadtwald.

Das macht die Sache komplex.

Denn Städte, die wirtschaftlich stark sind, belasten teils überproportional die Umwelt – Düsseldorf zum Beispiel. Um zu ausgewogenen Aussagen zu kommen, haben die Wissenschaftler daher Abertausende Werte für 56 Einzelindikatoren erhoben und diese zu sechs Kategorien verdichtet: Energie & Verkehr, Umwelt, Sozialkapital, Humankapital, Ökonomische Nachhaltigkeit und Transparenz.

Überall die gleichen Probleme

Leute im Stuttgarter Schlosspark Quelle: dpa

Stuttgart erreicht den ersten Platz mit Top-Noten in den Bereichen Soziales, Humankapital und Ökonomische Nachhaltigkeit. Damit kompensieren die Schwaben leichte Schwächen bei Umweltwerten (Platz 16) sowie Verkehr & Energie (Platz 13). "Andere Städte führen zwar bei einigen Indikatoren", sagt der Ökonom Wilfried Rickels vom IfW, "verlieren aber in anderen zu viele Punkte."

Ähnlich stark wie Stuttgart schneiden Münster (Rang 2) und Freiburg (Rang 3) ab: Die Badener hätten sogar Chancen auf den ersten Platz gehabt, büßen aber eine Top-Bewertung wegen schlechter Noten in der Kategorie Transparenz ein. Sie zeigt, wie gut Städte über ihre Aktivitäten informieren und wie viele Anreize sie in Form von Wettbewerben und anderen Förderungen für nachhaltiges Engagement setzen.

Die Ranglisten-Letzten wiederum plagen allesamt die gleichen Probleme: schlechte Luft, in die Natur wuchernde Städte, wenig Grünflächen – und sie alle liegen in Nordrhein-Westfalen: Gelsenkirchen, Oberhausen, Krefeld, Herne sind die Schlusslichter in Sachen Nachhaltigkeit.

Wenn Stuttgarts OB Schuster auf die Probleme von Städten zu sprechen kommt, ist er kaum zu stoppen. Er hat es selbst erlebt, als seine Stadt in den Neunzigerjahren unter Arbeitslosigkeit und Smog litt. „So etwas ist nicht allein zu schaffen“, sagt er. "Sie müssen alle mitnehmen. Bürger, Unternehmen und die Kollegen in der Verwaltung."

Metropolen verschleudern 80 Prozent der Ressourcen

Das Gesamtranking der 50 größten deutschen Städte im Nachhaltigkeits-Test

Keine Frage, der Mann hat sein Thema gefunden. Im Januar endet zwar seine Amtszeit nach 16 Jahren; er tritt nicht wieder an. Doch Schluss ist für den 62-Jährigen noch lange nicht. Gerade arbeitet Schuster an einem Buch über nachhaltige Städte. Und nächstes Jahr wird er zu einem wichtigen Berater der Bundesregierung, wenn er sein Engagement beim Rat für Nachhaltige Entwicklung vertieft.

In diesen Tagen reist Schuster zum Umweltgipfel Rio Plus 20. Dort wird er mit Kollegen über verantwortungsvolles Wirtschaften diskutieren. Sie wissen, dass urbane Zentren nur wenige Prozent der Erdoberfläche ausmachen, dafür aber 80 Prozent der verfügbaren Ressourcen verschleudern. Für Metropolen in aller Welt wird es daher zur Existenzfrage, sparsamer mit Öl, Wasser und Gas umzugehen. Allein schon, weil der Ölpreis steigen wird – und weil die Bevölkerung unter den Emissionen leidet.

Auch in Stuttgart. Wie fast alle Großstädte schneidet auch die baden-württembergische Hauptstadt in Sachen Umwelt schlechter ab als kleinere Orte. Die Stuttgarter leiden unter einer hohen Feinstaubbelastung. Dabei hat Schuster so viel versucht.

Beispielsweise, den Feinstaub mit einem speziellen Kleber einzufangen, der auf Straßen aufgetragen wird. Die Erfolge blieben aus. Dann fragte Schuster bei dem Reinigungsgerätehersteller Kärcher nach, ob er nicht einen speziellen Feinstaub-Sauger entwickeln könne. Dort winkte man ab.

