Wirtschaft von oben #90 – Virusausbruch Mit diesem Quarantäne-Dorf will China eine erneute Ausweitung stoppen

In China halten einige lokale Corona-Ausbrüche die Behörden in Atem. Wie Satellitenbilder zeigen, hat das Land daher innerhalb weniger Tage ein Quarantäne-Dorf hochgezogen. Bislang geht das Konzept auf. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Mit einem Quarantäne-Dorf will China eine erneute Ausweitung des Coronavirus stoppen.

Als es Anfang Januar nach über einem halben Jahr die ersten Meldungen über neue Corona-Fälle in der nordostchinesischen Stadt Shijiazhuang gab, setzten sich sofort die Bagger in Bewegung. Auf einem Feld begannen hunderte Arbeiter am 13. Januar, ein Container-Dorf mit Platz für 4.000 Menschen zu errichten. Zwei Tage zuvor sind auf dem Satellitenbild von LiveEO nur Ackerflächen und kleinere Straßen zu erkennen. In einer enormen Geschwindigkeit kommen in den folgenden Tagen immer mehr weiße Container hinzu.

Anfang dieser Woche konnten die ersten Bewohner einziehen. Es handelt sich um Menschen, die engen Kontakt mit Infizierten hatten und nach den strengen chinesischen Regeln deshalb zur Beobachtung in einer zentralen Quarantäneeinrichtung untergebracht werden.

Jedes der Zimmer ist etwa 18 Quadratmeter groß und wird von außen per Videokamera überwacht. Es gibt ein eigenes Bad mit Dusche, einen Schreibtisch, ein Bett, ein Fenster und WLAN, wie der staatliche Fernsehsender CCTV berichtet.

Der Bau solcher in Rekordzeit hochgezogener Quarantäne-Zentren ist nur einer von vielen Mosaiksteinen, mit denen die Behörden in China den Kampf gegen das Virus führen – und vor allem auch die Wirtschaft des Landes schützen wollen. Denn da China das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff hat, haben sich die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder normalisiert. Während rund um die Welt Regierungen mit Rezessionen konfrontiert sind, ist China die einzige große Volkswirtschaft, die im abgelaufenen Jahr ein Plus von 2,3 Prozent bei der Wirtschaftsleistung verbuchte. Der Anstieg fiel damit noch größer aus, als die meisten Analysten vorhergesagt hatten.

Dicht an Dicht stehen die Container auf einem Feld in Shijiazhuang. Die Quarantäne-Räume verfügen über eigene Duschen und WLAN.

Damit es für die Wirtschaft so weiterläuft, geht die Regierung rigoros vor. Jedes neue Aufflackern des Virus wird sofort im Keim erstickt. Gut geklappt hatte das bereits im Sommer und Herbst mit lokalen Viruswellen in Peking, der Küstenstadt Tianjin oder in Chinas westlichster Region Xinjiang.

Während im Großteil des Landes das Leben normal läuft, hat der Ausbruch für die elf Millionen Menschen in Shijiazhuang nun weitreichende Folgen. Obwohl nur einige hundert Infektionen in der Mega-Metropole entdeckt wurden, mussten sämtliche Einwohner zum Corona-Test antreten. Der Massentest war innerhalb einer Woche abgeschlossen. Dabei half ein mobiles Testlabor mit dem Namen „Feuerauge“, in dem bis zu eine Million Proben täglich ausgewertet werden können. Auch wurde in der Stadt ein Lockdown verhängt.

Massentests wie in Shijiazhuang kommen in den nächsten Wochen wohl noch auf andere chinesische Städte zu. Zwar gilt das Pandemiegeschehen weiterhin als unter Kontrolle. Landesweit wurden so am Freitag lediglich 97 Infektionen gemeldet, davon die meisten in den drei nördlichen Provinzen Heilongjiang, Jilin und Hebei, wo auch Shijiazhuang liegt. Auch Shanghai meldete sechs Infektionen, Peking drei.

Auf dem Dach zweier Container steht auf Chinesich „gib Gas!“. Ein Slogan, mit dem sich Chinesen anfeuern und Mut zusprechen.

Dass die Zahl neuer Erkrankungen jedoch seit über einer Woche um die Marke von 100 wabert, zeigt zumindest, dass ein exponentielles Wachstum verhindert werden konnte.

100 Fälle in China wären auf die Bevölkerung Deutschlands heruntergerechnet nicht einmal sechs Infektionen pro Tag. Nervös ist die Regierung in Peking dennoch, da in diesen Tagen mit dem bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest die größte Reisewelle des Jahres beginnt. Zum wichtigsten Familienfest der Chinesen sind normalerweise einige Hundert Millionen Menschen unterwegs. Trotz Beschränkungen, die die Behörden verhängt haben, wird während der Feiertage in diesem Jahr mit 1,7 Milliarden Reisen gerechnet.

Chinas Null-Corona-Strategie steht damit schon der nächste Härtetest bevor.

Die Rubrik „Wirtschaft von oben“ entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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