1. Startseite
  2. Technologie
  3. Wirtschaft von oben
  4. Glücksspiel: Hier haben sich US-Casinobetreiber in Dubai komplett verzockt

Foto: LiveEO/Google Earth

Wirtschaft von oben #304 – Glücksspiel in den EmiratenHier haben sich US-Casinobetreiber in Dubai komplett verzockt

Um mehr Touristen anzulocken, wollen die Vereinten Arabischen Emirate Glücksspiel legalisieren. Doch nicht alle ziehen mit. Satellitenbilder zeigen die Milliardenwetten der Casinomarken. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.Nele Antonia Höfler 02.02.2025 - 09:39 Uhr

Im Islam gilt Glücksspiel als Sünde. In vielen Ländern mit muslimischer Bevölkerung sind Casinos, Lotto oder Sportwetten streng verboten. Wer sich dem widersetzt, muss mit einer Geld- oder sogar Gefängnisstrafe rechnen. Das galt auch in den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – bis die Araber Ende des Jahres einen radikalen Kurswechsel einlegten.

Im September eröffnete das Land eine Behörde für legalisiertes Glücksspiel und Lotterien. Sie soll regulieren und Lizenzen vergeben. Erste Amtshandlungen folgten schnell: Erst gab es grünes Licht für eine nationale Lotterie, im Oktober genehmigte sie das erste Casino der Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Emiratis wittern offenbar ein neues lukratives Geschäft und die Chance, mit luxuriösen Casinos künftig mehr Touristen in die Wüste zu locken. Auch abseits des Tourismus lässt sich auf rege Nachfrage hoffen: Für Emiratis bleibt Glücksspiel tabu, aber über drei Viertel der Bevölkerung besteht aus Expats. Bis zu 6,6 Milliarden Dollar könnten die VAE jährlich damit verdienen, schätzt die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Internationale Casinobetreiber pokern seit Jahren auf die Gesetzesänderung. Auf neuesten Satellitenbildern lässt sich ihre milliardenschwere Expansion in den Nahen Osten bereits verfolgen – dabei steht für die meisten bislang die Genehmigung aus. Es braucht Geduld: Ein Casino pro Emirat, so lautet der Plan fürs Erste. Und selbst davon sind nicht alle Emirate gleichermaßen begeistert.

Bislang wurde nur eine einzige Casino-Lizenz vergeben: Im Oktober erhielt sie der aus Las Vegas und Macau bekannte Casinobetreiber Wynn Resorts. 2027 will das US-Unternehmen das erste Casino der VAE eröffnen. Nicht etwa in Dubai oder Abu Dhabi, sondern im deutlich unbekannteren und weniger schillernden Emirat Ra’s al-Chaima, auch bekannt als RAK.

Das Resort entsteht im Joint Venture mit RAK Hospitality Holding. Dessen Vorsitzender: Scheich Mohammed bin Saud bin Saqr Al Qasimi, Kronprinz des Emirats. Mit 11,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet RAK gerade mal zwei Prozent des BIPs der VAE. Das neue Geschäft wird dort deshalb mit offenen Armen empfangen.

Dennoch steckt hinter dem Projekt eine riskante Wette von Wynn-Ceo Craig Billings. Seine Pläne für den Hotelkomplex verkündete er schon 2022. Die Pläne zeigten ein 3,9 Milliarden Dollar teures Luxusresort auf der künstlichen Insel Al Marjan Island. Im Zentrum ein 300 Meter hoher, kupferfarbener Hotelturm mit 1500 luxuriösen Zimmern und Suiten. Daneben sollen 22 Bars und Restaurants, ein Theater, ein Spa, zahlreiche Konferenzräume sowie eine 12.000 Quadratmeter große Luxus-Einkaufspromenade entstehen. Außerdem, so verkündete Billings schon damals selbstbewusst, eine hoteleigene Casinofläche. Die VAE seien für Glücksspiel „der aufregendste neue Markt, der seit Jahrzehnten eröffnet wird“, kommentierte der Konzernchef. Das war lange bevor das Land erste Avancen für eine Gesetzesänderung machte.

Bilder: LiveEO/Google Earth, LiveEO/Airbus/SPOT

Im Fall von Wynn hat sich die Risikobereitschaft gelohnt. Satellitenbilder zeigen deutliche Baufortschritte. Gearbeitet wird auf dem Gelände schon seit 2023. Das gewährt dem Casinobetreiber nun einiges an Vorsprung.