Zu wenig Platz für Wachstum

Verkehrsmittel der Zukunft
In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen… Illustration: Javier Martinez Zarracina

Nun führt der OB auf viel befahrenen Straßen mit High-Tech-Laserkameras kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzungen ein. Das, immerhin, zeigt Erfolge. Am besten aber sollen die Menschen auf saubere Mobilität umsteigen. Noch sind Carsharing-Anbieter in Stuttgart schwach vertreten. In wenigen Monaten aber wollen Daimler und EnBW die Lücke mit einer Flotte aus 300 Elektroautos schließen. Zugleich will die Stadt die verschiedenen Verkehrsträger mit einer Mobilitätskarte verzahnen: Bahnen, Busse, Taxen und Mietfahrräder – ab 2013 sollen die Stuttgarter alles mit einer Plastikkarte nutzen und bezahlen können.

Doch der Verkehr ist nur eine Baustelle. Größere Sorgen bereitet Schuster das Wachstum der Stadt. Immer neue Unternehmen kommen, mit immer mehr Menschen, die dort arbeiten wollen. Das sei schön. "Doch sie alle brauchen Platz", sagt er. Und davon hat die in einem Talkessel liegende Stadt zu wenig.

Nachhaltigkeit bedeutet für den OB auch, Freiräume zu belassen. Deshalb haben die Schwaben 39 Prozent ihrer urbanen Fläche unter Naturschutz gestellt – auf einen solchen Wert kommt keine andere Metropole. Stuttgart braucht solche Räume – allein schon für die Frischluftversorgung. Wenn die Stadt wachsen wolle, findet Schuster, dann bitte auf dem bestehenden Gebiet.

Nicht auf Kosten der Natur wachsen

Wie im Neckarpark, rund um das Fußballstadion. Heute stehen dort graue Hallen mit eingeschlagenen Fenstern, daneben verrostete Schienen. Wo früher Güterzüge rangierten, soll in wenigen Jahren eine Siedlung entstehen, die mehr Energie produziert als sie verbraucht, mit günstigen Wohnungen, Hotels – und vielen Grünflächen.

Stuttgart sei in Sachen nachhaltiges Bauen weltweit einer der wichtigsten Standorte, lobt denn auch der international bekannte Architekt Werner Sobek, Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Warum das so wichtig ist? Nirgends arbeiten laut Sobek Unternehmen, Wissenschaftler und Verwaltung auf dem Themenfeld so eng zusammen. "Das wird sich in vielen spannenden neuen Projekten zeigen." Und das, sagt Sobek, sei auch das Verdienst Schusters, der die Akteure immer wieder an einen Tisch geholt habe.

Nur dieses eine Thema ist Schuster entglitten, dieser verflixte Bahnhof Stuttgart 21. Dabei seien die Menschen lange dafür gewesen, sagt er. Schuster ficht noch immer für das Projekt. Denn wenn die Gleise hinter dem Bahnhof wegfallen, könne die Stadt nachhaltig wachsen: "Dort kann ein neuer Stadtteil entstehen", sagt er. "Ohne, dass wir uns auf Kosten der Natur weiter ausbreiten."

Energie & Verkehr

Neue Technologien zur Energiegewinnung
Solarzellen gehören in der Stadt von Morgen zu den wichtigsten Technologien bei der Energiegewinnung. Die Integration in die Gebäudehüllen spart Material und verbilligt den Sonnenstrom. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Strom erzeugende Straßen gehören zu der Vision des amerikanischen Startup Solar Roadways. Die Oberfläche besteht aus einem extrem harten Glas, darunter befinden sich Solarzellen. Im US-Bundesstaat Idaho wurde so der erste Strom erzeugende Parkplatz aus Solarmodulen gebaut. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Durch transparente Farbstoffsolarzellen können zusätzlich Fassadenflächen zur Energiegewinnung genutzt werden. Das australische Solarunternehmen Dyesol und der US-Glashersteller Pilkington wollen bereits in wenigen Jahren damit beginnen, Glas mit Solarzellen aus Farbstoffen zu bedrucken. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Einzelne Haushalte können sich zukünftig durch Kleinwindräder, die sich leicht auf Hausdächern und an Balkonbrüstungen montieren lassen, mit Strom versorgen. Der Branchenverband RenewableUK rechnet damit, dass in England bis 2020 Kleinwindräder mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt installiert sein werden - so viel wie ein großes Atomkraftwerk derzeit produziert. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Elektroautos könnten in den zukünftigen Megacities direkt am Parkplatz aufgeladen werden - durch Windenergie. Sanya Skypump heissen diese Windturbinen, die vom New Yorker Kleinwindanlagen-Startup Urban Green Energy entwickelt wurden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Selbst Biomasse lässt sich in den Städten zur Energiegewinnung nutzen. Durch Fermentierungsanlagen wird aus dem angefallenen Müll Biogas erzeugt - womit sich wiederum gasbetriebene Fahrzeuge antreiben lassen. Zudem... Illustration: Javier Martinez Zarracina
...lässt sich das gewonnene Biogas problemlos in das Gasleistungsnetz mischen. So können auch hocheffiziente Blockheizkraftwerke betrieben werden, die dann in den Kellern von Gebäuden Wärme und Strom erzeugen. Illustration: Javier Martinez Zarracina

