Scheinwerfer-Spezialist Hella wird an Faurecia verkauft

Der westfälische Autozulieferer Hella bekommt einen französischen Eigentümmer. Quelle: dpa

Die Gründerfamilie des deutschen Autozulieferers gibt dem französischen Unternehmen Faurecia den Zuschlag. Der Autozulieferer aus Nanterre bietet Hella-Aktionären 60 Euro je Aktie.

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Der deutsche Autozulieferer Hella wird für bis zu 6,8 Milliarden Euro nach Frankreich verkauft. Die Mitglieder der verzweigten Gründerfamilie Hueck/Röpke gab am Samstag dem Autozulieferer Faurecia aus Nanterre für vier Milliarden Euro den Zuschlag für ihr Paket von 60 Prozent der Hella-Aktien, wie der Scheinwerfer-Spezialist aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen mitteilte. Die übrigen Aktionäre bekommen ein Übernahmeangebot über 60 Euro je Aktie; dazu kommt - noch vor dem Verkauf - eine Dividende von 96 Cent. Insgesamt wird das Familienunternehmen mit 6,8 Milliarden Euro bewertet.

Faurecia erklärte, man wolle mit der Übernahme von Hella „die Nummer 7 unter den globalen Automobilzulieferern mit einem hochmodernen Technologieportfolio schaffen, das alle Megatrends der Branche abdeckt“. Zuletzt hatten Insidern zufolge auch die Autozulieferer Plastic Omnium aus Frankreich und Mahle aus Stuttgart um Hella gebuhlt. Reuters hatte bereits berichtet, dass alle Übernahmeangebote in einer ähnlichen Größenordnung von 60 Euro je Aktie liegen würden.

Die Mitglieder der Familienstämme Hueck und Röpke hatten ihre Beteiligung im Frühjahr zum Verkauf gestellt und die Investmentbank Rothschild beauftragt, einen Käufer zu finden. Dabei läuft der Poolvertrag, in dem sie ihre Aktien nach dem Börsengang von Hella 2014 gebündelt hatten, noch drei Jahre. Der Vertreter der Familie im Gesellschafterausschuss, Jürgen Behrend, ist 72 Jahre alt. Die Konzernführung hatte er bereits 2017 abgegeben. Ein Nachfolger, der die Interessen der Familie künftig bündeln könnte, war nicht in Sicht.

Hella hat einen Käufer: Faurecia. Für den westfälischen Autozulieferer ein riskanter Schritt. Der Erfolg Hellas basiert auf dem Konzept familiär verpackter Daueroptimierung. Dem Unternehmen droht nun große Unruhe.
von Annina Reimann

Hella bestätigte die Verkaufspläne erst am Donnerstag, nachdem die verbindlichen Gebote eingegangen waren. In einer Vereinbarung mit Faurecia hat sich das Unternehmen nach eigenen Angaben weitreichende, langfristige Zusicherungen geben lassen. Dabei geht es nach Hella-Angaben unter anderem um „die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den Fortbestand des Standorts Lippstadt als wesentliches Zentrum mit operativen Führungen, bestimmten Zentralfunktionen und Forschungs- und Entwicklungseinheiten“.

Die Familie bekommt 3,4 Milliarden Euro in bar und weitere knapp 600 Millionen Euro in Form von Faurecia-Aktien, die dabei mit dem Dreimonats-Durchschnittskurs von 42,06 Euro bewertet werden. Am Freitag schlossen die Papiere in Paris mit 38,43 Euro. Die Finanzierung der Übernahme sei gesichert, hieß es in der Mitteilung. Die Hella-Offerte liegt 33 Prozent über dem Kurs von Ende April, als das „Manager Magazin“ zum ersten Mal über die Verkaufspläne berichtet hatte. Am Freitag lagen Hella-Aktien im Nebenwerteindex MDax mit 63,18 Euro aber deutlich über dem Übernahmeangebot.

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Hella beschäftigt rund 39.000 Mitarbeiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Mai) hatte das Unternehmen den Umsatz um 13 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gesteigert und zählt damit zu den zehn größten deutschen Autozulieferern. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) erholte sich auf 510 (2019/20: 227) Millionen Euro.

Mehr zum Thema: Am Wochenende wurde es offiziell: Hella hat einen Käufer: Faurecia. Für den westfälischen Autozulieferer ein riskanter Schritt. Der Erfolg Hellas basiert auf dem Konzept familiär verpackter Daueroptimierung. Ein Verkauf könnte die erprobte Strategie gefährden. Dem Unternehmen droht große Unruhe.

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