Doch nicht überall ging der Plan der Casinoketten auf. Am längsten spekuliert man wohl in Dubai auf die Legalisierung von Glücksspiel. 2017 wurde dort ein 2,5 Milliarden Dollar teures Bauprojekt auf The Island, einer Halbinsel vor der Wohngegend Jumeirah angekündigt. Auf ihr entstehen aktuell drei Hotels der Marken MGM, Bellagio und Aria. In Las Vegas betreiben die Hotelcasinos. Die Idee hinter dem Bauprojekt: Aus der Insel sollte perspektivisch eine Art Las Vegas 2.0 werden. Sogar ein Nachbau der LED-Konzertkugel Sphere aus der US-Wüstenmetropole soll hier entstehen. Die Bauarbeiten laufen seit 2015 und lassen sich aufgrund ihrer Dimensionen selbst aus dem All beobachten.

Bilder: LiveEO/Google Earth

MGM-Ceo Bill Hornbuckle weiß berufsbedingt, dass man eine Wette verlieren kann. In diesem Fall aber dürfte der Verlust besonders schmerzhaft sein: Es scheint, als hätte MGM auf das falsche Emirat gesetzt. Bei einer Telefonkonferenz mit Investoren Mitte des Monats verkündete Hornbuckle, es werde keine Casinos auf The Island geben.

Anders als seine Nachbaremirate scheint Dubai Glücksspiel nicht zur Priorität zu machen. Weitere Lockmittel für Touristen hat die Stadt nicht nötig. Allein zwischen Januar und November 2024 zog Dubai 16,79 Übernachtungsgäste an – mehr als jemals zuvor.

Das ermöglicht es der Metropole, das Experiment Glücksspiel in den VAE vorerst mit genügend Sicherheitsabstand zu beobachten. Von dem Casino-Tourismus der Nachbaremirate profitiert die Stadt so oder so: Ein Großteil der Gäste wird am internationalen Flughafen Dubai landen und sich ein Abstecher in die Stadt sicher nicht entgehen lassen.

Caesars Palace, Bluewaters Island, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate 03.04.2024: Die aus Las Vegas bekannte Casinohotelkette Caesars Palace schließt ihr Hotel, das sich rechts oben auf dem Bild erkennen lässt. Bild: LiveEO/Google Earth Foto: WirtschaftsWoche

Nicht nur für MGM ist die Entscheidung ein herber Schlag: Auch das in Dubai ansässige Hotel Caesars Palace hatte seit seiner Eröffnung im Jahr 2018 gehofft, in den Hallen des Resorts eines Tages ein Casino eröffnen zu können. Nun hat der Casinobetreiber angekündigt, sein Hotel in Dubai zu schließen. Der Schritt wurde nur wenige Tage nach der Gründung der Glücksspielbehörde in den VAE verkündet.

Sein Casino-Glück will das Unternehmen stattdessen in Abu Dhabi versuchen. Das MGM hat noch im September seine Lizenz in der Hauptstadt beantragt. Die Suche nach einem potenziellen Standort für ein Resort läuft.

Yas Island, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate 1: Warner-Bros-Themenpark2: Wasserpark3: Themenpark Ferrari-World4: Formel-1-Rennstrecke Bild: LiveEO/Google Earth Foto: WirtschaftsWoche

Eine Option soll die künstlich aufgeschüttete Insel Yas sein, auf der sich schon zahlreiche Unterhaltungsangebote wie verschiedene Themenparks und eine Formel-1-Rennstrecke befinden. Aber auch ein Standort in der Nähe des Hafens wird offenbar diskutiert.

Mit dem Antrag in Abu Dhabi dürfte MGM aber nicht der Einzige bleiben: Branchenkenner rechnen damit, dass zeitnah Anträge von Wettbewerbern folgen, die mit MGM um die Lizenz für das vorerst einzige Casino in der Hauptstadt buhlen dürften.

Hier finden Sie alle Beiträge aus der Rubrik „Wirtschaft von oben“

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
Stellenmarkt
Die besten Jobs auf Handelsblatt.com
Anzeige
Homeday
Homeday ermittelt Ihren Immobilienwert
Anzeige
IT BOLTWISE
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Remind.me
Jedes Jahr mehrere hundert Euro Stromkosten sparen – so geht’s
Anzeige
Presseportal
Lesen Sie die News führender Unternehmen!
Anzeige
Bellevue Ferienhaus
Exklusive Urlaubsdomizile zu Top-Preisen
Anzeige
Übersicht
Ratgeber, Rechner, Empfehlungen, Angebotsvergleiche
Anzeige
Finanzvergleich
Die besten Produkte im Überblick
Anzeige
Gutscheine
Mit unseren Gutscheincodes bares Geld sparen
Anzeige
Weiterbildung
Jetzt informieren! Alles rund um das Thema Bildung auf einen Blick