Freiburg ist internationales Vorbild. Hamburg punktet mit geringer Verkehrsdichte

Wer an Städte der Superlative denkt, kommt nicht unbedingt sofort auf Freiburg. Geht es aber um Ökoinnovationen, ist die südlichste Großstadt Deutschlands unschlagbar: Hier steht das erste Passiv-Hochhaus der Welt, wenige Kilometer entfernt betreibt der US-Pharmakonzern Pfizer eine international preisgekrönte Fabrik, die 90 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen deckt. Und das in Freiburg ansässige Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ist mit rund 1150 Mitarbeitern Europas größtes Solarforschungszentrum. "Freiburg hat mit den vielen Projekten nachhaltiger Stadtentwicklung globale Ausstrahlung", sagt ISE-Direktor Eicke Weber. Vergangenes Jahr kam sogar Thailands Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn, um sich über Solartechnik zu informieren.

Bald könnten weitere Superlative hinzukommen. Vor wenigen Tagen erst gaben das Land Baden-Württemberg und die Fraunhofer-Gesellschaft bekannt, in Freiburg ein Leuchtturmprojekt für grüne Energietechnologien einrichten zu wollen, gefördert mit 80 Millionen Euro für neue Forschungsinfrastruktur vor Ort.

Dieses Engagement beschert Freiburg im Nachhaltigkeitsranking erste Plätze in gleich drei Kategorien, darunter im Themenfeld Energie & Verkehr. Die 225 000 Einwohner "profitieren vor allem von den Anstrengungen in Sachen Energieeffizienz", sagt Jonas Dovern von dem Beratungsunternehmen Kiel Economics. Die Freiburger verbrauchen pro Kopf mit 1718 Kilowattstunden im Jahr weniger Strom als die Bürger der meisten anderen Städte.

Niedrige Pkw-Dichte

Sparsame Freiburger. Teilranking Energie und Verkehr

Zugleich setzen sie intensiv auf Sonnenenergie: Die Erzeugungskapazität bei Solarthermie ist dort doppelt so hoch wie im Untersuchungsdurchschnitt. Und das Auto ist hier nur bei wenigen ein Statussymbol; mit 38 Fahrzeugen pro 100 Einwohner ist die Pkw-Dichte in der Uni-Stadt niedrig. Das aber dürfte kein Problem sein – die meisten Freiburger sind von ihren Wohnungen aus in wenigen Minuten an einem Bahnhof mit guter Fernverkehrsanbindung.

Kleinere Städte, wie Freiburg, sind allerdings nicht per se grüner. So schneidet auch die 1,8-Millionen-Metropole Hamburg bei Energie & Verkehr in fast allen Punkten überdurchschnittlich ab – und landet auf dem zweiten Platz. Punkten können die Hanseaten mit ihrer geringen Verkehrsdichte: Die Zahl der Autos pro Einwohner ist hier fast so niedrig wie in Freiburg – weit unter den Werten anderer Großstädte. Zudem ist das Radwegenetz der Hansestadt besser ausgebaut als in den meisten anderen Städten.

Nächstes Ziel: CO2-Neutralität

Trotz der guten Werte in dieser Teilkategorie reicht es für Hamburg nur für einen elften Platz im Gesamtranking. Punkte verlieren die Hanseaten durch eine desolate Performance im Bereich der Kinderbetreuung (Platz 48) und eine hohe Kriminalitätsrate. Außerdem recycelt keine Stadt weniger Hausmüll als Hamburg. Ein schwaches Bild für eine Metropole, die sich sonst gern mit der Bezeichnung "Umwelthauptstadt Europas" schmückt.

Die Städte auf den hinteren Rängen wiederum leiden unter hohem Stromverbrauch pro Einwohner (Saarbrücken), wenig abgerufenen Förderungsmitteln für Gebäudesanierungen (Krefeld) und langen Wegen zu den nächsten Fernbahnhöfen.

Während die Schlusslichter noch grüne Aufbauarbeit leisten müssen, denkt Freiburg schon wieder in die Zukunft. Die Stadt will sich in den nächsten Jahrzehnten nicht nur zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen mit Energie versorgen. Sie will bis 2050 zudem CO2-neutral sein.

Auch hier ist Freiburg schon recht weit: Zwischen 1992 und 2009 sind die Kohlendioxid-Emissionen der Badener um 18,5 Prozent gesunken.

Umwelt

Grüner High-Tech für Stadt und Land
Schlafkapsel von Leap-Factory Quelle: PR
Prototyp eines wärmespeichernden Grills Quelle: PR
Mini-Windkraftwerk von MRT Wind Quelle: PR
Leuchtendes Kindle-Cover Quelle: PR
Selbstversorgende Insel in der Südsee Quelle: PR
Tomaten in einem Gewächshaus Quelle: dpa
Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" steckt in einer aufgeschnittenen Tomate neben einem Maiskolben Quelle: dpa/dpaweb

Aachen und Freiburg liegen vorn – Essener haben die schmutzigste Luft

Wenn sich die Ingenieurstudenten der Eliteuniversität RWTH Aachen auf den Weg zur Vorlesung machen, unternehmen sie Tag für Tag eine Reise in die technologische Vergangenheit. Sie drängen sich in überfüllte Dieselbusse, die bei jedem Start eine kräftige Abgaswolke hinterlassen.

Das soll sich ändern. Die Aachener arbeiten an einer High-Tech-Stadtbahn, die ab 2019 ein wichtiger Baustein für das beginnende Elektrozeitalter werden könnte. Die Campusbahn – wie das 170 Millionen teure Projekt genannt wird – soll ihre Trassen streckenweise mit Elektrobussen teilen. An ihren Haltestellen planen die Ingenieure zudem Ladestationen für Elektroautos und batteriebetriebene Leih-Fahrräder. Zugleich sollen die Batterien in Bahnen und Bussen bei Bedarf auch überschüssigen Grünstrom speichern können.

Schärfere Feinstaubgrenzwerte

Metropolen im Nachteil. Teilranking Umwelt

Sollte es den Aachenern gelingen, das ambitionierte Projekt zu finanzieren, wird die 260 000-Einwohner-Stadt ihre Luft noch einmal deutlich verbessern. Schon jetzt belegt sie in der Kategorie Umwelt den zweiten Platz hinter Freiburg. Das ist der Lohn konsequenter Politik. Denn Aachen hat sich schon früh feste Umwelt- und Klimaziele gesetzt – und sie verfolgt.

Ähnlich wie die Freiburger müssen die Aachener höchst selten feinstaubverseuchte Luft atmen. Die Belastung mit den winzigen Partikeln liegt hier bei nur 60 Prozent des Durchschnittswerts des Rankings. Um hier noch besser zu werden, führte die Stadt schärfere Grenzwerte für Kleinfeueranlagen wie Pelletheizungen ein. Hintergrund: Alte Geräte stoßen laut einer Studie des Umweltbundesamts so viel Feinstaub aus wie der gesamte deutsche Autoverkehr.

Das aber reicht den Aachenern nicht. Im Sommer steigt regelmäßig die innerstädtische Ozonbelastung. Deshalb will die Stadt Grünflächen ausbauen – als eine Art urbane Klimaanlage. Die Planer wissen: Schon 100 Meter breite Parks oder Alleen können die Temperatur an heißen Tagen gegenüber benachbarten Gebäuden um bis zu vier Grad senken – und für Frischluftaustausch sorgen. Für den ersten Platz in der Kategorie Umwelt reicht es trotzdem nicht. Freiburg hat noch geringere Feinstaubwerte und eine höhere Müll-Recyclingquote.

Kleine Städte sind umweltfreundlicher

Deutschlands große Metropolen hingegen schneiden in Umweltfragen durchweg schlecht ab. Berlin landet im Ranking auf Platz 40, Hamburg belegt Rang 39, München schafft 35 und Köln 45. "Kleine Städte haben eine bessere Luftqualität, mehr naturnahe Flächen im Stadtgebiet und höhere Recyclingquoten", sagt Ökonom Dovern.

Am schlechtesten ist die Luft in Essen. Die Ruhrgebietsmetropole hat mit 44 Tagen, an denen der Grenzwert überschritten wird, die höchste Feinstaubbelastung aller untersuchter Städte – und eine katastrophale Stickstoffdioxidbelastung, die knapp 40 Prozent über dem Durchschnitt liegt.

Ansonsten verliert Essen, wie auch Gelsenkirchen, Herne und Krefeld, Punkte wegen Zersiedelung, viel Hausmüll und wenig Recycling. Von einer Lebensqualität, wie Aachen sie bietet, können die Bewohner dieser Städte nur träumen.

Soziales

11 Prozent des Münchener Stadtgebietes sind Erholungsflächen wie Parks und Wiesen Quelle: Laif

München ist am sozialsten, Gelsenkirchener sterben am frühesten

Ob es nun die vielen Grünflächen der Stadt sind, die nahen Alpen – oder das gute Bier: München erlebt wundersame Geburtenrekorde: 2009 kamen mit 14 306 Babys erstmals so viele Kinder zur Welt wie vor dem Pillenknick in den Sechzigerjahren – 2011 folgte mit 14 714 Geburten noch ein Bestwert. Deutschlandweit dagegen zählten die Statistiker 2009 so wenig Babys wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

Ein Grund für die anhaltende Aktivität in den Münchner Betten ist wohl, dass die Stadt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in vielen sozialen Belangen Maßstäbe setzt. Das spiegelt auch der WirtschaftsWoche-Nachhaltigkeitsvergleich wider, hier belegt München in der Kategorie Sozialkapital den ersten Platz. Während bei der Luftqualität Norddeutschland stark ist, dominiert im Sektor soziale Nachhaltigkeit der süddeutsche Raum: Augsburg folgt auf dem zweiten – Gesamtsieger Stuttgart auf dem dritten Platz.

In die Kategorie Soziales fließen unter anderem Indikatoren wie Kriminalität, Ärzteversorgung, Lebenserwartung und Anteil von Erholungsflächen ein. Überall erzielen die Bayern Bestnoten: München ist mit 7600 Delikten pro 100 000 Einwohnern im Jahr sicherer als alle anderen deutschen Großstädte.

Größere Sicherheit schafft Lebensqualität

Süden hängt Norden ab. Teilranking Soziales

Passiert in München doch einmal etwas, ist die Aufklärungsquote der Straftaten mit 60 Prozent überdurchschnittlich hoch. Daher liegt die bayrische Hauptstadt in Sachen Sicherheit – anders als die drei anderen Millionenstädte – unter den besten aller untersuchten Orte.

Und so bezeichnen die Münchner ihre Heimat wohl zu Recht als "sicherste Millionenstadt Europas".

Dafür haben sie viel getan. Die Verwaltung schickt mehr Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen in S-Bahnen und sorgt mit fast flächendeckenden Videokameras im öffentlichen Nahverkehr für Sicherheit. Zugleich hat München die Handynetzversorgung auf unterirdischen Bahnstrecken verbessert, damit die Menschen im Notfall Hilfe herbeitelefonieren können.

Auch beim Anteil öffentlicher Erholungsflächen liegt die Stadt auf einem guten sechsten Platz. Die Lebensqualität wirkt sich wiederum auf die Gesundheit aus: Münchner werden mit 81,5 Jahren recht alt – und erreichen fast das Top-Niveau der Stuttgarter, die 81,8 Jahre alt werden. Am frühesten sterben die Menschen in Gelsenkirchen: im Schnitt mit 77,5 Jahren.

Humankapital

3,3 Prozent verlassen die Schule ohne Abschluss - keine andere Stadt hat eine so niedrige Quote Quelle: Pressebild

Mainz und Freiburg vorn, Hamburg schwach bei Kinderbetreuung

Universitäten bieten nicht nur Aufstiegschancen im akademischen Umfeld. Sie ziehen meist auch wachstumsorientierte Unternehmen an. Die wiederum schaffen Arbeitsplätze für hoch Qualifizierte und sorgen damit für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Das zeigt auch der WirtschaftsWoche-Nachhaltigkeitstest, dessen Kategorie Humankapital vor allem von Städten mit Top-Universitäten angeführt wird. Darin bündeln die Wissenschaftler Kennzahlen wie die Arbeitslosenquote, das Ausbildungsplatzangebot oder den Anteil von Schulabgängern mit Hochschulreife.

Dabei fällt neben dem erstplatzierten Freiburg vor allem Mainz als besonders bildungsfreundlich auf: In der 200 000-Einwohner-Stadt liegt die Zahl der Studenten mit 190 pro 1000 Einwohner so hoch wie kaum irgendwo sonst. Zudem ist die Arbeitslosenquote mit 5,8 Prozent deutlich niedriger als in vielen anderen Top-50-Orten. Mainz führt außerdem mit einem sehr niedrigen Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss: Es sind nur 3,3 Prozent.

Universitäten schaffen Vollbeschäftigung

Universitätsstädte vorn. Teilranking Humankapital

Doch die Stadt will noch besser werden: Schon heute gehört die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) laut verschiedener Ranglisten zu den forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands. Und gerade befindet sich die Uni in der letzten Runde des bundesweiten Wettbewerbs Exzellenzinitiative. Bekommen die Mainzer den Zuschlag, können sie auf weitere Millionenzuschüsse hoffen.

Ähnliche Zusammenhänge zwischen Bildung und einer guten Arbeitsmarktlage lassen sich auch in Freiburg beobachten. Unter Berufseinsteigern herrscht hier Vollbeschäftigung: Weniger als zwei Prozent der 15- bis 25-Jährigen haben keinen Job. Auf einen so niedrigen Wert kommt keine andere der 50 größten deutschen Städte. Auch für ältere Freiburger dürfte die Angst vor dem Jobverlust kaum Thema sein; die allgemeine Arbeitslosenquote ist mit 5,6 Prozent sehr niedrig.

Probleme mit dem Humankapital

Außerdem gibt es in Freiburg überdurchschnittlich viele Wissenschaftler: In keiner anderen Top-50-Stadt ist die Zahl der Forschungsinstitute mit 3,6 pro 100 000 Einwohner so hoch wie hier.

Gute Universitäten allein aber reichen nicht für eine Top-Note beim Humankapital. Die Städte müssen auch die Kleinsten im Blick behalten und eine gute Kinderbetreuung organisieren. Hier landen Rostock, Freiburg und Münster auf den ersten Plätzen – Mainz schafft es auf Rang zwölf. Am schwierigsten ist es für junge Eltern in Hamburg, Oberhausen und Lübeck.

Die Verlierer der Kategorie Humankapital eint, dass sie in fast allen Feldern die rote Laterne tragen. In Gelsenkirchen ist nicht nur die Arbeitslosigkeit am höchsten. Auch der Studentenanteil ist gering, ebenso die Zahl der Schulabgänger mit Hochschulreife. Viele der Verliererstädte haben zudem Probleme, Kinder aus Migrantenfamilien schulisch optimal zu fördern. In Duisburg etwa stammen, gemessen an allen Schulformen, zwar 27 Prozent der Schüler aus diesen Familien – unter den Gymnasiasten sind es aber nur neun Prozent.

Transparenz

Wie Landwirtschaft in der Stadt betrieben wird
Gestapelte GewächshäuserNahrungsmittel wie Kartoffeln oder Gurken könnten bald in städtischen Hochhäusern wachsen. Das würde Einsparungen an Kosten und Ressourcen wie Benzin und Strom bedeuten, die für den Transport von Lebensmitteln von den Feldern zum Konsumenten verbraucht werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Selbst anbauen auf Dachfarmen
Fruchtbarer Ackerboden
Fischen in der Stadt
Hydroponische Gewächshäuser

Bielefeld informiert offensiv – Freiburg verspielt den ersten Platz

Auch wenn in Internet-Foren die Existenz Bielefelds scherzhaft angezweifelt wird: Im Nachhaltigkeitsranking führt ausgerechnet diese Stadt die Kategorie Transparenz & Engagement an. Dieser Indikator ist wichtig, um die Städte miteinander vergleichen zu können. Denn die Nachhaltigkeit von Kommunen lässt sich von außen nur schwer einschätzen. "Umso wichtiger ist es, dass die Verwaltungen detailliert über ihre Aktivitäten informieren und vergleichbare Werte veröffentlichen", sagt IfW-Ökonom Wilfried Rickels. "Daneben bekommen Städte in dieser Kategorie Punkte, die das nachhaltige Engagement der Bürger am stärksten fördern."

Rege Kommunikation mit den Bürgern

Ausgerechnet Bielefeld. Teilranking Transparenz und Engagement

Bielefeld sammelt dabei die meisten Punkte. Die 320 000-Einwohner-Stadt veröffentlicht regelmäßig CO2-Bilanzen, kommuniziert mit Bürgern zu grünen Themen in sozialen Netzwerken und betreibt einen Web-Auftritt, der über alle Nachhaltigkeitsaktivitäten informiert. Die Stadt verleiht zudem Umweltpreise und stärkt mit Aktionen wie dem "Tag der Erneuerbaren Energien" das Bewusstsein für das Thema.

Nicht so Freiburg: Die Badener haben beispielsweise keine Energieeffizienz-Zertifizierung nach dem international anerkannten European Energy Award der EU. Bielefeld wird darin mit Goldstandard eingestuft. Zudem informiert Freiburg weniger über Nachhaltigkeitsaktivitäten und verliert so entscheidende Punkte.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Die besten Städte für Unternehmen
Rang 10, Düsseldorf: Die Arbeitskosten sind in der Rheinmetropole überdurchschnittlich hoch (40.149 Euro, Rang 42), doch gleichzeitig punktet Düsseldorf mit der höchsten Produktivität Deutschlands. Jeder erwerbstätige Düsseldorfer erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 89.412 Euro. Die Arbeitgeber vor Ort bescheinigen zudem auch der Stadt ein gutes Wirtschaften. 52,5 Prozent der Unternehmen finden, dass die Stadtverwaltung sparsam und wirtschaftlich arbeitet (Rang 4). Daraus folgt: Düsseldorf ist die zehntbeste Stadt für Unternehmen. Quelle: dpa
Rang 9, Oldenburg: Die „Stadt der Wissenschaft 2009“ belegt in keiner Kategorie einen Spitzenplatz, liegt aber in den meisten Punkten über dem Durchschnitt. So ist die Mehrheit der Unternehmen mit der Kostenbelastung in Oldenburg zufrieden (52,0 Prozent, Rang 13); die Sparsamkeit der Stadtverwaltung wird von 44,3 Prozent der Arbeitgeber gelobt (Rang 8). Quelle: PR Stadt Oldenburg (Oldb)
Rang 8, Freiburg: Der Gewerbesteuerhebesatz liegt in Freiburg bei 400 Prozent. Das ist der zweitniedrigste Wert im Bundesvergleich. 61,3 Prozent der Unternehmen sind zudem mit dem wirtschaftlichen Handeln und der Sparsamkeit der Stadtverwaltung zufrieden, ebenfalls Rang 2 im Städteranking 2011. Da die Produktivität aber unterdurchschnittlich ist, landet Freiburg im Unternehmens-Ranking nur auf Rang 8. Quelle: APN
Rang 7, Magdeburg: Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts punktet mit den niedrigsten Arbeitskosten unter den deutschen Großstädten. Für Lohn- und Gehaltskosten, Lohnnebenkosten und Sozialleistungen zahlen die Unternehmen in Magdeburg durchschnittlich 29.021 Euro je Beschäftigtem. Zudem wird der Stadtverwaltung ein positives Zeugnis ausgestellt: 41,8 Prozent der Arbeitgeber sind mit deren Wirtschaftskompetenz zufrieden (Rang 13). Insgesamt landet Magdeburg damit auf Rang 7. Quelle: dpa
Rang 6, Hamm: Die Ruhrgebietsstadt galt einst als Hochburg des Bergbaus. Heute ist Hamm vor allem als Logistikstandort populär. Die Autobahnen 1 und 2 sowie drei internationale Flughäfen liegen schließlich in unmittelbarer Umgebung. Die Kostenbelastung für Unternehmen in Hamm ist überdurchschnittlich gering. 54,1 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 6. Auch die durchschnittlichen Arbeitskosten sind mit 33.346 Euro je Arbeitnehmer vergleichsweise gering (Rang 9). Quelle: dapd
Rang 5, Chemnitz: Die drittgrößte Stadt Sachsens ist die in Mitteldeutschland am stärksten industrialisierte Region. Neben den Kernbranchen Automobilindustrie und Maschinenbau sorgen zahlreiche Zulieferungsbetriebe in der Umgebung für Jobs. Die Arbeitskosten für Unternehmen sind sehr gering (29.458 Euro je Arbeitnehmer, Rang 2). Die Mehrheit der Arbeitgeber lobt zudem die Kostendisziplin der Stadtverwaltung (50,6 Prozent, Rang 6). Quelle: dpa
Rang 4, Osnabrück: Die Arbeitgeber in Osnabrück loben die Kostenbelastung für Unternehmen vor Ort. 61,5 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 2. Die Arbeitskosten liegen im oberen Mittelfeld (34.053 Euro je Beschäftigter, Rang 14), ebenso die Zustimmung der Unternehmen zu der Arbeitsweise der Stadtverwaltung (Anteil der Positivantworten: 41,6 Prozent, Rang 14). Quelle: PR Stadt Osnabrück

Düsseldorf schuldenfrei – mit mittelmäßigen Umweltwerten. Halle am ärmsten

Nachhaltigkeit – der Begriff gilt vielen als reiner Ökoindikator. Zu Unrecht, denn was bringen einer Stadt grüne Wiesen und saubere Luft, wenn die Bürger keinen Job finden? Wenn die nachfolgenden Generationen keine Chance haben, lebenswerte Existenzen aufzubauen – und wegziehen?

Daher ist die ökonomische Nachhaltigkeit ein wichtiger Indikator für jede Stadt. Dafür haben die Kieler Wissenschaftler neben der Wirtschaftsleistung auch das verfügbare Einkommen und die Produktivität der Bürger gemessen – vor allem aber den kommunalen Schuldenstand, die Zahl der Unternehmensgründungen und den Anteil der Beschäftigten in kreativen und wissensintensiven Branchen.

Großstädte führen. Teilranking ökonomische Nachhaltigkeit

Sieger der Kategorie ist Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Hauptstadt liefert Bestwerte bei fast allen Aspekten ökonomischer Nachhaltigkeit: Rang eins bei Produktivität, Platz zwei bei der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung mit 72 000 Euro – und ein erster Rang bei den öffentlichen Finanzen: Obwohl die 590 000-Einwohner-Stadt von Pleitekandidaten umstellt ist, wirtschaften die Düsseldorfer seit 2007 praktisch schuldenfrei. Doch so erfolgreich sich die Stadt um solide Finanzen bemüht, so sehr hapert es in den Kategorien Umwelt, Energie und Soziale Nachhaltigkeit. Hier reicht es nur für mittelmäßige Werte und Platz 13 im Gesamtranking.

Norddeutsche Städte zu hoch verschuldet

Etwas besser ergeht es Frankfurt am Main. Die Stadt hat mit knapp 80 000 Euro nicht nur das höchste Pro-Kopf-Einkommen. Sie ist auch bei Unternehmensgründungen und -zuzügen in Relation zur Einwohnerzahl mit knapp 200 pro 10 000 Einwohnern im Jahr führend. Die Hauptstadt Berlin, die sich gerne als das neue Gründer-Zentrum Deutschlands präsentiert, kann da nicht mithalten.

Schlusslicht ist Halle. Die 230 000 Einwohner haben mit knapp über 15 000 Euro pro Kopf eines der geringsten verfügbaren Einkommen aller Vergleichsstädte. Und auch die Steuereinnahmen liegen am unteren Ende. Einziger Lichtblick: Mit 1100 Euro pro Kopf weist die Stadt keinen übermäßigen Schuldenstand auf. Sie liegt sogar 40 Prozent unter dem Schnitt aller Städte.

Schwächste westdeutsche Stadt der Wirtschaftskategorie ist Lübeck. Die Norddeutschen überzeugen bei keinem Indikator – und sind zudem hoch verschuldet.

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